Keine Kürzungen bei Schulbibliotheken

Michael Kellner

es ist sicher kein alltäglicher Vorgang, dass eine Fraktion die Rücknahme eines Beschlusses fordert. Die Fraktion Die Linke. Köln hat sich das auch nicht leicht gemacht.

Dem Antrag gingen eine Anfrage in der letzten Ratssitzung und weitere Fragen und Recherchen voraus, die sich aus den Antworten der Verwaltung ergaben, voraus.  Es gibt zwei Gründe, warum die Fraktion Die Linke. Köln diesen Antrag gestellt hat: zum einen die Situation in unseren Schulbibliotheken und zum anderen die bereits in der Vergangenheit erfolgten Stellenkürzungen in diesem Bereich. Zunächst zur Situation der Schulbibliotheken in Köln. Sie leisten einen Dienst, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Sie wissen, welche Bedeutung die Leseförderung seit den PISA - Untersuchungen in Deutschland hat. Hier wird diese Bedeutung umgesetzt: Bibliothekseinführungen für die neuen Klassen, Zusammenstellung von Handapparaten, Vorlesewettbewerbe, Autorenlesungen, Durchführung von Lesenächten und Lesestunden, Workshops zum Welttag der Poesie - das sind nur einige der zahlreichen Veranstaltungen, die für die Bibliothekarinnen zum laufenden Geschäft im Bibliotheksalltag gehören. Dazu kommen das tägliche Einsortieren der Bücher, die Signierung von Neuanschaffungen, die Beratung der Schülerinnen und Schüler bei der Ausleihe und ihre Betreuung in den elektronischen Selbstlernzentren.

Die Aufgaben des Personals in den Schulbibliotheken sind vielfältig und anspruchsvoll, sie verlangen eine spezielle Ausbildung und langjährige Erfahrung. Die betreffenden Schulen können auf dieses Personal nicht verzichten.

Dennoch hat es bereits in der Vergangenheit erhebliche Kürzungen gegeben. So wurde 1998 in der Gesamtschule Porz eine Stelle nicht wiederbesetzt und 2003 offiziell in der Gesamtschule Zollstock eine halbe und in der Gesamtschule Rodenkirchen eine ganze Stelle gekürzt. Im gleichen Jahr fiel schließlich in den Gesamtschulen Höhenhaus und zwei Jahre später in der Gesamtschule Holweide je eine halbe Stelle weg. Diese Kürzungen waren für alle Beteiligten in den Schulbibliotheken kaum zu ertragen. Trotzdem legte die Unternehmensberatung Kienbaum 2006 weitere Kürzungsvorschläge auf den Tisch, und die Mehrheit der Ratsmitglieder stimmte mit dem Haushalt 2007 zwei Stellenkürzungen zu, die bis 2010 umgesetzt werden sollen.  

Ein Schulleiter schrieb uns: ?Nach der bereits erfolgten Reduzierung der Stellen um die Hälfte (?) sehen wir uns nun am unabdingbar notwendigen Minimum angelangt. Bereits jetzt ist eine adäquate Führung der Schulbibliothek nur mit zusätzlichem Einsatz von ehrenamtlich Tätigen möglich. Eine weitere Kürzung von Fachpersonal ist aus unserer Sicht nicht zu vertreten.?

Wir müssen uns an dieser Stelle fragen: wollen wir wirklich unsere Schulbibliotheken auf diese Weise demontieren? Anlässlich des Festaktes zur Wiedereröffnung der Anna - Amalia - Bibliothek in Weimar sang Bundespräsident Horst Köhler das Hohe Lied der Bibliotheken - mit Recht. Aber er nutzte den Festakt auch, um auf Versäumnisse hinzuweisen.

Unter anderem heißt es in seiner Rede: ?Nur 15 Prozent der Schulen verfügen über eine eigene Bibliothek, und selbst diese Bibliotheken erfüllen nur selten bibliothekarische Mindeststandards.? Weiter heißt es: ?Trotz des wichtigen Beitrags der Bibliotheken für die Bildung und das selbstständige Lernen fehlt in Deutschland - im Gegensatz zu den erfolgreichen PISA-Ländern - die strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil unserer Bildungsinfrastruktur? Meine Meinung ist: Bibliotheken gehören deshalb in Deutschland auf die politische Tagesordnung.?

Soweit die Worte des Bundespräsidenten. Wie sie sehen, setzen wir sie mit diesem Antrag zumindest im kommunalen Bereich um.

Im Vorfeld des Antrages hat es einige Schwierigkeiten gegeben, die uns eher bestärkt haben, diesen Antrag zu stellen. Das Schulverwaltungsamt rückte auf unsere Anfrage und nachfolgenden Fragen nur sehr zögernd mit den vorausgegangenen Kürzungen von Stellen an den Schulbibliotheken raus. Das erklärt auch die Unterschiede zwischen den Jahreszahlen im Antrag und in meiner Rede. Frau Dr. Klein hat hier dankenswerterweise noch in letzter Minute für Klarheit gesorgt.

Mit Recht nimmt unsere Fraktion allerdings an, dass  diejenigen, die im Rat für den Haushalt 2007 gestimmt haben, von den Kürzungen in der Vergangenheit nichts gewusst haben. Das ist ein Grund mehr, warum wir diesen Antrag gestellt haben. Ich bitte um Ihre Zustimmung und danke fürs Zuhören.