Zusammenarbeit von Köln und Bonn bei Oper und Tanz sinnvoll

Jörg Detjen

Rede Zur Ratssitzung am 25.11.2010

Herr Oberbürgermeister!
Meine Damen und Herrenl

Der Programmchef des Kölner Stadtgartens und Künstlerische Leiter des Moers Festivals, Reiner Michalke, hat in einem Interview mit der Internetplattform comcologne im September Folgendes gesagt - das passt eigentlich ganz gut zu dieser Diskussion:

Oper ist das zweitteuerste nach Krieg.
Solange man sich Oper leisten kann: wunderbar! Doch wenn es finanziell eng wird und sich die Sinnfrage stellt, wird es ganz ruhig im Raum - nicht nur in Köln. Deshalb ist dieses Thema auch überall tabu.

In dem Interview ging es um die anstehende Entscheidung über die Sanierungsvarianten für das Schauspielhaus und die Kulturpolitik in Köln, ein nach wie vor aktuelles Thema.

Der Oberbürgermeister von Bonn hat dieses Tabu nun ein wenig gebrochen, was ich gut finde. Herr Granitzka, die von Ihnen vertretenen Positionen fand ich sehr interessant. Daran will ich in gewisser Weise anknüpfen. Ich sehe das ein wenig anders als der Kollege von der FDP. Es ist doch mutig, ein Tabu zu brechen und ein bestimmtes Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.

Zu der Kritik an der Art und Weise, wie er das getan hat, meine ich: Geschichte ist immer anders verlaufen, als man sich das vorgestellt und geplant hat.
Jetzt festzustellen: Wenn das nicht so, sondern so gelaufen ware, dann ware das richtig gewesen, das ist doch einfach langweilig. Man muss sich doch mit dem auseinandersetzen, was real stattgefunden hat.

Köln und Bann arbeiten bereits jetzt in gewisser Weise in Sachen Kulturpolitik zusammen. Herr Granitzka hat auf den Kullurentwicklungsplan hingewiesen. Dort ist zu lesen - ich zitiere:

In den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts war Köln das kulturelle Zentrum im Westen der Bundesrepublik. Die Stadt war, wenn man so will, die kulturelle Kapitale der Hauptstadt Bonn.

Dass das inzwischen Geschichte ist, das wissen wir. Aber aus dieser Zeit rühren natürlich auch Formen der Zusammenarbeit und ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl der Kulturinstitutionen dieser beiden Stadte. Daran sollten wir anknüpfen.

Meine Damen und Herren, es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit, namlich zwischen dem Betriebskostenzuschuss pro Besucher beim Opernbetrieb Bonn und beim Opernbetrieb Köln. In Bonn soll er ungefahr bei 150 Euro liegen. Bei unserer Oper liegt er bei 167,16 Euro pro Besucher.
Wir alle wissen, dass das sehr viel Geld ist und dass das in keiner Relation steht zu anderen kulturellen und sozialen Projekten, die wir in irgendeiner Form bezuschussen. Deswegen müssen wir auch über diese Frage nachdenken.

In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass die Kölner Oper eine standortentscheIdende Rolle für die Wirtschaft spielt. Das war früher ganz anders.
Auch die Rolle des Bürgertums in den Stadtgesellschaften hat sich geändert. Wir haben heute eine Stadtgesellschaft, die vielfaltiger, vielschichtiger und bunter ist. Auch das ist ein Aspekt, den man berücksichtigen muss.
Aber auch die Kulturpolitik selbst hat sich verändert. Darüber solllen wir meines Erachtens in der Stadtgesellschaft eine Diskussion führen.

Deswegen begrüßen wir diesen Tabubruch. Wir glauben, wir müssen jetzt in positiver Weise in diese Diskussion einsteigen; das sehe ich genauso.

Ich halte es aber auch für notwendig, mit allen Beteiligten zu reden; das ist völlig klar. Man muss sowohl mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch mit den Bürgerinnen und Bürgern sprechen.

Natürlich müssen wir auch über Betriebsformen nachdenken, die sinnvoll und zweckmäßig sind, damit wir keine Unruhe erzeugen. Ein Beispiel waren die Anstalten des öffentlichen Rechts, die wir in letzter Zeit in Zusammenhang mit regionalen Projekten gegründet haben. Mit dieser Form ließe sich zum einen Lohndumping verhindern und zum anderen erreichen, dass sich die jeweiligen Kommunen zweckgebunden an solchen Betrieben beteiligen können.

 Meine Damen und Herren, die Debatte ist eröffnet. Man muss mit Tabubrechern diskutieren, mit ihnen freundlich verhandeln, sie unterstützen und gemeinsam mit ihnen Positionen entwickeln.
- Danke schön.