Neue Intendanz für das Schauspiel Köln

Knut Lennart Scholz

Seit Dezember 2022 ist klar, dass Steffen Bachmann – seit 2013 Intendant des Schauspiels Köln – ans Wiener Burgtheater wechseln wird. Und das schon 2024, sodass die Intendanz ab der Spielzeit 2024/25 neu besetzt sein mus

Die Lösung ist vorerst, dass der schon am Haus tätige Regisseur Rafael Sanchez Interims-Intendant wird. Die Findungskommission begründet diesen Entschluss damit, dass ein nahtloser Übergang zu einer neuen Intendanz nicht in der knappen Zeit möglich sei und deswegen eine Interims-Intendanz hermüsse. In der Findungskommission sitzen Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit dem Kulturdezernenten Stefan Charles, Karin Beier (Intendantin des Hamburger Schauspielhauses und Vorgängerin des amtierenden Intendanten Stefan Bachmann in Köln), Kathrin Mädler (Intendantin des Theaters Oberhausen und Vorsitzende der Intendant*innengruppe des Deutschen Bühnenvereins) und Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin. Außerdem sitzt eine Personalvertretung des Schauspiels Köln in der Kommission, die darüber hinaus von der Personalagentur IFP beraten wird.

Dieser von Reker und Charles initiierte Findungsprozess einer neuen Intendanz war sehr umstritten und wirft brennende Fragen auf. So wollte Charles zunächst nicht preisgeben, aus welchen Mitgliedern die Findungskommission besteht. Auf einer Podiumsdiskussion Mitte April, die vom Verein für darstellende Künste veranstaltet wurde, begründete er die Geheimhaltung der Mitglieder damit, dass sie aus Personenschutzgründen nicht genannt werden wollen. Mit transparentem und nachvollziehbarem Handeln hatte diese Findungskommission also zunächst nichts zu tun.

Dabei wäre ein transparenter und nachvollziehbarer Findungsprozess so wichtig. Intendanzen sind schließlich Positionen an der Spitze eines Bühnenbetriebes, die gut besetzt werden müssen, weil viel an ihnen hängt. Dazu ist die Position des Intendanten prädestiniert für Machtmissbrauch und undemokratische Top-down-Entscheidungen. So etwas sollte sich Köln nicht leisten. Während es genügend sinnvolle Kriterien für eine neue Leitung des Schauspiels gäbe, fordert Charles einen „glanzvollen Namen“, mit dem man am Offenbachplatz eröffnen wolle. Wir fordern keinen „glanzvollen Namen“ aus einer von Männern dominierten Intendanten-Welt, in der die Berieselung mit Glanz sehr ungerecht und diskriminierend vonstattengeht. Viel wünschenswerter wäre eine Intendanz für das Schauspiel Köln, die einen kreativen, fortschrittlichen und demokratischen Theaterbetrieb ermöglicht, in dem zum Beispiel Machtmissbrauch keinen Platz hat.

Anzuzweifeln ist auch, ob das Konzept einer einzelnen Person, die einen Bühnenbetrieb leitet, noch das richtige ist für ein modernes und demokratisches Theater. Wir als LINKE bringen die Idee einer kollektiven Intendanz ins Spiel, um einen Bühnenbetrieb zu ermöglichen, der Demokratie und Mitbestimmung zur Grundlage von guten Arbeitsbedingungen und feinstem Kulturgenuss hat.