Solidarität mit den Erzieherinnen und Erziehern in Köln und anderswo

Michael Weisenstein

Seit fast vier Wochen streiken die Erzieherinnen und Erzieher in Köln. Die Kolleginnen und Kollegen streiken für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und für einen verbesserten Gesundheitsschutz.

Die Arbeitsbedingungen in den Kindertagesstätten sind sehr schlecht. Die Gruppen sind zu groß, der Lärmpegel ist zu hoch. Für Schallschutzmaßnahmen wie Deckenverkleidungen oder schalldämmende Teppichöden wird kein Geld bereit gestellt. Die Kinderstühle, auf welchen auch das Personal sitzen muss, sind für Erwachsene ungeeignet und stellen somit ein Gesundheitsrisiko für den Rücken des KITA Personals dar.

Heute werden wesentlich mehr kleine Kinder in den KITAS betreut als noch vor einigen Jahren. Das bedeutet auch, dass viele Kleinkinder in der Einrichtung gewickelt werden müssen. Die Wickeltische entsprechen oft nicht dem aktuellen Stand der Technik und sind oft nicht höhenverstellbar. Das geht mit der Zeit auf den Rücken der Erzieher/innen.

Selbstverständlich ist es richtig, dass die Stadt Köln immer mehr Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder zur Verfügung stellt. Der Träger der Tageseinrichtung muss dann aber auch dafür Sorge tragen, dass die Bedingungen für Mitarbeiter/innen und Kinder gut sind.

Die Förderung von Kindern unter drei Jahren stellt das KITA Personal vor neue Herausforderungen. Das Berufsbild der Erzieher/innen hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich gewandelt. Es besteht heute ein hoher Anspruch von Eltern und Gesellschaft: Die Kinder sollen in der Einrichtung nicht nur betreut werden, sie sollen altersadäquat gefördert und gebildet werden. Gleichzeitig kommen die Kinder aufgrund der lang anhaltenden Massenarbeitslosigkeit oft aus problembeladenen Familien und bedürfen daher einer hohen Aufmerksamkeit in der außerfamiliären Sozialisation und Förderung. Nur mit gut ausgebildetem, gesunden und nicht übermäßig belasteten Personal kann eine gute pädagogische Arbeit in den KITAS geleistet werden, die den Kindern und ihren Familien zu gute kommt.

Die Erzieher/innen richten sich mit ihren Forderungen und mit ihrem Streit also nicht gegen Eltern. Der Brief des Kölner Oberbürgermeisters an den Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, Frank Briske, in welchem er die Gewerkschaft aufruft, den Streit auszusetzen, scheint nicht nur überflüssig gewesen zu sein, er war auch inhaltlich falsch. Schramma versuchte den Eindruck zu erwecken, der Streik würde auf dem Rücken der Eltern ausgetragen.

Dass Köln ein Schwerpunkt des Streikes ist, ist klar: In kaum einer anderen Kommune gibt es so viele KITAS in kommunaler Trägerschaft. Die kommunalen Arbeitgeber sind der Pflicht ein Angebot zu unterbreiten, welches die Arbeitsbedingen in den KITAS nachhaltig verbessert, zugunsten der Mitarbeiter/innen und den Kindern mit deren Familien. Solidarität mit den streikenden Mitarbeiter/innen der städtischen KITAS!