Ratsrede 05.05.: Errichtung einer Schule für Europa (FDP-Antrag)

Michael Kellner

Sie haben ? rechtzeitig vor der EU-Wahl ? gleich zwei Anträge zum Thema EU für diese Ratssitzung eingereicht.

Im Antrag, um den es hier geht, fordern Sie die ?Errichtung einer ?Schule für Europa? auf dem Sürther Feld.? Um es gleich vorweg zu sagen: ich halte Ihren Antrag für völlig realitätsfremd und einfach überflüssig. Aber es lohnt sich doch, einmal näher darauf einzugehen.

Zunächst: Ihr Vorschlag zur Errichtung einer ?Schule für Europa? ist ein alter Hut. Hintergrund ist die Errichtung der europäischen Zentrale der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) hier in Köln, die auf die Dauer 1200 Angestellte beschäftigen  wird. In einem Staatsvertrag mit ihr wird die Stadt Köln aufgefordert, für die schulische Betreuung der Familien der EASA zu sorgen. Insgesamt geht es um ca. 600 Kinder, deren Familien über die ganze Stadt verstreut wohnen.

Die Verwaltung hat mit ihrem Vorschlag zum Projekt ?Schule für Europa? für diese Familien schon vor anderthalb Jahren Schiffbruch erlitten, weil das Land der Stadt Köln für einen solchen Schulversuch eine deutliche Absage erteilt hat. Eigentlich müsste die FDP-Fraktion in Köln wissen, was die FDP in der Landesregierung treibt.

Was den Standort Sürther Feld betrifft, so haben Sie sich schlecht bis gar nicht informiert. Auf ein dort festgelegtes Grundstück soll nach Planung der Verwaltung die evangelische Grundschule Ernst-Moritz-Arndt ihr neues Gebäude beziehen, die sich zur Zeit noch ihren Platz mit einer katholischen Grundschule in der Mainstraße teilt. Diese Schule soll nach Ihrem Willen nun in eine zu errichtende ?Schule für Europa? integriert werden. Die Ernst-Moritz-Arndt-Grundschule ist allerdings schon längst in ein bestehendes Projekt eingebunden. Sie führt seit einigen Jahren den gemeinsamen Unterricht (GU) von Kindern mit und ohne Behinderung durch und arbeitet eng mit der Gesamtschule Rodenkirchen zusammen, die ihr GU-Projekt zur Zeit erweitert. Hier wird der Ratsbeschluss zur Ausweitung des GU auch auf die Sekundarstufe durch eine enge Zusammenarbeit zweier Schulen vorbildlich umgesetzt. Es wäre völlig kontraproduktiv, diese gewachsene Arbeit und Zusammenarbeit beider Schulen zu zerstören und der Grundschule ein fremdes Modell aufzupfropfen.

Der Gipfel der Schnoddrigkeit (oder muss man sagen Boshaftigkeit?) ist aber, dass Sie mit Ihrem Antrag eine bereits bestehende ?Europaschule? unterschlagen oder sogar untergraben wollen. Gesamtschulen sind ja nicht gerade die Lieblinge der FDP! Die Gesamtschule in Zollstock heißt nicht nur Europaschule, sondern sie ist eine Europaschule mit viel Erfahrung, die schon ab der fünften Klasse neben Englisch viele weiteren Sprachen mit bilingualen Elementen anbietet. Sie ist eingebunden in das Netzwerk der Europaschulen und sogar mit der Prüfung europäischer Standards an anderen Schulen beauftragt. Sie arbeitet eng mit der nahe gelegenen Gemeinschaftsgrundschule Annastraße zusammen. Nach Gesprächen zwischen der Schulverwaltung, der EASA und der betroffenen Schule hat sich die Schulkonferenz dieser Grundschule bereit erklärt, die europäischen Standards zu erfüllen.

Damit besteht bereits eine klar geplante europäische Schullandschaft in dem von Ihnen geforderten Bezirk, die die Bedürfnisse der europäischen Familien in Köln erfüllt.

Von alledem wissen Sie offensichtlich nichts. Dann haben Sie miserabel recherchiert. Oder Sie wollen nichts davon wissen.  Dann müssen Sie sich den Vorwurf gefallen lassen, dass Sie rechzeitig zur EU-Wahl die Errichtung einer exklusiven Schule in einem exklusiven Gebiet für ein exklusives Publikum beantragen  und damit Stimmen fangen wollen. Und das Ganze soll dann auch noch die Stadt bezahlen. Wie, das sagen Sie natürlich nicht!

Wir brauchen in Köln keine exklusiven, sondern eher inklusive Schulen für alle Kinder und sollten die bereits bestehenden Systeme und Ressourcen nutzen und ausbauen. Die Fraktion DIE LINKE: Köln wird den Antrag der FDP-Fraktion selbstverständlich ablehnen.

Michael Kellner