Unglücksursachen aufklären ? keine weitere U-Bahn in Köln!

Michael Weisenstein

Das fürchterliche Unglück in der Severinstraße macht betroffen. Zwei junge Leute sind bei dem Einsturz des Stadtarchivs ums Leben gekommen. Das ist tieftraurig. Der Verlust alter Dokumente der Stadtgeschichte ist ebenfalls tragisch. Die Angst der Bewohner aus der Severinstraße und anderer Strecken der neuen U-Bahn muss ernst genommen werden. Die Verantwortlichen sind in der Pflicht, die Opfer des Unglücks ordentlich zu entschädigen und alles technisch Mögliche zu tun, dass nicht noch ein Unglück beim Bau dieser Bahn passiert.

Derzeit spricht vieles dafür, dass die Probleme mit dem Grundwasser am Waidmarkt zu der Katastrophe geführt haben. Abschließend lässt sich dies bis heute nicht sagen, klar scheint jedoch, dass viel zu viel Grundwasser in einer kurzen Zeit abgepumpt worden ist. Dort, wo das Wasser fehlte, ist Erdreich nachgerutscht, dem Stadtarchiv hat es den Boden entzogen. Es ist wichtig, genau zu klären, wer was zu verantworten hat und wer letztlich die Fehler begannen hat, die zu dieser Tragödie geführt haben. Stadt und KVB sind eifrig dabei, die Schuld von sich zu weisen. Man wird sehen, was die Ursachenforschung  zu Tage bringt.  Beim Studium der Akten zum Bau der Nord-Süd-Stadtbahn fällt im Nachgang vieles auf, was sehr kritisch hinterfragt werden muss:

  • War die Streckenführung sorgfältig ausgewählt?
  • Wurde die Beschaffenheit des Untergrunds sorgfältig untersucht?
  • Haben die Leute, die sich für den Bau der Bahn im Untergrund ausgesprochen hatten, ggf. ökonomische Vorteile durch den Tunnelbau gehabt?
  • War die Entscheidung richtig, diese Bahn in zum Teil offener (Waidmarkt) Weise zu bauen, oder hätte man auf das gleiche Verfahren wie in Mülheim und Ehrenfeld zurückgreifen müssen?
  • Warum hat man am Waidmarkt nicht mit Unterwasserbetonage gearbeitet wie an anderen Stellen der Nord-Süd- Stadtbahn?
  • Was wurde veranlasst, als man zusätzliche Brunnen am Waidmarkt gebohrt hat, warum wurden die politischen Gremien und die Öffentlichkeit nicht über Probleme am Waidmarkt informiert?
  • Wer hatte die Kontrolle über das Bauwerk?

Auch wenn die Ursache des Unglücks noch nicht geklärt ist, bedeutet das nicht, dass jetzt aufgehört werden muss mit dem Bau dieser Bahn. Im Gegenteil: An verschiedenen Bauwerken (Haltestellen Heumarkt, Severinstraße, Karthäuserhoff) befindet sich der Bauabschnitt in einer kritischen Phase. Durch die anstehenden Betonagearbeiten werden die Bauwerke schwerer, steifer und somit sicherer gegen Auftrieb durch das Grundwasser, ein Hauptproblem bei den Arbeiten in der Tiefe. Ein Baustopp wäre aus Sicherheitsgründen nicht vertretbar.

Die Forderung, diese Nord-Süd-Stadtbahn zurückzubauen, ist Unsinn. Es ist auch den Menschen an der Trasse nicht zuzumuten, zunächst über Jahre den Bau zu ertragen und nun für die nächsten Jahre  wiederum die Betonarbeiten zum Zuschütten des Tunnels ertragen zu müssen. Auch wenn der Effekt der U-Bahn im Vergleich zu den eingesetzten Mitteln schlecht ist, so können die Anwohner diese Bahn wenigstens nutzen, wenn sie fertig gestellt ist.Eine weitere U-Bahn in Köln darf es nicht geben, nicht nur wegen der miserablen Bilanz der Nord-Süd-Stadtbahn, auch aus grundsätzlichen Überlegungen heraus: Der ÖPNV gehört ans Tageslicht und darf nicht in den Untergrund verlegt werden, um einen reibungslosen Autoverkehr an der Oberfläche zu ermöglichen.