Haus der Kulturen / Akademie der Künste der Welt

Michael Kellner

Rede zur Ratssitzung am 30.6.2009

Verfolgt man die Entwicklung der Konzeption eines ?Hauses der Kulturen der Welt? bis zur Konzeption der ?Akademie der Künste der Welt? so kann man sich schon wundern. Im Ratsantrag der Verwaltung war noch die Rede von der Integration des zukünftigen Programms ?in das Kunst- und Kulturleben der Stadt?, von enger Vernetzung ?mit der Kölner Kunst- und Kulturszene, von einem ?stadtweiten Dialog?. In der vorliegenden Konzeption zur ?Akademie der Künste der Welt, Köln? findet sich davon nicht mehr viel. Die Akademie will ihren eigenen Weg gehen.

Ich glaube schon, dass mit dem vorliegenden Konzept bewusst heikle Schnittpunkte vermieden werden sollen und dass man Konkurrenz um dieselben Töpfe vermeiden will. Meine Fraktion befürwortet auch durchaus, wenn sich Lale Akgün im heutigen Stadtanzeiger dafür ausspricht, den Kulturbetrieb mit Innovationen aufrechtzuerhalten. Aber schauen wir uns zunächst das neue Konzept der ?Akademie der Künste der Welt? näher an. Aus dem ?Haus? ist eine ?Akademie? geworden mit einem Präsidenten, einem Generalsekretär, einem Kuratorium, und 40 Mitgliedern aus aller Welt, die einmal im Jahr nach Köln kommen sollen. Dazu gibt es 2 Ausschüsse und 40 lokale Botschafter aus der Kölner Kunstszene.

?Bundesweit herausragend? soll die Akademie sein. Auch wenn man sich bewusst von der klassischen Akademie selbst absetzt, der Apparat ist klassisch, um nicht zu sagen klassizistisch, und eher einer feudalen Konzeption entlehnt. Die Sprache des Konzeptes zeigt seine Abgehobenheit. Viele Aussagen sind so allgemein formuliert, dass man das Gefühl hat, man wird bewusst im Unklaren über die konkrete Ausgestaltung gelassen. Vom ?Umgang mit den Künstlerinnen und Künstlern vor Ort? ist die Rede, die Akademie soll Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt ?mit den hier ansässigen Künstlerinnen und Künstler und den Kultureinrichtungen in einen künstlerischen Dialog? bringen. Oder an anderer Stelle: Die Mitglieder der Akademie ?sollen die Erfahrungen der Menschen in Köln, in NRW, im ?Einwanderungsland Deutschland? aufnehmen und im Kontext globaler Entwicklungen reflektieren.? Und das, meine Damen und Herren, wenn die Mitglieder der Akademie einmal im Jahr nach Köln kommen.

Viele Kölner Kultureinrichtungen und ?initiativen praktizieren schon längst einen kosmopolitischen Ansatz, den die Akademie mit ihrem Kulturbegriff  erst noch etablieren will. Sie kämpfen in den Kölner Niederungen um ihr Überleben,  während demnächst hoch über ihnen die Akademie mit ihren hehren Zielen und ihrem reichhaltigen finanziellen Topf schwebt. Denn die zu errichtende Akademie der Künste der Welt kostet natürlich Geld, und das geht den Kölner Kulturinitiativen und ?einrichtungen ab, auch wenn hier völlig verschiedene Töpfe vorliegen sollen. Man kann es auch rumdrehen: Das Geld, das für die Akademie ausgegeben werden soll, hat die Kölner Kulturszene bitter nötig. Auch wenn eine Konkurrenz nicht beabsichtigt sein mag, hier wird sie stattfinden. Hat doch Ludwig Theodor  von Rautenstrauch im Stadt-Anzeiger heute die für die Akademie angesetzten 1,2 Mio Euro als ?nicht sehr viel? bezeichnet.

Die Fraktion DIE LINKE. Köln ist der Meinung, dass unsere Stadt ein reichhaltiges Netz an Einrichtungen und Initiativen hat, das durchaus der inhaltlichen, internationalen und kosmopolitischen Ausrichtung des Konzeptes entspricht und auf eine gewachsene Arbeit und Erfahrung zurückblicken kann.  

Ich möchte ein Beispiel erwähnen. Filminitiativ Köln e.V. veranstaltet seit 1994 alle zwei Jahre in unserer Stadt ein afrikanisches Filmfestival. Inzwischen hat sich diese Veranstaltung zum größten afrikanischen Filmfestival in der BRD gemausert. Im Gegensatz zu vergleichbaren Festivals in Frankfurt und Berlin arbeitet Filminitiativ allerdings weitgehend ehrenamtlich. Von der Stadt erhält diese Initiative 10 000 Euro. Das ist ein Bruchteil von dem, was die Organisation des Festivals kostet, und damit ist das Filmfestival im kommenden Jahr akut gefährdet. Anderen Initiativen geht es ähnlich.

Ich möchte noch einmal betonen: Meine Fraktion hat nichts gegen die Inhalte des Konzeptes. Wir sind aber der Meinung, dazu braucht es keine Gründung eines bürokratischen Großprojektes. Eine kleine, koordinierende Einrichtung, die auf dem aufbaut, was unsere Stadt bietet, und das sichert, würde unserer Ansicht nach genügen.