Gesamtschulkonzept für Köln

Özlem Demirel

In den vergangenen Jahren ? das sieht man an den Ablehnungen an Gesamtschulen ? wurde die Stadt Köln dem Wunsch vieler Eltern, ihr Kind auf eine Gesamtschule zu schicken, nicht gerecht.

Normal 0 21 false false false MicrosoftInternetExplorer4 /* Style Definitions */ Obwohl die Gesamtschule ihrem konzeptionellem Ziel, nämlich der Chancengerechtigkeit und dem Ende der Selektion im Bildungssystem, nicht ausreichend gerecht werden kann solange es weiterhin ein mehrgliedriges Schulsystem gibt, wird durch die besondere Nachfrage nach Gesamtschulen dennoch die Akzeptanz und die Wichtigkeit dieser Schulform deutlich.  

Deshalb startete DIE LINKE. im Sommer eine Postkartenaktion und eine Unterschriftenkampagne und setzte sich auch für die Elternbefragung ein. Umso mehr freut es uns heute, dass sich endlich auch SPD und Grüne entschließen konnten, sich der Forderung nach einer weiteren Gesamtschule anzuschließen. Schließlich verweigerten sie erst vor einem halben Jahr einem Antrag der LINKEN mit demselben Anliegen die Zustimmung.  

Meine Damen und Herren, eine einzige weitere Gesamtschule wird aber nicht reichen. Sie kann nicht das Ende der schulpolitischen Umstrukturierung in Köln sein. Der Wunsch aller Eltern, die ihr Kind auf eine Gesamtschule schicken möchten, muss berücksichtigt werden. Deshalb ist ein umfassendes und langfristig angelegtes Konzept nötig. Denn laut den Ergebnissen der Elternbefragung werden auch zum Schuljahresbeginn 2011/12 570 Gesamtschulplätze in Köln fehlen. Schon bei fünfzügigen Schulen à 25 SchülerInnen wären demnach fünf weitere Gesamtschulen nötig.

Um aber dem Elternwillen gerecht zu werden, muss die Verwaltung Wege aufzeigen, dem tatsächlichen Bedarf an Gesamtschulplätzen gerecht zu werden. So beinhaltet auch unser Antrag im Punkt 2., dass die Verwaltung ein Konzept vorlegen soll, wie der gesamte Bedarf an Gesamtschulplätzen mittelfristig gesichert werden kann.

Dabei soll die Verwaltung sowohl die Erweiterung bestehender Gesamtschulen als auch die Errichtung neuer Schulen prüfen. Auch die Nutzung bisher ungenutzter städtischer Gebäude und die Möglichkeit Erweiterungs- und Umbauten an bestehenden Schulbauten vorzunehmen, soll geprüft und dem Rat bzw. Schulausschuss bis März vorgelegt werden.    

Liebe Kolleginnen und Kollegen, allein in diesem Jahr gingen tausende SchülerInnen, Studierende und Auszubildende mehrmals auf die Straße. Sie positionierten sich gegen das mehrgliedrige Schulsystem ? für seine Abschaffung, für gebührenfreie Bildung für alle, für Chancengerechtigkeit und bessere Lernmöglichkeiten. Die Symptome eines kranken Bildungssystems werden immer deutlicher und neben der Wirtschaftskrise gibt es auch eine Bildungskrise. Der Bildungsstreik verdeutlicht, dass es so nicht mehr weiter gehen kann.  

Auch die Elternbefragung zeigt eines ganz deutlich: 2/3 aller Eltern sprechen sich unmittelbar für das längere gemeinsame Lernen in der Schule aus. 72% möchten den Gemeinsamen Unterricht ? also die Inklusion - mit entsprechenden Ressourcen und 82% aller Eltern möchten ihr Kind auf eine Schulform schicken, auf der es die Möglichkeit erhält, das Abitur zu erlangen. Lediglich 1% der Eltern spricht sich für die Hauptschule als Wunschschule aus.

Befürworter der Trennung nach der 4. Klasse sehen die realen Wünsche und Sorgen der Eltern nicht. DIE LINKE. und die Schülervertretungen sowie viele Eltern sprechen sich für das längere gemeinsame Lernen ? für Eine Schule für ALLE bis zur 10. Klasse und somit für mehr Chancengerechtigkeit und damit mehr Perspektiven für jeden Einzelnen aus. Auch wenn dies ein wesentliches Merkmal von Konservativismus ist ? einfach verbohrt an alten Strukturen festzuhalten bringt auch sie, meine Herren von der CDU, nicht weiter. An alten Strukturen festzuhalten ist nur dann vernünftig, wenn die Strukturen sinnvoll sind. Und diese Schulstruktur ist für die meisten Schülerinnen und Schüler nicht sinnvoll, höchstens für eine kleine Gruppe, die sich Elite nennt.