So lasst uns Apfelbäume pflanzen: essbare Stadt

HP Fischer

Der Tag des deutschen Apfels (11. Januar) ist eigentlich ein Marketinggag der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse. Der 11. Januar steht in keiner zeitlichen oder historischen Verbindung zu diesem Obst. Es ist weder Blüte- noch Erntezeit, weder Wilhelm Tell noch Martin Luther oder der Computerhersteller haben einen Bezug zu diesem Datum.

Und trotzdem erlangt der Tag des Apfels jedes Jahr wieder Aufmerksamkeit, da immer wieder wechselnde Marketing-Aktionen zum Tag durchgeführt werden. Die @fraktionk macht auch mit, aber nicht um den Verkauf von Äpfeln zu fördern, sondern um für die essbare Stadt zu werben.

Das beliebteste Obst der Verbraucher*innen in Deutschland sind Äpfel. Pro Jahr und Kopf werden rund 22 Kilogramm Äpfel gegessen. Elstar war 2023 mit einem Anteil von rund 18,9 Prozent die beliebteste Apfelsorte.

Während die Anbauflächen für Äpfel auf einem relativ konstanten Niveau blieben, gibt es bei den jährlichen Erntezahlen durch die wechselnden Wetterlagen starke Schwankungen. Die Anbaufläche für Äpfel in Deutschland betrug im Jahr 2023 rund 33.015 Hektar. Damit gehört Deutschland zu den führenden Ländern im Anbau von Äpfeln in der EU. Die Erntemenge von Äpfeln betrug rund 941.210 Tonnen, rund 450.000 Tonnen wurden zusätzlich importiert.

Weltweit gibt es über 30.000 verschiedene Apfelsorten. Allein in Deutschland sind es knapp 2.000. Davon sind jedoch nur noch 25 Sorten im Obstbau kultiviert.

Was bei aller Lobpreisung der alten Sorten immer wieder vergessen wird: sie sind für den Erwerbsanbau teils zu anfällig und dementsprechend zu pflegeaufwändig. Dazu liefern sie niedrige Ernteerträge. Manchmal haben alte Sorten sehr spezifische Standortansprüche, was keinen überregionalen Anbau zulässt und sie besitzen nur selten gute Lagereigenschaften. 

Fazit: es gibt in Deutschland nicht genügend Äpfel, und es werden nur noch ein Bruchteil der Sorten angepflanzt.

Aber es gibt eine Möglichkeit etwas dagegen zu tun: Die essbare Stadt.

Das mit großem ehrenamtlichem Engagement entwickelte Konzept essbare Stadt wurde 2020 vom Aussschuss Klima, Umwelt und Grün beschlossen.

Ein Thema ist das essbare öffentliche Grün. Unter anderem ist vorgesehen, dass Neuanpflanzungen in öffentlichen Grünanlagen und öffentlichen Räumen zu 70 % aus essbaren Nutzpflanzen zu bestehen haben.

Leider hält sich die Stadt nicht immer daran und bei privaten Bauvorhaben, ist es in der Ausschreibung selten bis gar nicht vorgesehen.

Die Linksfraktion Köln stellte in den entsprechenden Ausschüssen und Bezirksvertretungen ein ums andere Mal entsprechende Anträge oder interveniert direkt vor Ort, wie zum Beispiel bei der Neuanpflanzung des Grünstreifens nach dem Ausbau der KGS Andreas-Hermes-Straße in Neubrück.

Dabei könnten überall im Stadtgebiet Apfelbäume – auch alte Sorten – gepflanzt werden. Die Menschen könnten direkt vor der Haustür einen Teil ihres Apfelbedarfs decken, ohne diese kaufen zu müssen.

Bereits ein gut gepflegter Hochstamm liefert 100 kg Äpfel und mehr im Jahr. In jede KiTa und jede Schule gehören die Apfelbäume und andere essbare Pflanzen, auch aus pädagogischen Gründen.

Außerdem sollte das Grünflächenamt langweilige und schlecht gepflegte Beete umgestalten.

Bisher kommen noch die tollsten Ausreden, warum so wenig Obstbäume von der Stadt gepflanzt werden:

Autobesitzer hassen Blüten, die im Frühjahr auf den Lack rieseln. Und im Herbst könnten herunterfallende Äpfel und Birnen zu Blechschäden führen.

Und dann das Wespenargument: faulige Äpfel und süße Zwetschgen könnten Wespen an die Spielplätze locken – wo sie sich sonst nur an den übervollen städtischen Mülleimern austoben können.

Der Obstbaum hat gegenüber dem 08/15-Straßenbaum allerdings einen entscheidenden Nachteil, den die Stadt scheut: Er muss regelmäßig geschnitten werden, macht in der Pflege also mehr Arbeit.

Dennoch: Die Linksfraktion Köln setzt sich weiterhin dafür ein, dass es auch in Köln viel öfter heißt: „Pflücken erlaubt.“ statt „Betreten verboten!“