Hallen Kalk vor dem Aus?

Michael Weisenstein, Heiner Kockerbec

In den ehemaligen Industriehallen der KHD in Kalk soll ein gemeinwohlorientierter Kulturort entstehen. Initiativen, die dort u.a. ein Migrationsmuseum, ein inklusives Kunsthaus und ein Kreationszentrum zeitgenössischer Zirkus ansiedeln wollten hatten sich zusammengeschlossen; und auch die in Kalk ansässige Abenteuer Halle für Jugendliche hatte Interesse, dort etwas zu entwickeln. Doch nun ist mit der gemeinnützigen Montagsstiftung ein wichtiger Akteur abgesprungen. Es ist fraglich, ob das Projekt noch umgesetzt wird.

Das würde einen 2017 begonnen Beteiligungsprozess beenden. Sieben Jahre bürgerschaftlichen Engagement, aber auch Geld und Personalressourcen der Stadtverwaltung wären umsonst aufgebracht worden.

Die Montagsstiftung begründete ihren Rückzug: „Ein Projekt dieser Dimension und in einer Konstellation aus Kommune, Bürgerschaft, Vereinen, Stiftungen und professionellen Akteuren ist nur in einer Partnerschaft mit maximaler Verlässlichkeit, einem abgesteckten Handlungsrahmen und einem strikten Zeitmanagement möglich. Dieses sehen wir auf Seiten der Stadt Köln nicht mehr gegeben.“

Der Ausstieg der Montagstiftung ist kein Einzelfall. Immer wieder bremst die Verwaltung Initiativen und Projekte aus. Das Liegenschaftsamt und die Bauaufsicht verhindern die Nutzung der ehemaligen KHD-Verwaltung durch die Künstler*inneninitiative raum 13 trotz Ratsbeschlüssen. Stattdessen wird das Gebäude jetzt systematisch dem Verfall Preis gegeben.

Die Oberbürgermeisterin hat in der vergangenen Ratssitzung darauf hingewiesen, dass die Beteiligung von Bürger*innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zeitaufwendig ist, und die Verwaltung durch ihre Pflichtaufgaben auch stark beansprucht ist. Das ist sicher nicht falsch. Trotzdem macht es einen Unterschied, welche Bedeutung man der Stadtentwicklung von unten beimisst.

Offenbar werden die alternativen Projekte nicht so geschätzt wie die „konservative“ Zusammenarbeit mit auf Profitbasis arbeitenden Unternehmen. Zudem gibt es auch Teile der Politik, insbesondere in der CDU, die es bevorzugen, große Investoren und Immobilienentwicklungsgesellschaften mit lukrativen Aufträgen zu beauftragen.

Der Ausstieg der Montag-Stiftung als Schlüssel-Partner, der der Zusammenarbeit mit Vereinen und Organisationen einen Rahmen und eine Richtung geben konnte, ist ein Alarmzeichen. Im Zuge der Verwaltungsreform müssen einige Ämter und Abteilungen in Strukturen und Mentalität neu darauf ausgerichtet werden, mit Vereinen und Initiativen besser zusammenzuarbeiten. Zudem muss ausgewertet werden, ob konkret beim Osthof in falschen Strukturen gearbeitet wurde. Möglicherweise hätte ein Lenkungskreis eine verbesserte Zusammenarbeit ermöglicht.

Jetzt sind Proteste und dauerhafter Druck aus der Gesellschaft nötig. Nur so können im Rat gemeinwohlorientierte Projekte in Stadtteilen wie Mülheim und Kalk dauerhaft durchgesetzt werden. Denn die großen Prestigeprojekte in der Innenstadt haben im Rat eine mächtige Lobby.

Auf der Ratssitzung wurde der Vorwurf laut, nicht jeder könne kommen und erwarten, dass die Stadt ihm Geld für sein Projekt gibt. Doch die Initiativen hätten Fördergelder für ihr jeweiliges Projekt eingebracht sowie die Montagsstiftung bereits ebenfalls eigenes Geld eingesetzt hat.

Mit der ursprünglichen Planung wäre ein Raum mitten in Köln entstanden, der den Anwohnerinnen kostenlos oder für kleines Geld zur Verfügung steht. Ein Abbruch und Verkauf an einen Investor wäre für die Stadt der einfachere und lukrativere Weg; für die Kalker*innen aber fatal.