Für eine Oper, die nicht Schmuck für Eliten, sondern Teil der Stadtgesellschaft ist!

Jörg Detjen

Rede in der Ratssitzung am 15.05.2012

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Meine Damen und Herren,

sicher haben Sie im Spiegel gelesen, dass DIE LINKE die Kölner Oper abschaffen will. ? Diese Meldung ist falsch.

  • Wir wollen eine Oper! Wir wollen eine Oper, die möglichst viele Menschen erreicht.
  • Wir wollen eine Oper, in der die Beschäftigten Freude an ihrer guten Arbeit haben und nicht Sorge um ihren Arbeitsplatz!
  • Wir wollen eine Oper, die Teil der Stadtgesellschaft ist und nicht ein Spielzeug der Eliten!

Köln ist eine Musikstadt schon seit einigen hundert Jahren. Dazu haben die Kirchen, das Bürgertum, die Arbeiterbewegung und heute die progressive Mittelschicht einen Beitrag geleistet.
Erinnert sei an das jahrhundertalte Chorwesen der Kirchen, die Kirchenmusik, die städtische Ratsmusik des 15. Jahrhunderts, die Arbeiterchöre, die Hoforchester des Adels und an das Gürzenich Orchester, dass sich seit 1888 in städtischer Trägerschaft befindet ? und auch an die Oper, die in Köln auf eine jahrhundertelange Tradition blicken kann.
Erinnert sei an die Musikhochschulen und an die Modern Musik. An den Bau der Philharmonie. Große Dirigenten und Komponisten hat die Stadt hervorgebracht.

Das sind die Stärken unserer Stadt! Die Strukturen und Netzwerke, die über die Jahrhunderte gewachsen sind, sind lebensnotwendig für unsere Kultur.

Wenn Musik die Menschen verbindet, so ist es die Aufgabe der Politik, die Finanzmittel so einzusetzen, dass die Stärken genutzt werden.
Deshalb begrüßen wir auch grundsätzlich eine Kooperation mit Bonn, Düsseldorf und ggf. mit Duisburg. Bei einer solchen Kooperation wollen wir nicht dasselbe wie bislang mit weniger Geld und weniger Personal erreichen. Wir wollen, dass sich den Künstlern durch die Zusammenarbeit, durch das Zusammenlegen von Ressourcen neue Spielräume und neue Möglichkeiten eröffnen!

Auch wenn Köln nicht mehr ?die kulturelle Kapitale der Hauptstadt Bonn? ist und weder Hauptstadt noch Landeshauptstadt, so ist es doch noch eine Metropole, die auch kulturell Maßstäbe setzen kann.

Wir tun aber nicht gut daran, uns internationalen Ruhm erkaufen zu wollen. Wir sollten vielmehr verstärkt auf die Strukturen setzen, die wir haben.

Wir wünschen uns eine Oper, in der die Einwohnerinnen und Einwohner Kölns sich bei großartiger Musik begegnen können ? und nicht einen Leuchtturm, mit dem sich die Eliten schmücken.

Damit die Oper so ein Ort sein kann, sind auch wir, die Politik, gefordert. Der Rat muss den Bühnen ein verlässlicher Partner sein:
Tariferhöhungen sind von der Stadt zu tragen, und zwar ohne Abstriche!
Personalkürzungen durch die Hintertür darf es nicht geben! Der Chor ist in den letzten Jahren immer weiter geschrumpft worden.

Verlässlich ist die Politik derzeit nicht. Jedes Jahr sehen wir dasselbe Trauerspiel:
Unproduktive Streitereien im Rat und Ausschuss und auf der anderen Seite ein Opernintendant, der stets mit einigen Millionen mehr plant, als er hat.

Es hilft den Beschäftigten nicht, wenn eine unseriöse FDP auf der Betriebsversammlung den Bühnen 5 Mio. Euro verspricht. Wenn SPD und Grüne ? und auch die Verwaltung ? aus lauter Angst sich festzulegen über Monate herumeiern, dann hilft das nicht nur nicht, dann gefährdet Ihre Ängstlichkeit sogar den Bestand der Bühnen.

Wir schlagen deshalb vor:
Der Betriebskostenzuschuss an die Bühnen muss über mehrere Jahre im Voraus festgelegt werden. Und diese Festlegung muss dann für alle Beteiligten verbindlich sein: Für den Rat, für die Verwaltung und auch für die Leitung der Bühnen!