Öffentliche Toiletten - Zu wichtig für ein unverbindliches Projekt mit Standardabsenkung

Uschi Röhrig

Wie wichtig öffentliche Toiletten sind, merkt man dann, wenn man dringend eine braucht, aber keine da ist. Diese Erfahrung hat jeder schon einmal gemacht, sodass diese Binsenweisheit eigentlich unstrittig ist. Dementsprechend wurde das Strategiepapier für ein ganzheitliches Toilettenkonzept in Köln vom Rat im Oktober 2013 beschlossen. Geschehen ist aber leider noch viel zu wenig. Als Bewohnerin der rechten Rheinseite kann ich da ein Lied von singen.

In Merheim kann ich ja während der Öffnungszeiten wenigstens noch die Toiletten auf den Kalker Friedhof benutzen. Am großen Mobilitätspunkt in Ostheim zum Beispiel gibt es gar nichts.

Dort fahren die Busse der Linien 151, 152, 157 und 191 sowie die Straßenbahnlinie 9. Es gibt einen Taxistand, Fahrradabstellmöglichkeiten und ein paar Park and Ride-Parkplätze. Was es nicht gibt, ist eine öffentliche Toilette und einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen. Wehe, wenn man dringend muss, und dann fällt auch noch der Bus aus.

Das ist nur ein Beispiel für viele Standorte in Köln, die nicht in der City liegen. Dort kann man im Zweifel noch auf Gaststättentoiletten ausweichen. Die Internetseite toiletten-koeln.de zeigt da viele weiße Flecken in der Stadt.

Auf der letzten Ratssitzung ist ein Antrag des Bündnisses aus Grünen, CDU und volt, die über eine Mehrheit verfügen, beschlossen worden. Sie beantragten ein zweijähriges Pilotprojekt, um neue Toilettenmodelle wie autarke Ökotoiletten auszuproblieren. Nicht zum Zuge kamen Änderungsanträge von SPD und FDP, die aber wichtige Verbesserungen gebracht hätten.

So war Barrierfreiheit im SPD-Antrag zwingend notwendig, im Bündnisantrag aber nur „nach Möglichkeit“ zu verwirklichen. Die angefügten Beispiele in der Begründung des Ursprungsantrages sind alle nicht barrierefrei! Mal kommen Rollstuhlfahrer*innen nicht in die Zelle, weil die Bewegungsfläche vor der Tür zu klein ist; mal fehlen die Handgriffe; mal fehlen die Kontraste, die für Sehbehinderte erforderlich sind.

DIE LINKE ist aber nicht bereit Abstriche gegenüber den heutigen Modellen zu machen. Diese sind mit dem AK Barrierefreies Köln und dem Behindertenbeauftragten intensiv und langwierig abgestimmt worden. Die Barrierefreiheit ist für uns ein „Muss“!

Ebenfalls nur nach Möglichkeit – ginge es nach dem Regierungsbündnis – sollen die Toiletten geschlechterneutral, also Unisex-Toiletten sein.

Die SPD wollte außerdem Gebührenfreiheit festschreiben, um die skandalöse Ungleichbehandlung von Frauen (kostenpflichtige Sitztoiletten) und Männern (kostenlose Urinale) zu beenden. Auch das ist eine Forderung der LINKEN.

Die FDP wollte den Antrag mit den beschlossenen, aber noch nicht verwirklichten Toilettenprojekten ergänzen. So fehlen immer noch 17 von damals 30 beschlossenen Toiletten. Das ist über die Hälfte!

Bereits vor 13 Jahren wurde beschlossen, „mit oberster Priorität“ geschlossene Toilettenanlagen in U-Bahnstationen wieder zu öffnen. Schließlich verwies der FDP-Antrag auf die 279 von den Bezirksvertretungen beschlossenen Toilettenstandorte, die ebenfalls noch nicht umgesetzt sind.

Umzusetzen gibt es also bereits jetzt mehr als genug. Diese Liste sollte erst einmal abgearbeitet werden, bevor neue Planungen beauftragt werden. Diese seit langem beschlossenen Toiletten ökologischer aufzustellen befürworten wir natürlich. Aber keinesfalls um den Preis der Barrierefreiheit!