Solidarität ist gefordert!

Holger Warm

Nachdem die Südstadt im Juni noch ausgiebig das 30-jährige Jubiläum des Bauspielplatzes im Friedenspark gefeiert hatte, ist erneut, wie schon so oft in der Geschichte des ?Baui?, Solidarität gefordert. Am 12. August erhielt Gottfried Schweitzer, der seit der Gründung des ?Baui? dort als Pädagoge arbeitet, seine fristlose Kündigung, zugleich wurde ihm Hausverbot erteilt ? ohne Begründung.

 

Gegenüber dem Betriebsrat erklärte die Geschäftsführung der städtischen Jugendzentren GmbH (JugZ), Träger des ?Baui?: Ein Strahler, der seit vielen Jahren im Außenbereich den Platz beleuchtet, sei zerstört worden und unter gewissen Umständen hätte sich da ein Kind tödlich verletzen können. Deshalb ? obwohl Gottfried Schweitzer in der Zeit davor Urlaub hatte, und danach mit 60 Kindern und Jugendlichen zwei Wochen in Dänemark weilte ? kündigte ihn die Geschäftsführung fristlos am 5.8. mitten in der Ferienmaßnahme in Dänemark, die man ihn jedoch noch zu Ende führen ließ.

Noch am 12.8. begann eine Unterschriftensammlung gegen die Kündigung. Am folgenden Abend trafen sich über 100 Personen in der Galerie Smend, um ihrer Solidarität mit Gottfried Schweitzer Ausdruck zu verleihen. Das ?Solidaritätskomitee Schweitzergarde? wurde gegründet und man diskutierte ausgiebig über die Hintergründe der Kündigung. In derselben Woche wurde dem ?Freundeskreis Baui? seitens des JugZ mitgeteilt, dass auch sie mit Hausverbot für den ?Baui? zu rechnen hätten, würden sie sich weiterhin mit Gottfried Schweitzer solidarisieren. Dies zwang einen der gewählten Sprecher der ?Schweitzergarde? dazu, sein Amt niederzulegen. Der Solidarität tat dies jedoch keinen Abbruch.

Über die Hintergründe der Kündigung wird viel spekuliert, die defekte Lampe sei nur vorgeschoben, so die mehrheitliche Meinung. Der Bauspielplatz sei denen ein Dorn im Auge, die eine geeignete Verbindung zwischen dem neu geschaffenen Rheinauhafen und der Südstadt herstellen wollen. Auch heißt es, die Jugendeinrichtung mit Bauspielplatz solle umgestaltet oder verkleinert werden, was die Geschäftsführung jedoch verneint. Kommunalpolitiker haben laut ?Schweitzergarde? durchblicken lassen, dass Schweitzers Zusammenarbeit mit linken Gruppen in seinem Wohnort Leverkusen der Hintergrund der Kündigung sein könne.

Breite Solidarität

Die erste große Protestkundgebung am 24.8. vor dem ?Baui? wurde zu einem riesigen Erfolg. Im Laufe des Tages kamen über 1000 Leute, die den zahlreichen Bands, ehemaligen ?Baui-Kids? und Künstlern der Südstadtszene beiwohnten und so ihre Solidarität mit Gottfried Schweitzer kundtaten. Erstes Ergebnis dieser Solidarität war ein Gespräch zwischen Schweitzer und der Geschäftsführung des JugZ am  Dienstag den 26. August. Die Forderung nach sofortiger Rücknahme der fristlosen Kündigung und des Hausverbotes wurde jedoch nicht erfüllt.

Am Freitag den 29.8. traf sich zudem der Aufsichtsrat der JugZ, um über den Fall Schweitzer zu beraten. Über das Ergebnis der Sitzung wurde seitens des Aufsichtsrat Stillschweigen vereinbart. Mittlerweile haben über 3000 Leute die Forderung nach einer sofortigen Rücknahme der Kündigung von Gottfried Schweitzer unterschrieben, die Partei DIE LINKE hat sich am 23.8.auf ihrer Jahreshauptversammlung einstimmig mit Gottfried Schweitzer solidarisiert.

Am Dienstag, 2.9., werden sich die ?Schweitzergarde? und Unterstützer zu einem Demonstrationsbesuch bei der Geschäftsstelle der JugZ in der Christianstraße 82 in Ehrenfeld aufmachen, Treffpunkt ist um 14.30 Uhr vor dem Baui. Man möchte die bisher gesammelten Unterschriften in geeigneter Form übergeben.

Das ?Solidaritätskomitee Schweitzergarde? trifft sich weiterhin wöchentlich montags in der Galerie Smend, Mainzer Straße 37, um das weitere Vorgehen zu beraten.

Aktuelle Informationen finden sich unter www.schweitzergarde.de

Gottfried Schweitzer selbst hat Kündigungsschutzklage eingereicht. Die ?Güteverhandlung? wurde auf den 19. September, 9.30 Uhr im Arbeitsgericht Köln, Pohligstraße festgesetzt. Falls bis dahin die Kündigung nicht zurückgenommen wurde, soll gleichzeitig eine Kundgebung vor dem Gericht stattfinden. Es bleibt zu hoffen, dass Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche, Recht behält: ?Wer sich mit der Südstadt anlegt, zieht den Kürzeren.? Aktive Solidarität ist Grundvoraussetzung dafür!

Holger Warm