Der FC, die Stadt und das Geld...

Felix Schulte

Zur Verwendung städtischer Gelder für den 1. FC Köln nimmt der sportpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke.Köln, Felix Schulte, Stellung.

Geißbockheim wird unsichtbar

 

Wie die Stadt Köln den 1.FC Köln innerhalb von 4 Jahren zu einem der reichsten Vereine Deutschlands gemacht hat und wie es ihr gedankt wird.

 

Die Geschäftsführung des 1.FC Köln plant den Umzug ihrer Verwaltung vom RheinEnergie Stadion auf das Gelände am Geißbockheim. Dort soll eine Geschäftstelle errichtet werden, die einmal Standort für mindestens 50 Mitarbeiter sein soll.

Ein Architektenbüro ist bereits mit der Planung des dreigeschossigen Neubaus beauftragt worden. Das Gebäude soll anstelle einer Garagenzeile direkt vor dem Vereinshaus, dem Geißbockheim, errichtet werden.

Die Planungen des 1.FC Köln freilich stoßen nicht nur bei der Lindenthaler Bezirksvertretung und beim Ausschuss Bauen und Wohnen auf Protest, auch viele interessierte Kölner Bürger überzeugten sich inzwischen vor Ort davon, dass die Bauplane, die einen starke Beeinträchtigung der Sichtachse Decksteiner Weiher - Geißbockheim vorsehen, strikt abzulehnen sind.

?Der FC muss überlegen, ob er gegen die massive Kritik der Bürger und der politischen Gremien bauen will? sagt Götz Bacher, Vorsitzender des Umweltausschusses.

 

Die Geschäftsleitung des 1.FC Köln verweist allerdings darauf, dass im Baugesetzbuch kein Paragraf zu finden sei, der dem Fußballverein den Bau des1000 Quadratmeter großen Bürokomplexes verbieten würde. Baudezernent Streitberger pflichtet bei: ?Der Bauantrag kann nur aus Rechtsgründen abgelehnt werden. Und solche Gründe gibt es nicht?.

FC Geschäftsführer Claus Horstmann meldet sogar ungeniert ?Das neue Gebäude ist eine Aufwertung der gesamten Anlage.?

 

Was mit den frei werdenden Büros im Stadion geschehen soll ist offen. Es sei noch nicht klar, so Ulrich Bolz (Kaufmännischer Leiter der Sportstätten GmbH), ob der FC der Stadt weniger Pacht zahlt, oder ob die Räumlichkeiten in lukrative VIP-Logen umgewandelt werden. Wie auch immer, "Gewinner" bleibt der FC.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, wie rücksichtslos sich der FC Köln gegenüber der Stadt und seinen Einwohnern verhält:

- Der Stadt, die dem FC für 119,5 Millionen Euro ein Stadion hingestellt hat, an dem der sich ursprünglich beteiligen sollte. Dieses "Engagement" wurde dem FC wegen wirtschaftlicher Probleme vom Rat erlassen (Beschluss vom 14.11.2002). Das alleinige Risiko des Stadionbetriebs trägt seitdem die Stadt mit ihrer Sportstätten GmbH. Sie macht mit dem Stadion inzwischen 6 Millionen Euro Miese jährlich, auch weil dem FC in der zweiten Liga knapp 3 Millionen Stadionpacht erlassen werden, da einmal damit gerechnet wurde, dass in der zweiten Liga die Zuschauer wegbleiben, was aber gar nicht der Fall ist.

- Der Stadt, die darüber hinaus, mittels ihres Tochterunternehmens RheinEnergie, weitere Millionen in den Verein pumpt, indem sie absurder Weise die Namensrechte am 'eigenen' Stadion an den FC bezahlt.

 

Mittlerweile brüsten sich Vorstand und Geschäftsleitung des 1.FC damit, der finanziell am viertbesten aufgestellte Fußballverein Deutschlands zu sein (nach einem Finanzcheck der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, im Auftrag der Süddeutschen Zeitung).

 

Um eine detaillierte Übersicht über die finanziellen Zuschüsse der Stadt und ihrer Unternehmen für den 1.FC Köln zu erhalten, will sich die Fraktion die Linke.Köln mittels mehrerer Anfragen Auskunft erteilen lassen. Nachdem durch eine erste Anfrage bereits deutlich wurde, dass die Stadt mit dem Stadion jährlich mehr als 6 Millionen Euro Verluste macht, soll mit einer weiteren Anfrage im Sportausschuss geklärt werden, wie lange die Verträge zu Stadionpacht bzw. zum Namenssponsoring gültig sind. Eine dritte Anfrage im Finanzausschuss betrifft das Sponsoring des FC durch die Rheinenergie.

 

Da moralische Aspekte beim FC offenbar nicht zählen, soll gleichzeitig vorgeschlagen werden, die derzeit wohl "fehlgeleiteten" Sponsoren-Gelder zumindest in Zukunft für sinnvollere und der breiten Bürgerschaft nützlichere Aufgaben zu verwenden. Hier ist etwa die Bewahrung verschiedener Stadteil-Bäder zu nennen.