Linksfraktion stellt Antrag für mehr Frauen in den Aufsichtsräten. Rede von Güldane Tokyürek

Der Public Corporate Governance Kodex (PCGK) der Stadt Köln sieht u.a. vor, dass Aufsichtsräte zu mindestens 40 Prozent aus Frauen bestehen sollen. In mehreren Fällen wird diese Bestimmung nicht eingehalten. Die Linksfraktion hat deshalb im Rat den Antrag gestellt, die Gremien PCGK-konform zu besetzen. Diesen Antrag hat Güldane Tokyürek begründet:

 

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts von 2012 stellt fest: Konformismus, Traditionalismus und Hierarchien prägen einen Großteil der Unternehmen in Deutschland. Diese Unternehmenskultur macht es Frauen nahezu unmöglich, in Unternehmen aufzusteigen und einen Kulturwandel von oben zu unterstützen. Viel zu wenig hat sich seither geändert.

Solange Männer in den Leitungsgremien unter sich bleiben, haben sie wenig Neigung auf die Bedürfnisse von Frauen einzugehen. Zu diesen Bedürfnissen gehören z. B. ein anderer Führungsstil, eine empathischere Kommunikation oder auch die Vereinbarkeit von Familienverpflichtungen (die zu einem weit größeren Teil immer noch Frauen übernehmen) mit ihrem Job.

Es macht auch einen negativen Unterschied für Männer selbst, wenn Männer in den Leitungsgremien weitgehend unter sich bleiben. Mehr Frauen, mehr Diversität führen zu einer anderen Unternehmenskultur. Eine weiblichere Unternehmenskultur führt zu mehr Jobzufriedenheit. Denn hier ist nicht allein die Lohnhöhe entscheidend. Langfristig wichtiger ist es, ein gutes Betriebsklima mit Wertschätzung der Mitarbeitenden und gelungener sozialer Interaktion zu etablieren. Hier haben weiblich geprägte Unternehmen die Nase vorn.

Jobzufriedenheit ist eine wichtige Ressource für kommunale Unternehmen. Denn sie konkurrieren mit Unternehmen der freien Wirtschaft um zu wenige Fachkräfte.

Unsere Gesellschaft wandelt sich. Menschen haben andere Bedürfnisse, wollen anderes kommunizieren, leben und arbeiten als noch vor 20 Jahren. Gremien, die besetzt sind wie vor vierzig Jahren, ausschließlich oder fast ausschließlich mit Männern, werden diesen Mentalitätswandel eher nicht nachvollziehen. Sie laufen Gefahr, an den Bedürfnissen der Menschen vorbei zu arbeiten oder zu kommunizieren. Eine McKinsey-Studie aus dem Jahr 2020 stellt fest: Unternehmen mit hoher Gender-Diversität sind um 25 % profitabler, bei gleichzeitig hoher ethnischer Diversität sogar um 36 %.

Führungskräfte neigen dazu, Menschen nach oben zu holen, die sind wie sie: Männliche Führungskräfte bevorzugen Männer in einem ähnlichen Alter und mit einem ähnlichen Werdegang bzw. background. Damit diese homogenen Gruppen sich nicht dauernd reproduzieren, sind Quoten so wichtig. Das hat auch die Mehrheit in unserer Gesellschaft erkannt. Der Public Corporate Governance Kodex (PCGK) berücksichtigt dies, aber auch viele Unternehmen, die sich zukunftsfest aufstellen und besser werden wollen.

Mehr Diversität in den Aufsichtsräten ist nicht alleine ausschlaggebend für einen Kulturwandel im Unternehmen. Aber es ist ein wichtiges Instrument, um Betriebe zukunftsfest aufzustellen. Damit die Politik ein ausreichend großes Reservoir an Kandidatinnen hat, soll sie bereits ihre Kandidat*innenlisten entsprechend aufstellen. Allerdings ist unser Antrag natürlich nur ein Appell. Politische Parteien haben das Recht, unternehmensfeindliche und rückwärtsgewandte Beschlüsse zu treffen. Klug ist das allerdings nicht.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Unser Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt.