Mehr Plätze im Gemeinsamen Unterricht

Michael Kellner

Nach einer Vorlage der Verwaltung im Ausschuss Schule und Weiterbildung nahmen im Schuljahr 2006/2007 in Köln insgesamt 497 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an 22 Grundschulen am Gemeinsamen Unterricht (GU) teil.

Das ist eine beachtliche Zahl. Sie zeigt, dass der Gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen immer attraktiver und von zahlreichen Eltern gewünscht wird. Dieser Wunsch der Eltern kann sich auf eine breite Basis von Erfahrungen und wissenschaftlichen Untersuchungen und Erkenntnisse berufen.  

Die zahlreichen Veröffentlichungen zu diesem Thema zeigen: die Bundesrepublik Deutschland hinkt jämmerlich hinter den Ergebnissen und Forderungen der Forschung hinterher. Der letzte Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung stellt eindeutig fest, dass das teure Sonderschulsystem seine Ziele- vor allem die bestmögliche Förderung der Kinder ? nicht erreicht hat.

Und in der Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben ? gemeinsam lernen e.V. heißt es: ?Der integrierende Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler ist der bessere Unterricht, weil er die Unterrichtskultur praktiziert, die in den bei den PISA-Untersuchungen erfolgreichen Ländern flächendeckend verwirklicht wird.?

Dabei sind die Vertreter des GU überhaupt nicht der Meinung der Verwaltung, dass ?sofern umfassender (erhöhter) Förderbedarf besteht?, ?nur die Förderschule der Förderort sein? kann. Auch Schwerstbehinderte sind im inklusiven Konzept des Gemeinsamen Unterrichts mit einbezogen.

Vom 16. bis 18. November findet in Köln der Kongress ?eine Schule für alle? statt. Dieser Kongress wird deutlich machen: Die Schule für alle ist die bessere Schule. Deshalb begrüßt die Fraktion Die Linke.Köln, dass die Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen  in die heutige Ratssitzung einen Antrag einbringen, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, die Plätze im Gemeinsamen Unterricht bis zum Jahr 2010 zu verdoppeln. Eine erfreuliche Forderung, der wir uns voll und ganz anschließen.

Allerdings fehlt unserer Ansicht nach im Antrag eine entscheidende Forderung: die Sicherstellung der GU-Plätze an weiterführenden Schulen. Deshalb schlägt unsere Fraktion eine Ergänzung zu diesem Antrag vor. Auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke.Köln im August dieses Jahres wurde von der Verwaltung bekannt gegeben, dass sich zur Zeit ca. 124 Kinder im Gemeinsamen Unterricht der 4. Klasse der Grundschule befinden. Für diejenigen von ihnen, die am GU in einer weiterführenden Schule teilnehmen wollen, stehen aber nur maximal 36 Plätze zur Verfügung, 30 davon an der Gesamtschule Holweide und 6 an der Gesamtschule Rodenkirchen.

Das ist für eine Stadt, die vor wenigen Wochen eine Behindertenbeauftragte eingesetzt und die Unterzeichnung der Erklärung von Barcelona beschlossen hat, ein Skandal. Es darf nicht sein, dass es für die meisten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die am GU in der Grundschule teilgenommen haben, nach der 4. Klasse hießt: ab in die Förderschule! Die Fraktion Die Linke.Köln ist der Meinung, dass schon für das kommende Schuljahr mit verschiedenen weiterführenden Schulen Gespräche geführt werden müssen, damit auch hier genug Plätze für den Gemeinsamen Unterricht bereitgestellt werden können Das ist die Intention unseres Änderungsantrages.  

Bereits in der Ratssitzung im Februar dieses Jahres machte die Fraktion Die Linke.Köln an dieser Stelle auf das Problem aufmerksam, das in den kommenden Jahren auf die Stadt zukommen wird. Geschehen ist offensichtlich nichts. Die Folge wird sein, dass immer mehr Eltern, die den GU auch an einer weiterführenden Schule für ihr Kind fordern, das Recht darauf einklagen werden.

Der letzte Prozess hat gezeigt: die Gerichte lassen die Einwände des Schulverwaltungsamtes wegen fehlender sachlicher und materieller Ressourcen nicht mehr gelten. Die Stadt und unsere Schulen müssen auf diese Situation vorbereitet sein.