Linda Rennings wird mit ihrem Hund Clayd Alternative Ehrenbürgerin der Stadt Köln

Andrea Kostolnik

Linda Melissa Rennings, besser bekannt unter dem Namen "Kölsche Linda", bekommt am 4. Juni zusammen mit dem ehemaligen Innenminister Gerhard Baum die Alternative Ehrenbürgerschaft verliehen. Sie wird geehrt für ihr Engagement für Obdachlose, insbesondere wohnungslose Frauen.

Engagement für Obdachlose gibt es viel in der Kölner Zivilgesellschaft. Aber Lindas Engagement sticht heraus: Ist sie doch selbst eine Expertin aus Erfahrung. Nach einer Lebenskrise lebte sie über ein Jahr auf einem Friedhof, wo das Grab ihrer geliebten Oma lag. Insgesamt fünf Jahre war Linda wohnungslos. Seit 2011 lebt sie wieder in einer eigenen.

Nachdem sie sich stabilisiert hatte, machte sie eine Ausbildung zur Genesungsbegleiterin und gründete danach den Verein "Heimatlos in Köln". Der berät und versorgt Obdachlose, vor allem in Köln-Mülheim rund um den Wiener Platz. Linda und ihre Mitstreiter*innen teilen Essen, Hygieneartikel und Kleidung aus. Sie unterstützen Obdachlose mit Rat und Tat bei ihrem Überlebenskampf auf der Straße und zeigen ihnen den Weg zu Angeboten. Linda praktiziert aufsuchende Sozialarbeit, quasi Streetwork.

Doch nicht nur mit praktischer Arbeit kämpft Linda für ein besseres Leben für Obdachlose. Sie mischt sich ein, wann immer es um den richtigen Kurs in der Wohnungslosenpolitik der Stadt geht. Sie kennt die Schwächen des Systems aus eigener Anschauung und wird nicht müde, diese anzuprangern und Lösungen vorzuschlagen, die ihrer Meinung nach besser funktionieren würden. Das ist nicht immer bequem. Linda legt ihren Finger in Wunden und lässt sich nicht mit diplomatischen Floskeln abspeisen. Sie vertritt DIE LINKE in der Stadtarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenpolitik. Doch auch uns liest sie die Leviten, wenn wir ihrer Meinung nach nicht die richtige Position vertreten. Das macht uns klar: Sie ist goldrichtig an dieser Stelle.

Ihre Alternative Ehrenbürgerschaft wirft ein Schlaglicht auf ein besonderes Problem von Obdachlosen: ihre Hunde sind oftmals nicht erwünscht. Linda trennt sich selten von ihrem Hund Clayd. Wenn dieser jetzt „alternativer Ehrenhund Kölns“ wird, schärft das hoffentlich das Bewusstsein dafür, dass wir diese Hunde nicht einfach aussperren können. Denn mit ihnen sperren wir auch ihre Besitzer*innen aus.

Gerade für obdachlose Frauen bedeutet ihr Hund oftmals den einzigen Schutz. Weil es kaum Notschlafstellen für Obdachlose mit Hund gibt, übernachten diese Frauen auf der Straße. Eine Trennung vom Hund, und sei es für eine Nacht, kommt nicht infrage. Auch öffentliche Gebäude müssen für Hunde von Obdachlosen offen sein. Assistenzhunde dürfen sie jetzt schon betreten.

Es gibt noch viel zu tun. Gut, dass Linda Rennings einen langen Atem hat. Die Alternative Ehrenbürgerschaft möge sie darin bestärken.