ÖPNV-Roadmap-Plus des Bündnis Verkehrswende

Albert Meinhardt

Schnellerer Stadtbahn-Ausbau mit Brücken statt Tunneln

Ein Gastbeitrag von Albert Meinhardt, Mitglied des Bündnis Verkehrswende

Im Jahre 2018 fanden Bürgerbeteiligungen zum Ausbau der Ost-West-Achse (OWA) statt. Die Stadt will zwischen Aachener Weiher und Deutzer Brücke einen Tunnel für die Stadtbahn-Linien 1, 7 und 9 bauen. Auch eine oberirdische Variante wurde diskutiert. Der große Wurf für die Kölner Verkehrswende war nicht dabei, denn mehr als zwei Gleise für das Rückgrat des Schienenverkehrs sah keine der Varianten vor. Dass die Kapazitätserweiterung durch längere Stadtbahn-Züge nur für eine von drei Linien möglich ist, zeigt wie widersprüchlich das Projekt ist.

Unzufrieden mit den Planungen gründeten Bürger:innen das „Bündnis gegen den Ost-West-Tunnel“, das jetzt „Bündnis Verkehrswende Köln“ heißt. Unter dem Motto „oben bleiben“ trifft es sich seitdem regelmäßig. Jedoch wollte das Bündnis nicht nur „dagegen“ sein, sondern auch konstruktive Vorschläge machen. Ein Arbeitskreis „Mobilitätsalternativen“ wurde gegründet, um zu untersuchen, welche Alternativen es zum (unterirdischen) Ausbau der OWA gibt und wie sie entlastet werden kann.

Heraus kam die „ÖPNV-Roadmap-Plus“. Der Begriff „ÖPNV-Roadmap“ wird von der Verwaltung benutzt, um den Rat über die zukünftigen Erweiterungen des Stadtbahn-Netzes zu informieren. Den Begriff hat das Bündnis Verkehrswende Köln aufgegriffen und das Konzept ergänzt. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie schnell und großzügig das Kölner Stadtbahnnetz ausgebaut werden kann, wenn ganz auf die teuren und langwierigen Tunnelbauten verzichtet wird.

Erkenntnisse des Arbeitskreises: Fahrgäste wollen Taktverdichtungen statt längere Züge. Städtebaulich sind kürzere Züge und Bahnsteige zu befürworten. Die U-Bahnhöfe erhöhen die Reisezeit (Wege aus dem Tunnel an die Oberfläche müssen eingerechnet werden) und gefährden die Barrierefreiheit (Fahrstühle und Rolltreppen sind oft defekt). Ein Beispiel der Strecke Straßburg–Kehl zeigte, dass neue Rheinbrücken für Straßenbahnen wesentlich preiswerter sind als gemeinhin angenommen.

Die Schlussfolgerungen für die ÖPNV-Roadmap-Plus waren: Die OWA soll nur an den Haltestellen Neumarkt und Heumarkt ausgebaut werden. An diesen beiden Haltestellen soll es für jede Richtung zwei Bahnsteigkanten geben, damit der heute noch übliche Stadtbahn-Stau vermieden wird. Der Autoverkehr wird dort reduziert. Es wurden städtebaulich verträgliche Bahnsteiganordnungen für die beiden Plätze entwickelt (siehe Grafik Neumarkt). Ein höherer Takt auf allen drei Linien ist mit dieser Lösung möglich. Das Bündnis Verkehrswende Köln möchte bei den bisherigen 60-Meter-Zügen bleiben. Damit wird der teure Ausbau aller Bahnsteige der OWA vermieden und es werden mindestens 100 Millionen Euro gespart, die in neue Strecken fließen können. Die Anschaffung von Niederflur-Wagen damals in den 1990er Jahren würde weiterhin Sinn ergeben.

Auf alle Tunnelbauten im Stadtbahn-Netz wird verzichtet. Das gilt für die OWA und für zwei weitere angedachte Tunnel-Projekte am Barbarossaplatz und in Klettenberg. Das Mammutprojekt „Ringschluss Linie 13“ mit einem Tunnel zwischen Klettenberg und Mülheim mit geschätzten Kosten von mindestens sechs Milliarden Euro will das Bündnis Verkehrswende Köln schon im Vorfeld verhindern und durch oberirdische Alternativen ersetzen.

Der konsequente Verzicht auf Tunnel ermöglicht einen wesentlich schnelleren Aufbau neuer Strecken. So werden auch Neubaugebiete und benachteiligte Stadtteile schneller angebunden.

Die OWA wird durch neue Strecken entlastet. In Ost-West-Richtung steht uns der Rhein im Weg. Jedoch gibt es Stellen, an denen neue Rheinbrücken in Verbindung mit vorhandenen Trassen schnell zum Aufbau neuer Verbindungen genutzt werden können. Fünf Standorte für die neuen „Umweltbrücken“ (d.h. nur für den Umweltverbund und nicht für Autos) wurden ausgemacht: Niehl, Zoo, Ubierring, Schönhauser Straße und Sürth. Die Innere Kanalstraße wurde als einzige Stelle ausgemacht, an der ein geschlossener oberirdischer Stadtbahn-Ring gebaut werden kann. Neue oberirdische Ost-West-Strecken im Bereich Ubierring und Schönhauser Straße machen sowohl die Tunnel auf der OWA als auch von Klettenberg nach Mülheim überflüssig. Eine Erweiterung des Netzes im Niederflur-Bereich macht das Netz flexibler.

Kann uns die ÖPNV-Roadmap-Plus einen Ausweg aus der Blockade der Kölner Verkehrspolitik zeigen? Das Bündnis Verkehrswende Köln ist davon überzeugt und stellt seine Ideen der Politik, der Stadt Köln sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Sie kommen zum richtigen Zeitpunkt, denn Köln muss einerseits sparen und braucht andererseits dringend eine Verkehrswende, nicht nur aufgrund höherer Nachfrage (Deutschland-Ticket), sondern auch zum Klimaschutz.

Mehr zur ÖPNV-Roadmap-Plus auf der Webseite des Bündnis Verkehrswende Köln

https://verkehrswende.koeln/