Masterplan Innenstadt?

Das Architekturbüro AS & P, das in einem fragwürdigen und von der Fraktion DER LINKEN. Köln heftig kritisierten Verfahren von einem Zusammenschluss Kölner Unternehmer beauftragt wurde, ein Konzept für die Gestaltung der Innenstadt zu erarbeiten, hat nach über einem Jahr Bestandsaufnahme und öffentlich

begleiteter Konzeption rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem OV Innenstadt / Rodenkirchen DER LINKEN. Köln am 1. September ihr Grobkonzept vorgestellt und zur Diskussion gestellt.

 

Nach Darstellung der verantwortlichen Architekten, Herrn Heller und Herrn Bermann, ist der ?Masterplan Innenstadt? nicht als vollständiger Neuentwurf der Kölner Innenstadt zu verstehen, vielmehr soll er eine Weiterentwicklung der spezifischen Kölner Gegebenheiten darstellen und sieht sich im Spannungsfeld bereits vorhandener Konzepte, wie der Grobskizze des ?Leitbild 2020? und der kleinteiligen Studie ?Konzept Innenstadt? von 1998. Das Architekturbüro will den Masterplan nicht auch als umfassendes Stadtentwicklungskonzept verstehen, sondern als einen städtebaulichen Beitrag zur Fortentwicklung der Stadt mit starkem Fokus auf die Gestaltung von Räumen und Verkehr.

Der Masterplan fokussiert auf zentrale Teilräume, die so genannten Interventionsräume und will so sowohl zeitlich als auch räumlich eine schrittweise Umsetzung von Projekten und Maßnahmen ermöglichen. Er soll als ein fortschreibungsfähiges Dokument verstanden werden, das auf dem Wege der Umsetzung Spielräume für Modifikationen eröffnet.

Die Teilräume gliedern sich in drei thematische Bereiche:

1) Die großen Stadträume. Dazu zählt er den ?Stadtraum Rhein?, ?die Ringe? und ?den inneren Grüngürtel?.

2) Die zentralen Stadtachsen ?Ost-West-Achse? und ?Nord-Süd-Fahrt? und

3) die Stadtbereiche ?Kernzone? und ?Rechte Rheinseite?.

Zeitlich unterteilt der Plan nach ad-hoc Maßnahmen, mittelfristigen Plänen und langfristigen Leitbildern. Nach den Ideen von AS&P soll die Stadt für alle, die sich in ihr bewegen, attraktiver gemacht werden.Im Detail soll der ?Stadtraum Rhein? eine attraktive und abgestimmte Belebung der Mitte der Kölner Innenstadt als urbane Bühne werden. So können sich die Architekten beispielsweise  vorstellen, ein Informationszentrum zum Rhein als Attraktion dort anzusiedeln. Näheres müsste aber in einer Machbarkeitsstudie erarbeitet werden.

Die Ringe sollten als großstädtischer Boulevard ein einheitlicheres Bild geben, Grünflächen sollen statt des bisherigen uneinheitlichen Konzeptes vereinheitlicht und so verklart werden. Als Vorbild kann hier die ursprüngliche Konzeption der Ringe nach dem Architekten Stübbe dienen. Die Plätze werden besonders gewürdigt, sie sollen verkehrstechnisch beruhigt und für BürgerInnen attraktiver werden. Den Grüngürtel sehen die Architekten als zentrale Parkanlage, die freie Beweglichkeit der Bürger erlauben und der Stadt Durchlässigkeit geben soll.

Bereiche, die mit öffentlichem Verkehr gut erschlossen sind, sollen besser öffentlich genutzt werden. Freiflächen sollen nicht planlos verbaut werden, sondern in abgestimmten Konzepten genutzt werden. Die Zentralachsen der Stadt, die Ost-West-Tangente vom Aachener Weiher bis Kalk sowie die Nord-Süd-Fahrt sollen entschleunigt, öffentlicher Personenverkehr, Individualverkehr, Fußgänger und Radfahrer sollen gleichberechtigt berücksichtigt werden. Neumarkt und Heumarkt sollen verkehrstechnisch beruhigt werden.

Die Architekten haben sich gegen eine Untertunnellung der Nord-Süd-Fahrt im Bereich Oper ausgesprochen, weil dies das Verkehrsproblem in der Innenstadt nicht löst, sondern nur auf andere Engpässe verlagert. Stattdessen fordern sie eine eigenständige Untersuchung, die eruieren soll, ob beispielsweise durch zusätzliche Rheinbrücken eine grundsätzliche Entlastung der Innenstadt vom Individualverkehr erreicht werden kann.

Ein Fokus der ?Kernzone? ist der Bereich um den Hauptbahnhof mit starkem Schlaglicht auf die Rückseite Breslauer Platz. Hier wird eine grundsätzlichere Veränderung überlegt, die allerdings nicht ohne Konzept für den Busbahnhof realisiert werden könnte. Der rechtsrheinische Raum soll als Teil der Innenstadt erkennbar werden.

Der Auftrag der Architekten ist mit der Übergabe des Masterplans Ende November beendet, allerdings bemühen sich AS & P um eine Weiterverfolgung in einem durch ein ? möglichst international besetztes ? Expertengremium, das die Stadt bei der Umsetzung begleitet und fordern Planungsstrukturen, die die Öffentlichkeit einbeziehen. Sie selbst sehen eine Umsetzung innerhalb eines Zeitraums von 3 ? 4 Jahren als möglich an.

Auf die Kritik, dass wesentliche Aspekte wie Wohnen fehlen, weisen die Architekten auf den begrenzten Umfang ihres Auftrags hin und verweisen auf die städteplanerische Hoheit der Stadt, mit der sie ihre Vorschläge eng abstimmen. Für die Planung einer umfassenden neuen Verkehrsordnung mit dem Vorrang auf ÖPNV sehen sie sich ohne umfassende Zusatzuntersuchung von Ausweichkonzepten für den Individualverkehr derzeit nicht in der Lage, sie sehen aber durchaus Spielraum, Autos aus der Innenstadt zu halten, beispielsweise durch die Verlegung von Parkraum aus der Innenstadt in die Randgebiete.

Insgesamt scheinen die Vorschläge größtenteils geeignet, die Attraktivität der Innenstadt für die Menschen zu erhöhen. Ohne Einbettung in ein städteplanerisches Gesamtkonzept bleibt der Masterplan allerdings nur unvollkommenes Stückwerk. Hier ist die Stadt gefragt, ein solches zukunftsweisendes, soziales und ökologisches Konzept zu erarbeiten.                         

Astrid Kraus