Die große Kölner Gesamtschullücke schließen

Heiner Kockerbeck

Rede in der Ratssitzung am 12.12.2019

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrte Damen und Herren,

die Bezirksvertretung Porz hat eine sehr gute Ergänzung zur Schulbauliste der Stadt beschlossen und der Rat sollte diesen Beschluss der BV Porz heute bestätigen, um die Schulsituation in Porz zu verbessern. Gerne tragen wir den Änderungsantrag als Antragsteller mit, der auf Initiative der SPD zustande kam.

Meine Fraktion hat im Schulausschuss am 25.11. bereits kritisiert, dass die Priorisierungsliste einen Geburtsfehler hat. Wir alle wissen, dass in Köln in den letzten 15 Jahren weit über 10.000 Kinder nicht die von ihnen und ihren Eltern gewünschte Schulform, eine Gesamtschule, besuchen konnten. Jährlich fehlen im Durchschnitt 800 Plätze. Es fehlen acht vierzügige Gesamtschulen.

Was beschließt aber das Ratsbündnis von CDU, Grünen, FDP? Es beschließt das vor einem Jahr vorgeschlagene Ausbauprogramm für Gymnasien, aber kein Ausbauprogramm für Gesamtschulen!

Ich will jetzt die Diskussion im Schulausschuss nicht wiederholen, aber noch einmal darauf hinweisen: Die Baumaßnahmen der Kategorie 0, die die höchste Priorität haben, weisen zwei völlig neue Gymnasien auf. Bei den Gesamtschulen sind hier nur Schulen aufgeführt, die bereits in einem Interimsquartier gestartet sind. Neue Gesamtschulen wird es also mindestens für fünf bis sechs Jahre nicht geben. Das bedeutet, dass die überregional bekannte und langjährige große Kölner Gesamtschullücke in die Zukunft hinein verlängert wird. Während bei den Gymnasien die Ratsmehrheit sofort auf die Landesentscheidung, zu G9 zurückzukehren, reagiert, und Gymnasien ausbaut, werden auch in den kommenden Jahren die vielen Wünsche Kölner Eltern nach Gesamtschulen nicht erfüllt werden. Diese Benachteiligung eines Teils der Elternschaft muss dringend beseitigt werden.

Zwar hat die Verwaltung sich für die Jahre bis 2030 oder später Gedanken gemacht und möchte für die Jahre nach 2025 tausende Gesamtschulplätze schaffen. Nur: Kein Mensch kann sagen, ob diese Zahl an Plätzen dann noch reicht, weil die Nachfrage nach Gesamtschulplätzen rasant zunimmt. Die meisten Fachleuten sind sich nämlich einig: Je mehr Gesamtschulen vor Ort gegründet werden, um so mehr entdecken Eltern diese sozial hochgradig inklusive und individuell fördernde Schulform. Als 2018 in Ehrenfeld die Heliosschule und die Gesamtschule Vogelsang starteten, verdoppelte sich glatt die Zahl der Anmeldungen im Stadtbezirk Ehrenfeld von 270 (2017) auf 547 (2018). Es gab 2018 so viele Ablehnungen wie im Jahr zuvor, trotz zwei neuer Gesamtschulen. Zudem wächst Kölns Einwohnerzahl. Die Planungen der Stadt berücksichtigen also sehenden Auges nicht die Entwicklung im Wahlverhalten von Eltern, die immer mehr Gesamtschulen wünschen.

Wenn alle Fraktion, wie sie beteuern, die Gesamtschulen gleichberechtigt ausbauen wollen, dann ergibt sich jetzt zumindest für den Stadtbezirk Porz die Gelegenheit, damit dort anzufangen. Es gibt in Porz zur Zeit nur eine Gesamtschule, aber bereits drei Gymnasien. Bei den Anmeldungen an den weiterführenden Schulen fehlte 2019 an Gesamtschulen 50 Plätze. Bei den Gymnasien gab es mehr Plätze, nämlich 363 Plätze als Anmeldungen, nämlich 348. Es gab also hier keine Ablehnungen, sondern Plätze, die nicht nötig waren. Und die Einwohnerzahl in Porz wird durch den Bau des Wohngebietes Zündorf-Süd steigen, wodurch sich vermutlich dieses Missverhältnis im Schulangebot nicht verbessern wird. Deshalb legt die BV zu Recht Priorität auf eine zweite Gesamtschule für Porz.

Die Zahlen der letzten Jahre sprechen für sich: Die Kölner Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass die Stadt mehr als bisher für Gesamtschulen tut. DIE LINKE plädiert deshalb dafür, dass der Rat heute einen ersten Schritt dahin unternimmt, die große Kölner Gesamtschullücke zu schließen. Weitere Schritte müssten dann folgen.