Nippes und Weiden erhalten!

Claus Ludwig

Rede in der Ratssitzung am 13.10.2011

 

Meine Damen und Herren,
Herr Oberbürgermeister,
liebe Schwimmfreundinnen und Schwimmfreunde auf der Zuschauertribüne,

Herr Börschel, Sie haben gestern in der WDR-Lokalzeit so viele Krokodilstränen vergossen, dass es zumindest für ein Planschbecken reicht, wenn auch noch nicht für ein ganzes Schwimmbad.

Sie sagten, der Beschluss des SPD-Unterbezirksparteitages, das Nippes-Bad nicht zu schließen, wäre zu kurzfristig erfolgt, nur 16 Stunden vor der Sportausschuss-Sitzung und meinten, man hätte das nicht mehr berücksichtigen können. Herr Börschel, das ist Quatsch. Das war die Version für das Fernsehen mit vielen Zuschauern.

Sie wollen Nippes und Weiden nicht etwa deswegen schließen, weil Sie zu wenig Zeit hatten, über die Gegenargumente der Schwimmerinnen und Schwimmer nachzudenken. Die echten Gründe, das ist die Version für die Ratssitzung mit relativ wenigen Zuschauern, haben Herr Kron und Frau Thelen genannt.

Sie wollen Nippes und Weiden schließen, weil Sie andere Prioritäten in der Kölner Bäderlandschaft setzen wollen. Ihrer SPD, den Grünen und der FDP sind offensichtlich wohnortnahe Bäder im Veedel, gut zu Fuß oder Fahrrad erreichbar, für Kinder, Jugendliche und für Senioren, nicht so wichtig wie Vorzeigeprojekte Marke Lentpark.

Herr Kron, Sie werden in einer Pressemitteilung vom vergangenen Freitag zitiert mit den Worten, das Bäderangebot in Köln werde ?maßgeblich erweitert?, sie wiederholen beständig ihr Mantra, der Bäderzielplan wäre ?kein Schließungsprogramm?. Tatsächlich, Lentpark und Stadionbad sind eine Erweiterung der Bäderlandschaft. Aber diese Erweiterung wird begleitet von einem eindeutigen Rückschritt. Die Verbesserung für einen Teil der Schwimmerinnen und Schwimmer wird von einer Verschlechterung für Andere begleitet.

  • Die Wege werden länger, v.a. für Kinder, Schulen, Senioren ein Problem; Schwimmunterricht ist von Kürzung bedroht, es entstehen höhere Kosten bzw. Hindernisse zum Schwimmbadbesuch
  • Die Möglichkeiten zur Ausbildung z.B. für Sportabzeichen und von Rettungsschwimmern werden schlechter
  • Viele Gruppen, allen voran die Senioren-Gesundheitsschwimmer werden nicht 1:1 übernommen, gewachsene soziale und sportliche Strukturen werden gefährdet
  • Das Vorzeigeprojekt Lentpark wird von Beginn an zu einem Teilgruppenbad, was dessen Attraktivität einschränken könnte
  • Der gesamte Bäderzielplan ist auf Kante genäht, berücksichtigt nicht die von der Verwaltung selbst prognostizierte demografische Entwicklung und das von der Bäder GmbH vorausgesetzte steigende Interesse an Schwimmmöglichkeiten

Der vorliegende Bäderzielplan ist die Absage an eine wirkliche und auf die Zukunft ausgerichtete Verbesserung der Kölner Bäderlandschaft. Damit wird die Chance verschenkt, die Interessen Aller zu berücksichtigen, sowohl das öffentliche Schwimmen als auch Schulschwimmen, Kurse und Senioren-Sport zu stärken. Und diese Chance wollen Sie verschenken, um 1,5 Millionen Euro im Jahr zu sparen.

Sie reden von Verlusten und tun so, als wäre es eine Besonderheit der beiden Bäder, Verluste zu machen. Dabei wissen Sie genau, dass öffentliche Bäder nicht kostendeckend betrieben werden können.

Der Weiterbetrieb von Nippes und Weiden wäre im Rahmen der KölnBäder nicht einmal besonders teuer. Durch die Investitionen  für die Neubauten zahlen die KölnBäder laut Geschäftsführer Herr Schmitt jedes Jahr über 7 Millionen Euro alleine für Zinsen und Tilgung der Kredite.
2007 sollten die NRW-Bäder geschlossen werden, um die Verluste der Bäder auf 13 Mio. zu deckeln. Heute liegen diese bei rund 18 Mio. Euro, Frau Thelen erwähnte eben 20 Millionen und keine/r von Ihnen regt sich groß darüber auf.
Aber 1,5 Mio. jährlich sollen unbezahlbar sein!? Eigentlich müsste es heißen: Erhalten wir Nippes und Weiden, so viel Schwimmbad für so wenig Geld bekommen wir so schnell nicht wieder!

Die SPD mag hoffen, dass endlich Ruhe im Karton ist, wenn heute der Bäderzielplan beschlossen wird. Die SPD mag glauben, man könne dann aufhören, viel Zeit aufzuwenden, um die eigenen Parteimitglieder und Bezirksbürgermeister auf Linie zu zu bringen. Doch ihre ?Basta?-Haltung wird nicht dazu führen, dass die Bürgerinnen und Bürger sich damit abfinden. Es gibt noch genug Gelegenheiten für Protest: Den Bürgerhaushalt 2012, den anstehenden ?Bürgerparteitag? der SPD.

Der Bäderzielplan ist kurzsichtig, verstockt und  setzt falsche Prioritäten bei der Kölner Bäderlandschaft.
Die Bäder in Nippes und Weiden müssen erhalten werden, das könnten wir tatsächlich von einem Bäderkonzept mit Zukunft sprechen.