Vom Umgang mit Kritik: Der Begleitband zur Ausstellung des Kölner Historischen Archivs in Berlin

Anfrage zur Ratssitzung am 13.04.2010

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Die Fraktion DIE LINKE. im Rat der Stadt Köln bittet Sie um Aufnahme der folgenden Anfrage in die Tagesordnung der kommenden Ratssitzung:

Im Zusammenhang mit der Ausstellung ?Köln in Berlin ? Nach dem Einsturz: Das Historische Archiv? im Berliner Martin-Gropius-Bau war die Herausgabe eines Begleitbandes geplant. Dieser sollte neben die Ausstellung beschreibenden Texten auch kurze Artikel Kölner Persönlichkeiten beinhalten. Druck und Verlag hätte der Verlag Walter König getragen, der hierzu 18 Beiträge einwarb. Unsere Fragen hierzu:

(1)   Ist die Darstellung der StadtRevue (?Delikate Fußnoten? in Ausgabe 04/10), in der Zeit (?Köln provinziell? in der Ausgabe vom 31.03.2010) und in der FAZ (?Wenigstens in Berlin will Köln glänzen? vom 08.04.2010) zutreffend, dass Kulturdezernent Quander mit mehreren Beiträgen so unzufrieden war, dass er verlangte sie umzuschreiben bzw. diese herauszunehmen?
Um welche Beiträge handelt es sich?

(2)   Laut der Interpretation in der Presse war der Grund für Herrn Quanders Widerwillen, dass in mehreren dieser Texte die Kulturpolitik der Stadt Köln kritisiert wurde und, dass in wenigstens einem Fall auch Herr Quander selbst in diesem Zusammenhang erwähnt wurde.Kann Herr Quander diese Einschätzung bestätigen?

(3)   Ist die weitere Darstellung zutreffend, dass, nachdem Walther König diese Veränderungen verweigerte, im Auftrag von Herrn Quander die Druckgenehmigung für die städtischen Beiträge zurückgezogen wurde und der Begleitband in dieser Form nicht erscheinen konnte?

Die 18 Autorenbeiträge wurden von Walther König in begrüßenswertem Engagement in der Broschüre ?Standpunkte ? Kölner Persönlichkeiten zum Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln? veröffentlicht, die kostenlos in den Buchhandlungen Walther König zu erhalten ist. Dem Verein ?Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln? ist dafür zu danken, die Herausgabe der verbleibenden Rumpfversion des Begleitbandes übernommen zu haben.

(4)   Bedeutet dies, dass der Stadt Köln zumindest keine Kosten durch dieses Geschehen entstanden sind?

Das Agieren der Stadtverwaltung in diesem Zusammenhang bringt die Zeit zu folgender Einschätzung: ?Köln hat damit erneut die Chance vertan, sich als souveräne Hüterin seines kulturellen Erbes darzustellen. Stattdessen steht es einmal mehr als provinziellste Millionenstadt der Republik da.? Die FAZ ergänzt: ?Die jüngste Schramme, die sich die Stadt eingehandelt hat, zeugt von einem derart kleinkarierten Geist, dass der Versuch ihn aufzuspießen, Gefahr läuft, ihn zu reproduzieren?. Hieraus ergibt sich für uns folgende Frage:

(5) Sieht Herr Quander die geschaffene Situation nicht als für das Kölner Außenbild äußerst unglücklich und peinlich an?

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Detjen, Fraktionssprecher
Gisela Stahlhofen, Fraktionssprecherin