Reker sieht Stellenabbau als ausgemacht - Köln muss sich industriepolitisch dringend neu aufstellen!

Güldane Tokyürek

In Köln finden aktuell massive Umstrukturierungen statt. Mehrere große Unternehmen kündigen Stellenabbau an: so die Lufthansa, RTL, und in besonderem Ausmaße Ford. Dort sollen bis zu 3200 Stellen abgebaut werden - eine Katastrophe für die Beschäftigten und für Köln als Kommune und Wirtschaftsstandort.

Der Umgang mit der betroffenen Belegschaft gestaltete sich alles andere als respektvoll. Bis zum bitteren Ende wurde sie im Dunkeln über ihre Zukunft gelassen, die Informationspolitik vonseiten des Unternehmens war desaströs. Letztendlich sah sich der Betriebsrat in der misslichen Situation, den Beschäftigten das Aus ihrer Arbeitsplätze selbst verkünden zu müssen. Ein fairer Umgang mit jahrelangen Beschäftigten und deren Familien hätte anders ausgesehen.

Die kritikwürdige Kommunikationslinie des Unternehmens wird durch das Gebaren der Stadtspitze nun noch vervollständigt. Mit einem Tweet zum „sozialverträglichen Stellenabbau“ machte Oberbürgermeisterin Reker frühzeitig deutlich, dass die Stellenstreichungen für sie bereits ausgemachte Sache waren. In einem Interview bei Radio Köln erklärte sie dann, dass die Stadt allerhöchstens auf die Abwicklung Einfluss habe, sonst aber nicht viel tun könne. Zurecht zeigten sich Belegschaft und Betriebsrat über die Maßen enttäuscht. Richtig wäre es gewesen, zunächst mit ihnen das Gespräch zu suchen, statt alle Hoffnungen lapidar in einem Interview zunichte zu machen.

Die Verwaltungsspitze sollte nun alles daran setzen, mit Vertreter*innen von Ford in einen strukturierten und zielführenden Dialog zu treten. Oberbürgermeisterin Reker gibt an, bereits mit der US-amerikanischen Zentrale von Ford telefoniert zu haben. Was genau besprochen wurde, bleibt ihr Geheimnis. Dem Unternehmen muss klar sein, dass der Abbau von europäischen Entwicklungskapazitäten sich als ein großer Fehler erweisen wird, sofern Ford im europäischen Markt präsent bleiben möchte. Die für den amerikanischen Markt produzierten Autos werden sich in Europa allenfalls schlecht verkaufen.

Köln braucht dringend eine zukunftsweisende industriepolitische Strategie. Aktuell verfügt die Stadt über einen breiten Branchenmix, der während der Corona-Pandemie hohe Gewerbesteuereinnahmen in die Stadtkasse fließen ließ. Diese Branchenmischung gilt es zu erhalten - wichtige Player wie Ford sollten unbedingt in Köln gehalten werden.

Die Fraktion von DIE LINKE im Rat der Stadt Köln hatte sich gemeinsam mit der SPD dafür eingesetzt, den Ford-Betriebsrat und die Geschäftsführung in die Ratssitzung im Februar einzuladen, so dass aus erster Hand vom Stand der Dinge berichtet werden könnte. Beides wurde durch das Gestaltungsbündnis torpediert. DIE LINKE wird sich weiterhin für eine Lösung im Sinne der Beschäftigten einsetzen, und stellt sich hinter den Betriebsrat von Ford. Es ist richtig, dass die Belegschaft das letzte Wort noch nicht als gesprochen ansieht.