Kölner Oper: Als gäbe es kein Morgen!

Jörg Detjen

Rede in der Ratssitzung am 28.06.2012

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,

hier wird wieder einmal diskutiert als gäbe es kein Morgen. Die Aufwendungen der Stadt für die Bühnen werden in den nächsten Jahren erheblich anwachsen: Zunächst sind es die Interimskosten: über 10 Millionen Euro allein in der kommenden Spielzeit, und danach kommen über Jahrzehnte die Zahlungen für die Sanierung.

Die allseits beliebte Karin Beier hatte wohl als erste auf das Problem hingewiesen, das sich hier auftut. 2009 wandte Sie sich spontan gegen den Neubau der Oper als sie merkte, das der teure Neubau nicht aus dem Investitionshaushalt bezahlt wird, sondern aus dem Betriebskostenzuschuss Bühnen und das könne auch den laufenden Kulturbetrieb unter finanziellen Druck setzen.

Frau Beiers Kollege, der Herr Laufenberg, aber verstand das nicht. Er verjubelte stattdessen die Betriebsrücklage ? war die nicht eigentlich für die Sanierung gedacht? In damals noch brüderlicher Zusammenarbeit mit dem Dezernenten inszenierte er Ratsanträge für die Reise nach China und eine Uraufführung von Stockhausen.

Teile des Rates wachten langsam auf. Nur die CDU und die FDP wollten das Geld mit vollen Händen ausgeben. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, würden die Bühnen heute mit 350 Mio. zu Buche schlagen und Köln wäre wirklich pleite.

Und jetzt beschweren Sie sich wieder: Die zwei zugesetzten Millionen für die Bühnen reichen Ihnen nicht, es sollen noch zwei mehr sein!

Herr Granizka, ?Sparen, sparen, sparen!? ? haben Sie das nicht etwa vor wenigen Stunden hier in den Ratssaal gerufen?

Meine Damen und Herren von CDU und FDP, Ihre Hingabe, Leidenschaft und schwärmerische Verehrung für Herrn Laufenberg und seine Oper sind rührend. Dennoch würden wir uns wünschen, sie wären ein wenig reflektierter und würden aus der Geschichte lernen.

Vor 130 Jahren schwärmte der Bayrische König Ludwig II. so sehr für Richard Wagner, dass er ihm zu Liebe die Staatskasse in die Krise stürzte: Früh warnte der bayerische Finanzminister Riedel: ?Die Lage der königlichen Kabinettskasse ist eine sehr ernste ? was in einer Zeit wie die gegenwärtige, wo die sozialen Verhältnisse mehr und mehr unterwühlt werden, doppelt bedenklich erscheint.? Ludwig hörte nicht auf seinen Minister und schlussendlich war er pleite. Diese Geschichte soll sich auf jeden Fall nicht wiederholen.

Auch SPD und Grüne haben sich in dieser Auseinandersetzung nicht mit Ruhm bekleckert. (Ich habe das in meiner Haushaltsrede bereits angesprochen.) Sie stellen im Rat und in den Ausschüssen die Mehrheit ? und dennoch schaffen Sie es über ein Jahr lang nicht, von Ihrer eigenen Verwaltung die Wirtschaftszahlen der Bühnen zu erhalten. Durch ihre Ängstlichkeit, Position zu beziehen, durch Ihr Zaudern und Zögern haben Sie den Fachausschuss zum Zusehen verurteilt.

Der Rat und die Ausschüsse haben die Aufgabe die Verwaltung zu kontrollieren. Ich würde mir wünschen, dass auch die Rot-Grüne Mehrheit anfängt sie wahrzunehmen!