Verkehrsversuch Deutzer Freiheit: “Wo, wenn nicht in Deutz, sollte eine Verkehrswende möglich sein?”

Gunda Wienke

Am 1. Dezember 2022 gab es in der Bezirksvertretung (BV) eine dreistündige Aktuelle Stunde zur Deutzer Freiheit. Der gute Dialog zum Verkehrsversuch, der gerade Fahrt aufgenommen hat, und intensiv, kooperativ und lösungsorientiert geführt wurde, endete in der Sitzung abrupt, aufgekündigt von einigen Händlern, die von der CDU unterstützt wurden. Sie gingen ins Gespräch, wissend, dass sie den Prozess boykottieren und aktiv einen Keil zwischen die Anwohnenden treiben.

Die Deutzer Freiheit ist eine zutiefst gespaltene Straße. In der Hälfte der Läden hängen Werbebanner und Plakate mit Aufschriften: "Autos weg, Einzelhandel weg", "Autos weg, Gastro weg", Autos weg, Friseur weg", "Autos weg, Optiker weg", "Autos weg, Arzt weg", "Autos weg, Handwerk weg", etc. Wie ticken Händler, die Autos über Menschen stellen? Die kein Interesse an Laufkundschaft haben? Die ihr eigenes Interesse derart über das Anwohnenden und der Stadtgesellschaft stellen?

In der Januarsitzung der BV wurde dem Krakeelen nachgegeben und der hintere Teil der Deutzer Freiheit wieder für den Verkehr freigegeben. Friederike Stolle wohnt in Deutz und bemerkt in ihrem Leserbrief an den KStA dazu: CDU und FDP sprechen nicht für „die Anwohner“ der Deutzer Freiheit, “sondern nur für jene Gruppe, die sich lautstark gegen den Verkehrsversuch gewehrt hat.” Zudem gab und gibt es viele Gründe für Geschäftsaufgaben, u.a. “hohe Mieten für die Ladenlokale, die irgendwann nicht mehr im Verhältnis zur schwindenden Kund*innenschaft des stationären Einzelhandels stehen”.

Schon heute ist Deutz im Sommer sechs Grad wärmer als der Rest der Stadt. Eine Verringerung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auf zehn Prozent wurde im Rat beschlossen. Um das zu erreichen, muss “Autofahren unattraktiv gemacht werden”. “Wo, wenn nicht in Deutz, sollte eine Verkehrswende möglich sein?” fragt sie.

Die Kölner Presse zeigte sich in dem Prozess bisher unrühmlich und goss Öl ins Feuer, statt vermittelnd aufzutreten und den Verkehrsversuch an der Deutzer Freiheit im Kontext einer sich im Klima-Notstand befindlichen Stadt darzustellen. Statt zu krakeelen sollten Händler und Dienstleister schauen, was sie für ihre Kund*innen verbessern können, und wie sie ihre Straße attraktiver gestalten. Statt zu fragen, "Wie komme ich da gut mit dem Auto hin?", fragen, "Wie komme ich da gut zu Fuß hin?", dann wären wir alle einen großen Schritt weiter.