Weltbodentag: Wer den Acker pflegt, den pflegt der Acker

HP Fischer

Boden, umgangssprachlich auch Erde, Erdkrume, Erdboden oder Erdreich genannt, ist der oberste, im Regelfall belebte Teil der Erdkruste. Es sind diese oberen 20 bis 30 cm, die uns ein Leben auf diesem Planeten überhaupt ermöglichen. Und obwohl Boden auch offiziell in Deutschland seit 1999 geschützt ist, wird er landläufig gering betrachtet. Wer durch ein Feld geht, hat später „Dreck“ an den Schuhen. Dreck und Schmutz gelten als das Gegenteil von Sauberkeit. Somit wird er als gesundheitlich bedenklich, als ekelerregend, ökologisch bedenklich oder ästhetisch abstoßend wahrgenommen.

Das Gegenteil ist der Fall doch einzig im Begriff „Mutterboden“ wird er in seiner Bedeutung noch gewertschätzt.

Die Internationalen Bodenkundliche Union (IUSS) hat im Rahmen ihres 17. Weltkongresses, im August 2002 in Bangkok, den 5. Dezember zum Weltbodentag (World Soil Day) ernannt. Mit ihm soll ein jährliches Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden gesetzt werden.

Mit dem Ackerboden steht im Jahr 2023 die landwirtschaftliche Nutzung der Böden in Deutschland im Fokus der Aktion „Boden des Jahres“. Damit soll an das aktuelle Motto des Internationalen Tag des Bodens „Soil - Where food begins“ angeknüpft werden. Welche wichtige Rolle Ackerböden für den Menschen spielen und welche Herausforderungen es zu bewältigen, darüber wird noch viel zu wenig gesprochen.

Eigentlich ist der Ackerboden kein eigenständiger Boden im Sinne der Deutschen Bodengliederung (Bodensystematik). Aber außer den oben genannten allgemeinen Gründen über Boden zu sprechen, gibt es weitere, die auf den Ackerboden zutreffen:

  • Ackerböden haben mit ca. 30 % den größten Anteil an der Bodenfläche Deutschlands.
     
  • Ackerböden haben einen sehr niedrigen Schutzstatus, bei hoher Bodennutzungskonkurrenz und den mit Abstand höchsten Flächenverbrauch von mehr als 50 ha/Tag in Deutschland.
     
  • Der Mensch gestaltet als bodenbildender Faktor seit rund 7.000 Jahren in Mitteleuropa viele Böden zu Ackerböden um.
     
  • Die aktuelle Weltsituation sollte uns bewusst machen, wie wichtig intakte und ertragssichere Ackerböden in allen Weltregionen sind.
     
  • Wir müssen aus Fehlern der Ackerbodennutzung lernen, behutsamer und nachhaltiger mit der lebenswichtigen Ressource Boden umzugehen. Neue Forschungen unterstützen eine nachhaltige Ackerbodennutzung.
     
  • Die so genannte ökologische Wertigkeit wird als viel zu gering angegeben.
     
  • Wenn wir verkürzte Lieferketten und regionale Versorgung Wert legen, dann müssen wir auch den regionalen Ackerboden bewahren.

Nur noch 16,1 Prozent der Kölner Gesamtfläche waren 2021 landwirtschaftlich genutzte Fläche. Tendenz fallend. Die Verkehrsfläche hatte da mit 16,3 Prozent schon überholt. Wir haben also mehr Straßen, Rad und Fußwege als Acker in Köln. Und beides zusammen ist nicht mal soviel wie die bebaute Fläche (32,5 Prozent). Und immer noch wird Ackerfläche per Ratsbeschluss in zu versiegelnde Fläche umgewandelt. Nicht zuletzt auch mit dem Beschluss die Felder zwischen Rath/Heumar, Brück und Neubrück für Wohnbebauung, Schule und Sportanlagen zu beplanen (https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0053.asp?__kvonr=116169) und in wenigen Jahren bebauen zu lassen oder ein Lidl-Logistikzentrum in Porz auf einem bisherigen Acker zu errichten (https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0053.asp?__kvonr=114828 ).

Köln hat eine Fläche von rund 405,2 qkm also 405.200.000 Quadratmeter. Die oben genannten 16,1 Prozent Ackerfläche entsprechen 65,2372 qkm beziehungsweise 65.237.200 qm Ackerfläche.

Bei 1.092.481 Einwohnerinnen (Juli 2023) entspricht dies lediglich knapp 60 qm pro Person.

Für einen Selbstversorgergarten berechnet man bei fleischloser Ernährung mindestens 160 qm pro Person! 

1,5 Milliarden Hektar an Ackerfläche gibt es auf unserer Erde. Und 7,5 Milliarden Menschen. Damit stehen jedem Erdbewohner im Durchschnitt 2.000 Quadratmeter an Ackerfläche zur Verfügung (Weltacker), auf der alles wachsen kann, was ihn nährt und versorgt. Genug Fläche, um mehr Gemüse und mehr Getreide anzubauen, als ein Mensch in einem Jahr essen kann. Aber eben nicht genug für beliebig viel Fleisch, Textilfasern oder Bio-Sprit. Deshalb kommen wir in Europa mit nur einem sogenannten "Weltacker" pro Person nicht aus.

 Durchschnittlich braucht jede(r) in Deutschland statt der theoretisch zustehenden 2.000 Quadratmeter Ackerfläche tatsächlich 2.700 Quadratmeter. Das heißt, dass 700 Quadratmeter "importiert" werden müssen - und den Menschen woanders fehlen.

Köln ist also von regionaler Selbstversorgung fast so weit entfernt wie Astronauten auf dem Mond.

Es reicht vielleicht für ein paar Erdbeeren, Kartoffeln und Zuckerrüben. Der Rest muss rangeschafft werden.

Auch darum lohnt es sich, um jeden Quadratmeter Acker zu kämpfen. Von Versiegelung und Klimaschädlichkeit noch nicht mal geschrieben.