Obdachlose ohne Zukunft?

Andrea Kostolnik, Heiner Kockerbeck

Das selbstverwaltete Obdachlosenprojekt „Obdachlose mit Zukunft (OMZ)“, das aus einer Hausbesetzung im Corona-Lockdown 2020 entstanden ist, existiert aktuell nicht mehr. Zum 31.5. mussten die Bewohner die Gummersbacher Straße verlassen. Ein neues Haus kann erst in drei Monaten bezogen werden.

Viele der alten Bewohner sind wütend und enttäuscht. Denn das neue Haus wird nicht mehr selbstverwaltet sein, sondern durch einen sozialen Träger betreut werden. Außerdem müssen sich alle künftigen Bewohner*innen für einen Platz im neuen Haus bewerben. Diese empfinden es nachvollziehbar als Demütigung, nun wieder Bittsteller sein zu müssen.

Diese Maßnahme der Verwaltung ist die Reaktion auf Gewaltvorfälle im OMZ. Natürlich musste die Stadt darauf reagieren. Ein Grund dafür, dass sich gewalttätige Personen im Haus festsetzen konnten, war aber auch, dass die Stadt ihr Hausrecht nicht konsequent ausgeübt hat. Die herbeigerufene Polizei konnte niemanden aufgrund von Auskünften der Bewohner des Hauses verweisen, weil sie nur auf Weisungen der Stadt reagieren konnte. Diesen Fehler hat der Sozialdezernent Dr. Rau auch zugegeben.

Es trifft nicht zu, dass die Obdachlosen selbst schuld am Scheitern des OMZ sind. Auch die Stadt hat Fehler gemacht. Neben dem nur unzureichend wahrgenommenen Hausrecht war das der fehlende Versammlungsraum für das Plenum und die fehlende Werkstatt ein Faktor. Eine Werkstatt hätte Tagesstruktur und Verdienstmöglichkeiten geboten.

Es ist auch unverständlich, wieso die vom OMZ e. V. vorgeschlagenen friedlichen Nutzer*innen nicht sofort, ohne demütigendes Bewerbungsverfahren in das neue Haus aufgenommen werden.

Nun besteht die reale Gefahr, dass Teilnehmer*innen wieder in der Obdachlosigkeit hängen bleiben, dass erlernte Fähigkeiten zum miteinander Wohnen wieder verloren gehen. Die Priorität der Verwaltung lag nicht darin, alle geeigneten (weil nicht gewalttätigen) Menschen in das neue Haus mitzunehmen.

Für DIE LINKE hat weiterhin der Ratsbeschluss von 2020 Bestand. Der sieht ein selbstverwaltetes Zentrum für die ehemaligen Bewohner*innen der Marktstraße vor. Deswegen kann auch im neuen Haus das Ziel nur die Selbstverwaltung sein. Nach einer Übergangzeit muss es ein klares Konzept mit festen Terminen für einen Fahrplan zur Selbstverwaltung geben. DIE LINKE wird sich dafür einsetzen.