Burn, Hollywood, burn! DIE LINKE fordert mehr Geld für die Kölner Filmkultur

Sebastian Tautkus

Kürzungen in der öffentlichen Kulturförderung sind immer unappetitlich und reizen zu Widerstand. So erlangen während der letzten Wochen auch deutsche Filmschaffende mit ihren lauten Klagen gegen Mittelstreichungen bei der Filmstiftung NRW große Publizität. Doch die Empörung greift zu kurz. Denn auch eine großzügigere Ausstattung der Landesfilmförderung kann nicht zielführend sein, so lange diese falsche Prioritäten setzt. So feiert die Filmstiftung NRW schon im ersten Absatz ihres aktuellen Geschäftsberichts all die internationalen Filmstars, die in den von ihr geförderten Produktionen auftreten. Vom Glanz Hollywoods geblendet, vergewissert sich die Stiftung ihrer Bedeutung offensichtlich nur durch die großen Namen, denen sie die nordrhein-westfälischen Steuergelder andient, anstatt sich von der Fixierung auf Kino generell zu lösen und die Entwicklung qualitätsvoller TV- und Web-TV-Produktionen zu befördern. In den USA gelten die Mittel der Filmstiftung NRW deshalb ebenso wie die Investition seitens privater deutscher Filmfonds als „Stupid German Money“.

 

Vom Wunsch beseelt, einmal mit George Clooney auf dem roten Teppich ein Selfie zu schießen, scheinen auch manche Akteur*innen in der Kölner Politik zu sein. So tauchen immer konkretere Forderungen nach der Errichtung eines repräsentativen Premierenkinos am Rudolfplatz auf. Das klingt zunächst unverdächtig nach der Forderung der örtlichen Filmkulturszene, die für ihre Festivals dringend einen zentralen Ort benötigt, in dem sie mehrere Leinwände parallel bespielen und begleitende Diskussionen oder Workshops durchführen kann. Aber eine solche Funktion könnte nur ein kommunales Kino erfüllen, das keine oder eher symbolische Mieten von den Veranstaltern verlangt. Denn Köln hat keine A-Festivals wie die Berlinale. Die besondere Qualität und Relevanz der Kölner Filmkulturszene ergibt sich vielmehr aus einer ganzen Reihe hochkarätiger Festivals, die wichtige Special-Interest-Themen bespielen und Nischen besetzen, in denen sie international wegweisend sind, jedoch kein Massenpublikum erreichen können. Aus diesem Grund wird DIE LINKE in der Kulturentwicklungsplanung der Stadt darauf drängen, ein Festivalkino zu etablieren, das den räumlichen Anforderungen und den finanziellen Möglichkeiten der Kölner Szene entspricht.

 

Doch wohlgemerkt: Die Kölner Filmkultur ist auf Grund ihrer starken thematischen Positionierung mehr als nur ein Ort. Kurzfristig wichtiger als ein neues Kino ist für die Kölner Szene deshalb das Filmkulturförderkonzept, das der Kulturausschuss am 28.10.2014 beschlossen hat. Das liest sich zunächst wie schönste Erbauungsliteratur für Cineast*innen. Denn das Konzept bekennt sich zur nachhaltigen Spitzenförderung der etablierten Festivals, zur Breitenförderung von kleineren Festivals, Reihen und Filmbildungsangeboten sowie zur Stimulierung neuer Filminitiativen durch die städtische Förderung. Es müsste eigentlich überflüssig sein zu erwähnen, dass dieses voluminöse Förderprogramm an eine angemessene Finanzausstattung gebunden ist. Doch während Städte wie Braunschweig die Filmkultur mit über 2 Euro pro Einwohner*in und Jahr unterstützen, sind es in Köln gerade mal 30 Cent. Rechnet man die mehrjährigen Förderinstrumenten raus, bleiben für die einjährige Projektförderung sogar nur noch 10 Cent für die agile Szene übrig. Das heißt im Klartext, dass die Filmkulturförderung in Köln hauptsächlich auf dem Papier stattfindet. Mit mehr als bescheidenen 100.000 Euro mehr im Jahr könnte die Stadt in Sachen Filmkultur aber einen enormen Qualitätssprung bewirken.  Aus diesem Grund hat DIE LINKE im Kulturausschuss die Verwaltung aufgefordert, die entsprechenden Mittel im Haushaltsansatz für das Jahr 2015 einzustellen, und wird sich in den Haushaltsberatungen entsprechend dieser Vorgabe einsetzen.