Stadtverwaltung legt Einzelhandels- und Zentrenkonzept vor

Jörg Detjen

Rote Karte für Shopping Center auf dem Heliosgelände

Die Kölner Stadtverwaltung hat jetzt ein über 1.000-seitiges Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Innenstadt und die anderen acht Stadtbezirke vorgelegt. Es handelt sich um ein stadtbauliches Entwicklungskonzept, für gewerkschaftliche, linke, demokratische und ökologische Kräfte von nicht geringer Bedeutung. Denn mit verschiedenen rechtlichen Mitteln, wie z. B. dem Baugesetzbuch ? das auch Bürgerbeteiligungen vorsieht ? kann man die Profitinteressen von Kapitalisten und Investoren nicht aushebeln. Man kann sich aber widersetzen und schlimmere Entwicklungen verhindern oder abmildern. Im Konzept werden dann u.a. Ziele genannt, die für eine kritische Kommunal- und Wirtschaftspolitik in Köln nicht unwichtig sind:

  • ?das gewachsene polyzentrische Zentrensystem zu stützen und zu stärken,
  • die kleinen und großen Haupt- und Nebenzentren in ihrer Versorgungsfunktion sowie als Mittelpunkte des öffentlichen Lebens, der Identifikation und der Kommunikation zu sichern und zu stärken,
  • die wohnortnahe Versorgung mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs insbesondere auch für nicht motorisierte Kölnerinnen und Kölner zu sichern,
  • die Ansiedlung insbesondere von großflächigen Einzelhandelsbetrieben zu steuern, ??

Mit dem Konzept gibt es auch umfangreiches Zahlenmaterial, das von März bis Juni 2008 in den Stadtbezirken erfasst wurde. Relativ kleinräumige Beurteilungen sind mit dem Konzept möglich. Die Ratsfraktion DIE LINKE bemüht sich gerade, dass die Daten im Internet zugänglich werden. Bestimmt gibt es auch Mängel in dem Konzept, z. B. wurden die Bürgerhäuser und vermutlich auch andere nicht-private kulturelle Einrichtungen nicht mitgezählt. Sicher hat  das Konzept auch die Profitinteressen der Einzelhandelskapitalisten im Blick. Trotzdem, nach ersten Studien und Diskussionen, hat man zu den Eindruck, mit dem Material etwas anfangen zu können. Die Diskussion kann beginnen.

Shopping Center und Köln

Das Konzept sieht aktuelle Schwierigkeiten für Einzelhandelsimmobilien in den Metropolen und Oberzentren. Die Diskussion über die Karstadt-Immobilien ist ebenfalls ein Hinweis auf diese Entwicklung. Das tangiert eigentlich die Renditeziele von Bauwens-Adenauer, der ein Einkaufszentrum von 20.000 m2 aufwärts realisieren will: ?Realistische Verkaufsflächendimensionierung mit Blick auf die Marktpotenziale in Stadt und Region? liegen bei 8.000 bis 12.000 m2 heißt es und weiter:
?Bei 15.000 m2 Verkaufsfläche wird jedoch in vielen Fällen gleichzeitig die Schwelle der Stadtverträglichkeit erreicht?. In der Potenzialanalyse für das Heliosgelände kam das Gutachten zu der Meinung, 17.000 m2 seien noch verträglich und in Gesprächen mit der Stadt wurden dann 20.000 m2 mögliche zusätzliche Einzelhandelsfläche eingeräumt. In der bisherigen Diskussion um ein Einkaufszentrum auf dem Heliosgelände wurden die Auswirkungen auf die Innenstadt gar nicht beleuchtet. Das Konzept kommt zu dem Urteil: ?Jedes neue Einzelhandelsvorhaben wird neben der Realisierung von zusätzlichen Verkaufsflächen auch Standortverlagerungen innerhalb der Innenstadt auslösen?. Dazu kommt noch die Konkurrenz zwischen den großen Einkaufszentren in Chorweiler, Weiden und den Kalk-Arkaden. Abschließend kommt das Konzept zu der Meinung: ?Der Kölner Weg quartiersbezogener City-Immobilienentwicklungen anstelle von großen Shopping-Center-Projekten hat die Vielfalt der Einkaufsstadt Köln nachhaltig abgesichert. Auch zukünftig sollte dies leitender Grundsatz der Immobilienentwicklung sein.? Das sind natürlich allgemeine Aussagen, die in der laufenden Diskussion noch vertieft werden müssen.   Aussage zum Heliosgelände Das neue ?Einzelhandels- und Zentrenkonzept? konstatiert einen Verkaufsflächenrückgang seit 1983? auf der Venloer Straße mit einer ?leicht überdurchschnittlichen Leerstandsquote 6 % (21 Leerstände)? im Bezirkszentrum Ehrenfeld. Das Konzept kommt zu der Meinung, dass auf dem Heliosgelände ?keine Schaffung eines eigenen, autarken Einzelhandelsstandortes sondern funktionale Ergänzungen des bestehenden Einzelhandelsangebotes? entwickelt werden sollen.

Ratsantrag von LINKE und Deine Freunde

Die vier Ratsmitglieder der LINKEN und der Einzelmandatsträger Thor Zimmermann fordern in einem Antrag für die Ratsitzung am 22. November die Erstellung einer Liste der bestehenden Baulücken, minder bebauten Grundstücke und abbruchreifen Gebäude auf der Venloer Straße von Innerer Kanalstr. bis Ecke Lessingstraße. Die Antragssteller schlagen eine Verdichtung der Venloer Straße vor und lehnen den Bau eines Shopping-Centers ab. Denn der Bau einer Immobilie von über 12.000 m2 würde zu einer Entwertung der Grundstücke auf der Venloer Straße führen und wäre auch nicht ?stadtverträglich?. Mal sehen, ob SPD und Grüne im Rat dem Antrag zustimmen.