Städtische Schwimmbäder

Claus Ludwig

Antrag der LINKEN

Im Januar diesen Jahres wurde u.a. beschlossen, ich zitiere: Es sollte geprüft werden, ?ob das Gruppenbad Nippes und das Teilgruppenbad in Weiden an Samstagen und Sonntagen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.?

Passiert ist danach nichts. Auf eine Anfrage des linken Vertreters im Sportausschuss im August bezüglich der Kosten und des Aufwandes einer Wochenend-Öffnung in Nippes wurde seitens der Kölnbäder GmbH geantwortet: Eine Öffnung des Bades würde (ich zitiere) ?deutlich erhöhte Personalkosten mit sich bringen?, außerdem hätte man kein Personal, wegen der laufenden Freibadsaison.

Ein Blick auf das Wetter zeigt: Die Freibadsaison ist vorbei. Eine echte Antwort haben wir noch immer nicht. Der Auftrag des Ratsbeschlusses vom Januar diesen Jahres ist nicht erfüllt. Weiter heißt es in dem Ratsbeschluss: ?Es sollen keine Fakten geschaffen werden, die zu einer Schließung der bestehenden Bäder führen.?

Genau das passiert aber, zumindest in Nippes oder genauer: Man lässt es zu, dass die Fakten sich selber schaffen. Das Bad gammelt den Schwimmerinnen und Schwimmern unter der Badehose weg. Die Attraktivität sinkt. Und Schlimmeres droht: Bäder-Geschäftsführer Schmitt war auf einer Protestveranstaltung im Schwimmbad Nippes am 24. Oktober anwesend und sprach davon, dass man auch nicht ausschließen könne, dass das Bad aus baupolizeilichen Gründen irgendwann geschlossen werden müsste.

Ist so die Formulierung ?betriebsfähig offenhalten? aus dem Ratsbeschluss zu interpretieren? Das wäre eine schlichte Veralberung der Nutzerinnen und Nutzer. Durch den massiven Widerstand in allen betroffenen Stadtteilen ist im letzten Jahr die schon beschlossene Schließung der Bäder verhindert worden. Doch der Ratsbeschluss vom Januar scheint für viele hier im nur ein Mittel zu sein, um sich der offenen Debatte zu entziehen und sich über die Wahlen zu retten.

Zu den Diskussionen in den Stadtteilen kommen die Bezirksvertreter der etablierten Parteien und verkünden vollmundig ihre Unterstützung für den Erhalt der Bäder ? und verschweigen wohlweislich, dass ihre VertreterInnen im Rat, dort, wo es drauf ankommt, anscheidend eine andere Meinung haben. Diesen Eindruck der Schwimmerinnen und Schwimmer und der Aktiven der Gruppen in Rodenkirchen, von ?Bäder für Alle? in Nippes, des Bürgernetzwerkes und Weiden und aus Sportvereinen können sie heute korrigieren indem sie unseren Antrag unterstützen.

Wir schlagen - nach Beratung mit den Bürgerinitiativen ? vor, ein Datum für die Wochenendöffnung in Nippes, Weiden und im Mülheimer Genovevabad zu setzen, die Renovierung in Rodenkirchen sofort vorzunehmen und die wirklich bitter notwendige Sanierung in Nippes nicht auf den Tag zu verschieben, wo kein Mensch mehr das Bad besuchen kann, sondern nach der Fertigstellung der Lentstraße in Angriff zu nehmen. Die Bevölkerung hat ein Recht darauf zu erfahren, wie sich die Parteien ? vor der Wahl! - zur Frage der Bäderversorgung in den Veedeln stellen.  

Um Ihnen dabei argumentativ auf die Sprünge zu helfen: Wir haben zwar keine Antwort auf unsere Anfrage im Sportausschuss erhalten, aber auf der Protestveranstaltung am 24.10.2008 ließ Herr Schmitt die Zahl fallen, dass eine Wochenend-Öffnung in Nippes 200.000 Euro Mehrkosten im Jahr verursachen würde. Ein für Kölner Verhältnisse geringer Betrag, mit dem für Hunderte, Tausende Menschen bessere Freizeit- und Sportmöglichkeiten geschafffen werden.

Wer dies ablehnt, kann wohl kaum behaupten, dass er die Rettung des Nippeser Bades für eine Option hält. Ich verweise auf einen Artikel im KstA vom 23.10.08. Dort werden städtische Vertreter mit der Aussage zitiert, es gäbe einen ?alarmierenden Trend?: Laut einer Studie verlässt jedes vierte Kind die Grundschule, ohne schwimmen zu können. Auf dem Bäderforum der DLRG appellierte der Vizepräsident des Schwimmverbandes NRW: ?Bäder dürfen nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern müssen auch volkswirtschaftlich betrachtet werden.? DLRG-Präsident Dr. Wilkens plädierte für ?Bäder in der Nähe des Menschen?, für ?kleinere, bürgernahe, auch für Schulen gut erreichbare Einrichtungen?. Ilse Ridder-Melchers, Vizepräsidentin Deutscher Olympischer Sportbund, (DOSB), fordert: ?Öffentliche Bäder! Wohnortnah und preiswert ? zwei zentrale Bedingungen besonders wenn es um Kinder, Heranwachsende, Ältere und einkommensschwache Gruppen geht.?  

Der gestiegene Bedarf bezüglich des Schulschwimmens ist erkannt worden. Dieser wird in 2011 nicht geringer sein.   Realistisch ist Schulschwimmen nur durchführbar, wenn die Bäder in der Nähe der Schulen liegen. Sonst bleibt der Anspruch lediglich theoretisch. Das gleiche gilt vor allem für das Senioren-Schwimmen.  

Köln war auch bisher nicht gut mit Bädern versorgt. Das Ossendorfbad wird das Bickendorfbad ersetzen, nur die Lentstraße kommt als Kombibad dazu. Die Wasserfläche und die Anzahl der Bäder auf die Bevölkerung bezogen liegen unter dem Bundes- und NRW-Schnitt. Im Stadtteil Nippes haben 109.000 Menschen kein öffentliches Bad.

Wir treten dafür ein, Bevölkerung in Nippes wieder in ihr Schwimmbad gehen kann, zum Frühsport, nach der Arbeit, spontan mit der Familie, so wie es vor 2003 der Fall war. Vor allem an Wochenenden, für viele die einzige Zeit, in der sie schwimmen gehen könnten, ist die Versorgung mit Bädern minimal: In den 4 Stadtbezirken Mülheim, Nippes, Ehrenfeld und Lindenthal ist am Wochenende lediglich das Bickendorfbad geöffnet, dort leben 500.000 Menschen.

Die Schwimmerinnen und Schwimmer haben ein Recht auf klare Aussagen:  

-         sehen sie den Ratsbeschluss vom Januar lediglich als Ablenkung, um sich nicht klar zur Schließung bekennen zu müssen?

-         oder stehen sie ernsthaft dazu, die Wochenend-Öffnung in Nippes und Weiden zu prüfen?

-         Stehen sie ernsthaft dazu, dass keine Fakten geschaffen werden dürfen, die zur Schließung der Bäder führen?  

Sie haben mit unserem Antrag die Chance, sich eindeutig zu bekennen.