Welche Konsequenzen müssen aus dem Großbrand in Niehl gezogen werden?

Michael Weisenstein

Ein Großbrand in einer Sortieranlage des Kölner Müllofens hat die Kölner Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Nur durch einen riesigen Feuerwehreinsatz, der mehrere Tage angedauert hat, konnte das Feuer gelöscht werden.

Offizielle Stellen haben, wie oft bei solchen Unfällen, mitgeteilt, dass für die Bevölkerung keine Gefahr bestand. Diese Aussage sollte kritisch hinterfragt werden. Mehrere Tage stank es in weiten Teilen der Stadt extrem. Viele Menschen klagten über Kopfschmerzen und Übelkeit. Es ist schwer nachvollziehbar, dass Gefahren ausgeschlossen werden, obwohl unklar ist, welche Substanz den Brand ausgelöst hat. Es wird nicht mehr festzustellen sein, welcher Stoff sich entzündet hat und den Großbrand ausgelöst hat.

Der Betreiber der Müllverbrennungsanlage ist die Abfallverwertungsgesellschaft, AVG, die zu 50,1 % der Stadt Köln und zu 49,9%  Remondis Rheinland gehört. Sie probiert die Verantwortung für die Brandkatastrophe zu individualisieren. Den Mitarbeitern in der Sortieranlage sei ?etwas durchgegangen?, so die offiziellen Stellungnahmen der AVG.

Als weiterer Grund wird der Brandschutz angegeben. Dieser sei grundsätzlich zwar in Ordnung gewesen, im September dieses Jahres sollte aber ein moderner Brandschutz installiert werden, der im Brandfall einzelne Bereiche der Anlage hätte berieseln sollen. Ein Übergriff der Flammen auf die komplette Halle hätte so vermieden werden können.

Grundsätzlich können Unfälle und Brände nicht immer vermieden werden. Aber solche Großschadensfälle müssen genau analysiert werden. Die Analyse muss unter mindestens zwei Aspekten geschehen:

1. Eine technische Analyse, in der unter anderen folgende Fragen erörtert werden müssen:

l Wie kann die Vorsortierung des Mülls verbessert werden?

l Wie kann gewährleistet werden, dass keine Gewerbeabfälle in die Sortieranlage für Hausmüll geraten?

l Kann durch eine Reduzierung der Müllmengen das Risiko von Bränden und anderen Störfällen minimiert werden?

l Wie ist der Brandschutz zu verbessern?

l Ist eine ständige Feuerwache auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage notwendig?

2. Aus der Brandkatastrophe müssen auch politische Konsequenzen gezogen werden:

l Müllsortierung und die Müllverbrennung sind nicht nur notwendige Arbeiten in der modernen Konsumgesellschaft. Mit Müll wird auch viel Geld verdient. Das Bestreben der Betreiber von Müllsortierung und Verbrennung ist auch die Gewinnmaximierung. Die öffentliche Hand muss penibel kontrollieren, wie groß die Mengen des zu verbrennenden Mülls tatsächlich sind.

l Um die Verbrennungsmengen zu verringern, muss der Müllvermeidung eine höhere Bedeutung zugemessen werden. Mehr Abfälle müssen recycelt werden.

l Die Politik muss dafür sorgen, dass eine unabhängige Aufsicht und Kontrolle bei der Müllverbrennung gewährleistet ist. Eventuell ist eine stärkere Einbindung der Bezirksregierung nötig.

l Die Anlieferung von zusätzlichem Müll, aus anderen Regionen Deutschlands und Europas muss gestoppt werden.

Zunächst müssen die Ursache für den Brand genau analysiert werden und die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden. Aber auch nach einer umfassenden Analyse des Brandes und entsprechenden Konsequenzen muss gelten: Es darf kein Müll nach Köln importiert werden, nur um die Müllverbrennungsanlage auszulasten. Der Ratsbeschluss vom 28. Juni 2012, Müll nach Köln zu importieren, muss aufgehoben werden.

Michael Weisenstein