Männer nicht mehr allein zu Haus: Frauenquote jetzt auch in städtischen Beteiligungsunternehmen

Hamide Akbayir

Auf der letzten Ratssitzung wurde der Beschluss gefasst, die von der Bundesregierung eingeführte Frauenquote von 30 % jetzt auch in den Vorständen und Geschäftsleitungen der städtischen Beteiligungsunternehmen einzuführen. Betroffen sind die Messe, NetCologne, der Flughafen, die Abfallwirtschaftsbetriebe, die GAG, Häfen- und Güterverkehr Köln, die KVB, die RheinEnergie, die GEW und der Stadtwerkekonzern. Keiner erfüllt die Vorgaben, lediglich die GAG kommt ihnen mit 4 von 15 Mitgliedern im Aufsichtsrat recht nahe. Auch die Geschäftsleitung dort ist paritätisch mit einer Frau und einem Mann besetzt.

Was für einen weiten Weg sind wir Frauen und emanzipierte Männer doch gegangen, um endlich diese Vorlage zu beschließen. Als sich 1903 in Köln eine Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gründete, war die Verbesserung der Bildung und Ausbildung von Frauen das wichtigste Ziel. Es war viel zu tun, um die Diskriminierung von Frauen in fast allen Lebensbereichen aufzuheben. Z. B. durften sie an der Universität Köln 1903 noch lange nicht studieren. Das war ihnen erst zum Wintersemester 1908/09 erlaubt.

Heute liegen Frauen mit Männern in vielen Bereichen gleichauf. Lange Jahre waren die Hälfte der Studierenden Frauen. 45 % aller Promotionen in Deutschland wurden 2012 von Frauen abgelegt. Das schlägt sich nur nicht dort nieder, wo die wichtigen Entscheidungen getroffen werden - in den Führungsetagen der Firmen, den Geschäftsleitungen und Aufsichtsräten. Freiwillige Verpflichtungen bringen uns da nicht weiter - das konnten wir all die Jahre gut verfolgen. Deshalb begrüßt DIE LINKE, dass nun auch die Stadt die längst überfällige Frauenquote in ihren Unternehmen anwenden will.

Gegner der Gleichberechtigung werden jetzt argumentieren, dass in den städtischen Unternehmen, die die 30 % -Quote deutlich verfehlen weniger Frauen als Männer arbeiten. Dann werden diese Betriebe eben in Zukunft daran arbeiten müssen, attraktiver für weibliche Auszubildende zu werden. Dass eine Gesellschaft geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung entgegenwirken kann, wenn sie es wirklich will, hat die DDR bewiesen.

In Geschäftsleitungen und Aufsichtsräten sind Managementqualitäten gefordert. Einen Betrieb zu organisieren und zu führen erfordert es, verschiedene Tätigkeitsfelder und Betriebsbereiche zu koordinieren. Das können Frauen. Denn sie tragen noch immer die Hauptlast von Kindererziehung und Haushalt und arbeiten gleichzeitig in ihren Berufen länger als je zuvor. Das ergab jüngst eine OECD-Studie. Wir stärken also die städtischen Betriebe, wenn wir ihnen mehr Frauen in Leitungsfunktionen verordnen.

Dazu werden die Betriebe bei ihrer Suche nach Personal umdenken müssen, frauen- und familienfreundlicher werden, den Diversity-Gedanken verinnerlichen müssen. Auch im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel ist diese Strategie alternativlos.

Doch ein Selbstläufer ist die Frauenquote nicht. Die Unternehmen müssen sich zunächst eine Zielquote auf dem Weg zur Erfüllung geben. Halten sie sie nicht ein - passiert nichts. DIE LINKE wird die Entwicklung deshalb genau beobachten und Stillstand in den Unternehmen nicht unwidersprochen zulassen.

Aber auch die Politik muss ihren Teil zur Gleichstellung beitragen. DIE LINKE hat in den betroffenen Unternehmen, soweit wir im Aufsichtsrat vertreten sind, bereits jetzt eine Quote von 30 % weiblicher Aufsichtsratsmitglieder. Diese Quote sollten alle Fraktionen anstreben, ebenso wie es als Ziel in dem Beschluss formuliert ist, jeweils 30 % Frauen unter den VertreterInnen der Anteilseigner und der Arbeitnehmer zu erreichen. Aber auch DIE LINKE ist noch nicht am Ziel. Am Ende kann nur eine 50 %-Quote stehen!