Ausbildungsbüro Übergang Schule - Beruf

Michael Kellner

Das Kölner Bündnis für Arbeit hat im ersten Kölner Ausbildungsbericht 2006 eine Menge Daten zusammengetragen und auf diese Weise versucht, die Entwicklung des Ausbildungsmarktes in den letzten Jahren darzustellen. Der Bericht selbst spricht allerdings von ?Dateninseln?, weil die große Koordination noch fehlt, aber für den Anfang ist hier ein ausgesprochen hilfreiches Papier vorgelegt worden.

Es zeigt zum Beispiel, dass der Anteil der HauptschülerInnen  im ausbildungsvorbereitenden Bereich 2005 sehr hoch ist. Im Berufsvorbereitungsjahr lag er bei den Neuzugängen bei 76,7 %! Er zeigt gleichzeitig u.a. auch den Schrumpfungsprozess der betrieblichen Ausbildungsstellen in Köln: Seit 2000 ging die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 10 bis 15 % zurück.

Ich erwähne diese Zahlen, weil beides zusammenhängt; mangelnde Ausbildungsplätze und ein Kropf ausbildungsvorbereitender Maßnahmen. Dazu kommt, dass ein großer Teil der jugendlichen Auszubildenden überaltert ist. Im Durchschnitt sind sie bei Beginn ihrer Ausbildung 19,2 Jahre. Insgesamt befinden sich ca. 50 % aller Jugendlichen - das ist die neueste Schätzung - im ausbildungsvorbereitenden Bereich, der immer mehr den Charakter einer Warteschleife annimmt.

Die Mehrzahl von ihnen kommt, wie ich oben erwähnt habe, aus der Hauptschule, und  ca. 80 % sind Migrantinnen und Migranten. Ein weiterer Teil von Jugendlichen geht schlicht und einfach verloren, weil er in der Berufschule nicht ankommt und damit statistisch nicht mehr erfasst wird.   Die Zahlen sprechen eine deutliche und - wie ich finde -  erschreckende Sprache. Wenn das Land auch die Bildungshoheit hat, die Stadt ist hier gefordert und muss alle Anstrengungen übernehmen, damit der Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf besser gesteuert und koordiniert wird.

Was muss nun eine Einrichtung - in diesem Fall das Regionale Bildungsbüro - leisten, die diesen Anspruch erfüllt? An dieser Stelle möchte ich einige wichtige Aufgaben nennen:  

- Der Ausbildungsbericht zeigt auf der einen Seite, wie wichtig eine Synopse von Daten zum Thema Übergang Schule-Beruf ist. Sein Bekenntnis von der ?Dateninsel? macht aber deutlich, dass bisher zahlreiche Stellen die verschiedenen Daten unabhängig von einander erhoben haben. Es muss eine verantwortliche Stelle geben, die die Daten sammelt und auswertet. Jeder Jugendliche muss nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule erfasst werden und sein Bildungsgang muss wenigstens anonym weiterverfolgt werden  können.

- Eine weitere Aufgabe ist die Bereitstellung eines überschaubaren Informations- und beratungssystems für Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderungen und deren Eltern. Ich habe an dieser Stelle schon einmal darauf hingewiesen, dass die Stadt darauf vorbereitet sein muss, dass zunehmend Schüler und Schülerinnen mit Behinderungen in die weiterführenden Regelschulen und damit auch später in  die Berufsschulen drängen. Für sie müssen wir eine Beratungsform bereithalten, die sich an der genauen Kenntnis der individuellen Leistungseinschränkungen orientiert. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst beim LVR ist dabei u.a. notwendig.

- Im Übergangssystem von Schule in Ausbildung und Beruf gibt es zahlreiche  Aktivitäten sowohl von Berufskollegs als auch von Seiten verschiedener Träger. Viele sprechen von einem unkontrollierbaren und unübersichtlichen ?Wildwuchs?. Hinzu kommt, dass diese ?Warteschleifen? keine nachweisbaren Verbesserungen der Ausbildungsreife mit sich bringen und die Ausbildungschancen kaum verbessern.  Die Koordinationsstelle hat also die Aufgabe, hier Ordnung zu schaffen und die Akteure stärker zu vernetzen und einzubinden und so ein qualifiziertes Überganssystem zu schaffen, das nach einheitlichen Qualitätskriterien arbeitet und nur noch für diejenigen bereit gehalten wird, die den Anforderungen eines Ausbildungsplatzes noch nicht gewachsen sind.

- Eine weitere Aufgabe einer Koordinationsstelle Übergang Schule-Beruf muss es sein, Maßnahmen anzuregen oder zu organisieren, die die Benachteiligung der Migrantinnen und Migranten und der Haupt- und FörderschülerInnen  reduziert und langfristig aufhebt. 

- Schließlich gilt es, den Berufswahlpass in seiner neuesten Form als Berufswahlpass plus endlich zur Geltung zu bringen und verbindlich und flächendeckend einzuführen. Für diejenigen, die es nicht wissen: Der Kölner JobPass, eine Dokumentenmappe mit allen Zertifikaten und bewerbungsrelevanten Unterlagen der jugendlichen BesitzerInnen, wurde inzwischen in den NRW-weiten Berufswahlpass integriert und damit zum Berufswahlpass plus weiterentwickelt. In diesem Pass werden Kompetenzen nachgewiesen, und es ist angedacht, dass noch festzulegende Teilqualifikationen für eine spätere Ausbildung angerechnet werden können. Das muss natürlich mit den Akteuren abgesprochen werden.