Was den Deutschen ihr Wald, ist den Kölner*innen und ihr Gremberger Wäldchen

Die Deutschen und ihr Wald - das ist eigentlich eine ganz besondere Beziehung und dennoch findet der Internationale Tag des Waldes bei uns bisher kaum Beachtung.

Ein Grund könnte der frühe Zeitpunkt im Jahr sein. Auch in frühzeitig wärmeren Jahren ist der 21. März bisher noch kein Datum, an dem Bäume mit ihrem Blattaustrieb beginnen. Allerhöchstens sind die Blüten einiger Baumarten (z. B. Esche, Erle) schon so weit, aber selbst frühe Sorten, wie die Birke, sind noch nicht wirklich im Blattaustrieb. Der Klimawandel führt aber möglicherweise dazu, dass es früher zum Blattaustrieb kommt.

Die Germanen verehrten Bäume als Sitz von Göttern. Mit der Christianisierung galt der Wald als dunkel und gefährlich, als Wohnort von Dämonen und Fabelwesen.

Wahrscheinlich auch, weil die Römer im germanischen Wald keine guten Erfahrungen gemacht hatten. So schrieb der altrömische Historiker Cornelius Tacitus um 100 nach Christus, die germanischen Wälder seien schauerlich und die Sümpfe widerwärtig.

Doch die Deutschen, als Erben der germanischen Baumverehrer, lernten in der Romantik die Wälder wieder lieben.

Bis heute ist der Wald für viele Deutsche ein Sehnsuchtsort. Im Normalfall wären gut 90 Prozent der Fläche Deutschlands von Wald bedeckt, überwiegend Buchen.

Wobei Wald ist nicht gleich Wald. Das zu erläutern ist ein Kapitel für sich.

"...der Begriff Urwald oder Primärwald spricht von einer Ursprünglichkeit, in die der Mensch nicht eingegriffen hat. Solche Wälder gibt es in Deutschland nicht mehr."

schreibt der WWF in einem Bericht vom 03.05.2023

"Rund 1,4 Millionen Hektar Primärwald gibt es wohl noch in Europa, verteilt auf 34 Länder. Mit Ausnahme von wenigen Hektar in den Buchenwäldern auf Rügen und im Nationalpark Kellerwald können wir in Deutschland heute nicht mehr von Urwald sprechen."

hieß in einem Bericht des WWF vom 02.03.2021

Tatsächlich dürfte das zweite Zitat näher an die Wirklichkeit kommen, denn wir haben den Wald schon immer genutzt und damit beeinflusst.

Als Sekundärwald wird eine Baumgesellschaft bezeichnet, die sich nach Zerstörung des Primär- oder Urwaldes durch die natürliche Sukzession bildet. (Sukzession ist der natürliche Vorgang, bei dem Tiere, Pflanzen und Pilze in ein Ökosystem zurückkehren, welches vorher weitestgehend zerstört wurde)

Im Gegensatz hierzu steht der angepflanzte Nutzwald, dessen Baumartenzusammensetzung nicht auf natürlichem Wege zustande kommt. 

Die Kölner*innen und ihr Gremberger Wäldchen

In Köln haben wir zumindest die Reste eines sehr alten Waldes. So soll im Gremberger Wäldchen mit einer Rotbuche aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, der wahrscheinlich älteste Baum Kölns stehen. Auch dieses vermeintliche Urwäldchen war mal ein verwilderter Forst (also bewirtschafteter Wald), den man aufräumte und heute möglichst naturnah belässt.

Leider wurde es Anfang der 1970er Auto-Jahre durch den Bau des östlichen Kölner Autobahnzubringers in seiner Mitte durchtrennt. Und auch heute wird das Wäldchen auf Grund einer völlig verfehlten Autobahnpolitik weiter bedroht: Die A4 soll auch hier unnötiger weise verbreitert werden. Der positiv erscheinende offizielle Projektname „A4plus – Ausbau im Kölner Süden“ der Autobahn GmbH suggeriert dabei eine Aufwertung für angrenzende Stadtteile, das Bauprojekt birgt jedoch fast ausschließlich Nachteile, also ein MINUS.

Dagegen hat sich die Initiative A4MINUS gegründet. Der AK Umwelt der Linksfraktion steht an der Seite dieser Initiative. Auch wir lehnen den Autobahnausbau ab.

 Mehr Infos über die Initiative: https://a4minus.de/