„Ich hab viel gesehen, ich konnt nicht widerstehen“ - „Rheingold“ von Fatih Akin in der Reihe Linkes Kino

Renate Alves

Der Film Rheingold aus 2022 zeigt das bewegte Leben des Rappers und Musikproduzenten Xatar - von der Hölle an die Spitze der Musik-Charts. Giwar Hajabi, so der bürgerliche Name, flieht Mitte der 1980er-Jahre mit seinen Eltern nach Deutschland. Diese, iranische Kurden, sind klassische Musiker und ermöglichen ihrem Sohn trotz der widrigen Umstände Klavierstunden, dafür arbeitet die Mutter sogar als Putzfrau. Als der Vater eine Anstellung als Dirigent erhält, verlässt er die Familie und Frau und Kinder bleiben in der Sozialbausiedlung in Bonn zurück.

Um an Geld und Ruhm zu kommen, driftet Giwar in die Kleinkriminalität ab. Angefangen vom Kopieren von Pornos auf VHS-Kassetten bis zum Verkaufen von Betäubungsmitteln. Bei einem Clubbesuch sieht er das erste Mal SSIO, lernt seinen Beatproduzenten kennen und beginnt erste Texte zu schreiben. Gleichzeitig steigt erschnell zum Großdealer auf.

Um eine verlorene Ladung Drogen zu ersetzen, plant Giwar den Raub eines Goldtransporters. Auf seiner Flucht vor den Behörden wird er in einer syrischen Haftanstalt gefoltert; schließlich aber nach Deutschland ausgeliefert und verurteilt. Im Gefängnis beginnt er heimlich Texte für seinen Produzenten aufzunehmen, welche die beiden über geschmuggelte SD-Karten austauschen. So entsteht seine erste CD – „Baba aller Babas“, die ihn an die Spitze der deutschen Charts befördert.

Über die Bedeutung und den Einfluss von Rap auf Jugendkultur sprachen nach der gut besuchten Film-vorführung sehr kenntnisreich und anschaulich Sergen Canoglu (bis Frühjahr 2023 Sprecher der LINKEN Köln, Autor einer Masterarbeit zum Thema Rap und Neoliberalismus) und Hannes Loh (Rapper und Autor, mit Schwerpunkt HipHop-Kultur und Migration).

Besonderes Augenmerk lag in den Redebeiträgen auf die oftmals fehlende Wertschätzung der Lebensleistung migrantischer Menschen (Flucht, Neuanfang, Diskriminierung und/oder Armut) durch die Mehrheitsgesellschaft, die eben besonders im Rap thematisiert wurde und wird. Rap ist fast überall mit ge-ringsten Mitteln möglich, ein mitentscheidender Grund für seinen Erfolg hin zur größten Jugendkultur.

Dem Film gelingt es zu zeigen, dass „Rap es wie kein anderes Genre schafft, die Stimme der Unteren in der Gesellschaft in eine breite Öffentlichkeit zu bringen“.

Und noch eine Anmerkung: Im Publikum waren zahlreiche Besucher*innen der von der Kino-AG eingeladenen Jugendzentren in Kalk (Pavillon) und Gremberghoven (Grembox). Diese Einladung entstand aus dem Projekt „benachteiligte Stadtteile stärken“. Es gibt Überlegungen, das mit einem Rap-Workshop in Gremberghoven fortzusetzen.