Nachhaltige Transformation der Ernährung in Köln braucht den Großmarkt!

Rede von Jörg Detjen zur Ratssitzung am 3. Februar 2022

Ich hatte in der Ratssitzung im Dezember darauf hingewiesen, dass die Kölner Großmärkte in den letzten hundert Jahren immer größer und nicht kleiner geworden sind. Und dass wir deshalb die Verkleinerung des Großmarktes für eine schweren Fehler halten. Auch die getauschten Flächen am Standort Marsdorf.

Eine Verkleinerung ist auch aus aktuellen Gründen falsch! Die Diskussion über gesunde Ernährung wird gerade nach der Pandemie neue Nahrung erhalten. Ein gesundes Leben stärkt das Immunsystem des Menschen. Was heißt das konkret?

Das Versicherungsunternehmen HDI-Gerling in Köln hat bundesweit die größte Bioküche in Deutschland. Hier wird jeden Tag für 800 Mitarbeitende 200 g Gemüse pro Teller zubereitet. Das sind in der Woche 800 kg. Wenn bei allen städtischen Mensen und Küchen gesunde Nahrungsmittel verkocht werden sollen, und ich glaube, das ist unser aller Ziel, ist das über die Lebensmittelkiste des Ökobauern nicht organisierbar, sondern erfordert eine Verstärkung der Bio-Schiene im Großmarkt.

Der Ernährungsrat für Köln und Umgebung fordert einen Food Hub Köln. Sie können sich sehr gut vorstellen, dass so ein Projekt der nachhaltigen Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft ein ausgewiesener Bereich auf dem Kölner Großmarkt sein könnte.

Mit einem modernen Frischezentrum können wir eine Wertschöpfungskette fördern, die dazu führen würde, dass sich rund um Köln mehr landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien ansiedeln. Es werden immer neue Angebot dazu kommen, auch im Dienstleistungsbereich. Wenn wir über den Frischemarkt tagesfrisches Gemüse an die Küchen liefern wollen, brauchen wir z.B. Reinigungseinheiten und Kartoffelschälmaschinen.

Faktisch wird sich ein zusätzlicher Bereich der Daseinsvorsorge bilden, der gefördert werden muss. Der private Markt wird das nicht können. D.h. die Stadt Köln kommt nicht umhin, den Großmarkt auch weiter zu fördern. Wir müssen eine kommunale Beihilfe positiv bescheiden und ggf. einen Antrag bei der EU stellen. Warum hat die Verwaltung das seit Jahren verschlafen?

Daran sehen Sie, wir brauchen nicht nur einen Standort, der expandieren kann, sondern wir brauchen auch eine inhaltliche Diskussion, wie wir in Zukunft Köln mit frischen, gesunden und regionalen Produkten versorgen wollen. Und nur wenn es uns gelingt, mit dieser Wertschöpfungskette in viel größerem Umfang regionale Produkte auf den Markt zu bringen, werden diese Lebensmittel auch erschwinglich sein. Das ist Daseinsvorsorge!

Der Kölner Großmarkt als Frischemarkt, als Food-Hub, ist unverzichtbar für die Wochenmärkte und für die Kölner Bevölkerung und für die vielen eigenständigen Restaurants. Wir als LINKE wollen, dass man den jetzigen Akteuren auf dem Großmarkt mit Respekt, Wertschätzung und Unterstützung begegnet.