Nachruf auf Klaus Roth

75 Jahre Grundgesetz und Abschied von Klaus Roth

23. Mai, 15 - 17 Uhr

Bürgerzentrum Chorweiler, Pariser Platz 1

 

NACHRUF AUF KLAUS ROTH

Wir trauern um unseren Freund und Genossen Klaus Roth. Klaus ist an Ostern im Alter von 73 Jahren überraschend verstorben.

Klaus war über viele Jahre ein bekanntes Gesicht der Kölner Linken. Er wurde 2014 für die Linke in die Bezirksvertretung Chorweiler gewählt und gehörte dem Bezirksparlament seit diesem Jahr an. Er vertrat die Linke auch einige Zeit im Sozialausschuss der Stadt. Aber vor allem hat er mit großem Zeitaufwand und enormer Kompetenz Sozialberatungen durchgeführt.

Klaus, ein 68er, war seit über 50 Jahren politisch aktiv. Die Berufsverbote verhinderten, dass er sein Studium der Philosophie, Soziologie und Politologie beruflich nutzen konnte. Stattdessen arbeitete er für eine große Versicherung in Köln. 28 Jahre gehörte er dem Betriebsrat an, davon 22 Jahre als Betriebsratsvorsitzender. Er engagiert sich auch im Ortsvorstand der damaligen Gewerkschaft HBV.

Klaus war ein überzeugter Internationalist. Deshalb ist er 2015, als viele Geflüchtete bei uns Schutz suchten, aktiv geworden. Von Anfang an arbeitete er in Willkommensinitiativen mit, auch im AK Politik, der die Schnittstelle zwischen Ehrenamtlichen, Politik und Stadtverwaltung bildet.

Klaus kämpfte für Gerechtigkeit. Für ihn war sie kein abstraktes Ideal, über das man in politischen Kreisen diskutiert. Er packte tatkräftig und unermüdlich an, um Gerechtigkeit für diejenigen Menschen durchzusetzen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

In seiner langjährigen Tätigkeit als ehrenamtlicher Sozialberater sorgte er dafür, dass Geflüchtete und Menschen mit wenig Geld zu ihrem Recht kamen. Er kämpfte engagiert für ihre Interessen, egal wie lange ihn diese Schicksale auch beschäftigen sollten. Dabei stritt er mit Ansprechpartner*innen aus der Verwaltung. Ihm ging es darum aufzuklären und auf Fehler hinzuweisen. Gemeinsam wollte er zu einer besseren Praxis im Umgang der Ämter mit Menschen, die Leistungen erhalten, kommen. Das ist ihm oft gelungen.

Sein unermüdliches Nachbohren stellte Transparenz her und machte so an einigen Stellen eine informierte Diskussion erst möglich.

Kenntnisreich und pointiert prangerte er die Absurdität mancher Rechtsvorschriften an. So machte er darauf aufmerksam, dass Geflüchtete ihren dafür vorgesehenen Regelsatz 20 Jahre sparen müssten, um die Gebühren für einen neuen Ausweis zu bezahlen.

Er fühlte sich für alle Aspekte der Lebensverhältnisse in „seinem“ Bezirk Chorweiler zuständig. Er skandalisierte den geringen Grad an Schul- und Kitaplätzen in dem benachteiligten Bezirk. Er beteiligte sich am Widerstand Protest gegen rechts und gehörte dort zu den Organisator*innen von Aktionen.

In der Bezirksvertretung wurde er weithin geschätzt. Er vermittelte oft in Konflikten. Das war möglich, weil er Vertrauen von vielen Seiten besaß.

Die Kämpfe, die Klaus tagtäglich führte, machten ihn weder verbissen, noch bitter. Er war ein gelassener, heiterer und witziger Mensch. Mit Klaus Roth zusammenzuarbeiten, führte nicht nur oft zu Ergebnissen; es machte auch Spaß.

Wir vermissen Klaus sehr. Er hinterlässt eine Lücke, die nicht zu füllen ist. Es war schön, dass er ein (wichtiger) Teil unseres gemeinsamen Projektes war. Wir danken dir für deine Herzensgüte, Solidarität und Freundschaft!