Planungsauftrag zur Archäologischen Zone /Jüdisches Museum auf dem Rathausplatz

Michael Kellner

In den Jahren 1956 und 1957 wurde auf Anregung des damaligen städtischen Konservators das Trümmerareal vor dem Rathaus archäologisch untersucht.

Dabei förderten die Sondierungen ein einzigartiges Ensemble sowohl von Wohn- als auch von Funktionsbauten der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Kölns zutage, u.a. neben Synagoge und Mikwe das bislang einzige erhaltene Beispiel einer Genisa, eines Archivs unter der Synagoge und ein jüdisches Lesepult aus dem Jahr um 1280. Das Interesse nach einer Ausweitung der Ausgrabungen war geweckt und äußerte sich immer wieder in verschiedenen Versuchen und Plänen, bis es schließlich zum Beschluss des Rates 2006 kam, nach dem ?ich zitiere - ?der Rathausplatz wegen der Authentizität des Ortes der einzig mögliche Standort für ein Haus der Jüdischen Kunst und Kultur? ist. Wohl gemerkt, das war und ist Ratsbeschluss.  

Die Widerstände gegen die Bebauung des Rathausvorplatzes sind trotz eindeutiger Beschlusslage immer noch sehr groß. Nach Auffassung der Fraktion DIE LINKE. Köln sprechen folgende Gründe für eine Bebauung des Platzes:

1.     Die Funde unter dem Rathaus sind einmalig. Neben den römischen sind es vor allem die mittelalterlichen Zeugnisse der jüdischen Gemeinde Kölns, die eine weit über Köln hinausragende Bedeutung haben. Wo in Europa werden solche Zeugnisse einfach zugeschüttet, damit ein Platz ? neben vielen anderen in der Nähe ? erhalten bleibt? Schon wegen der notwendigen Schutzbauten scheint eine Bebauung des Platzes ? wenn man die Zeugnisse denn begehbar machen will, unumgänglich.

2.     Die ?Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der Jüdischen Kultur? hat ihre Aktivitäten zum Bau dieses Hauses von Anfang an davon abhängig gemacht, dass dieses Haus der jüdischen Kunst und Kultur über dem Rathausplatz gebaut wird. Für sie ist hier der historisch authentische Ort, hier liegen die begehbaren Zeugnisse, und darüber sollen diese Zeugnisse im eigenen Haus ausgewertet und  interpretiert werden. Die Kampagne der CDU gegen die Bebauung des Rathausvorplatzes in Form von Annoncen und einer Unterschriftenaktion bedeutet eine Provokation gegenüber dem Rat und seinem Beschluss. Was sind Ihnen, meine Damen und Herren von der CDU, Beschlüsse des Rates wert?

Gleichzeitig missachten, ja, boykottieren Sie mit Ihren Aktionen auch die Auflage der Gesellschaft und müssen sich nicht wundern, wenn Ihnen unterstellt wird, dass Sie überhaupt kein Interesse am Bau des Hauses der Jüdischen Kunst und Kultur haben.

3.     Die Rathauslaube stand in gotischer Zeit etwas südlicher und wurde später bewusst nach Westen verschoben. Sie öffnet sich heute nicht dem Rathausvorplatz, sondern der Gasse, die nicht umsonst ?Portalsgasse? heißt. Eine Bebauung des Platzes würde dieser Architektur wieder Rechnung tragen. Dieser Zugang muss eindeutig höher bewertet werden als der freie Blick auf die Fassade des WRM, auf den der Stifterrat so viel Wert legt. Offensichtlich hat die Kampagne des Kölner Stadt-Anzeigers gegen die Bebauung des Rathausvorplatzes hier ihren Ausgang genommen. Schließlich ist Alfred Neven ?Dumont der Vorsitzende des Stifterrates.

Allerdings ist unsere Ansicht nach der Vorwurf des Antisemitismus in diesem Zusammenhang völlig Fehl am Platz. Es geht hier um etwas viel Banaleres: um die ganz persönlichen Interessen des Stifterrates des WRM. Soweit zur notwendigen Bebauung des Rathausplatzes.

Es werden immer wieder Zweifel an der Finanzierung des Hauses der Jüdischen Kunst und Kultur laut. Ein Interview mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der Jüdischen Kultur im Kölner Stadt-Anzeiger hat hier für Klarheit gesorgt. Für Sie, meine Damen und Herren von der CDU, gilt: Wer die Bedingungen eines Vereins dermaßen ignoriert, muss sich nicht wundern, dass Stifter erst dann finanzielle Zusagen machen, wenn sicher ist, dass das geplante Museum auch wirklich am dafür vorgesehenen Ort gebaut wird. Und es ist infam, wenn genau dieses Verhalten der Stifter wiederum als Argument gegen eine Errichtung des Hauses auf dem Rathausvorplatz verwendet wird.  

Zur Zeit schein das größte Problem in der Verbindung von archäologischer Zone und dem Haus der jüdischen Kunst und Kultur zu liegen. Sie, Herr Oberbürgermeister, wollen diese Verbindung zum jetzigen Zeitpunkt unbedingt trennen. Als Grund dafür geben Sie die Qualifizierung der Archäologischen Zone am 22.09. 08 als A- Projekt für die Regionale 2010 an. Meine Fraktion fragt mit Recht nach den Bedingungen für diese Qualifikation. Ich selbst konnte bisher nur eine Bedingung feststellen: das Projekt muss einen ? irreversiblen Anfang? haben. Es muss also 2011 noch nicht fertig sein!

Wenn dem so ist und Archäologische Zone und Haus der Jüdischen Kunst und Kultur zusammen gehören, dann ist die Trennung beider Projekte nicht nachvollziehbar. Ganz abgesehen davon, dass es erhebliche Mehrkosten verursachen wird, wenn erst Schutzbauten errichtet werden, die später für den Bau des Hauses der Jüdischen Kunst und Kultur wieder abgerissen werden müssen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.