Einkaufszentrum auf dem Heliosgelände schadet Ehrenfeld

Jörg Detjen

Rede zur Ratssitzung am 25.11.2010

Herr Oberbürgermeister,
Meine Damen und Herren,

in der Haushaltsdebatte der vergangenen Ratssitzung haben sowohl die Kollegin Moritz, Herr Sterck als auch ich im Zusammenhang mit Stuttgart 21 eine deutlich bessere Bürgerbeteiligung bei großen Bauprojekten gefordert. Der geplante Bau eines Einkaufszentrums auf dem Heliosgelände in Köln Ehrenfeld hat zu einem breiten Protest geführt. Auf einer Bürgerversammlung der BI Helios im Juni dieses Jahres waren 300 Personen, bei der Versammlung der Bezirksvertretung im September 700 Personen.
Auf Antrag der Bezirksvertretung Ehrenfeld hat in der vergangenen Woche der Stadtentwickelungsausschuss eine vertiefte Bürgerbeteiligung beschlossen.

Der vorliegende Antrag von der LINKEN und Thor Zimmermann, Deine Freunde, geht noch einen Schritt weiter und möchte auch die Entwicklung der Venloer Straße in die Debatte einbeziehen.

Dem uns jetzt vorliegenden Einzelhandelskonzept kann man entnehmen, dass wir auf der Venloer Str. von Innerer Kanalstr. bis Lessingstr. eine Leerstandsquote von 6 % haben und weitere Baulücken und minder bebaute Grundstücke. Nach meiner Zählung sind es wenigstens 12.   Unseres Erachtens brauchen wir eine Verdichtung der Venloer Straße und kein Einkaufszentrum auf dem Heliosgelände.

Uns geht es darum, nicht nur Nein zu sagen, sondern Perspektiven aufzuzeigen, und dafür brauchen wir von der Verwaltung Hilfe und Unterstützung, wie sie in unserem Antrag dargestellt wird.

Dass eine Verdichtung nur im Einvernehmen mit den Besitzern stattfinden kann, ist uns auch klar. Die Venloer Straße hat Entwicklungspotential, die Kreativwirtschaft hat sich mit 300 Arbeitsplätzen angesiedelt und mit der Renovierung wird die Venloer Straße deutlich aufgewertet. Diese positiven Entwicklungen können aber schnell zerstört werden. Das haben wir in Kalk erlebt.

Bundesminister Ramsauer hat vor vier Wochen den ?Entwurf Weißbuch Innenstadt? veröffentlicht, in dem er vor weiteren innerstädtischen Einkaufzentren warnt. Zwar erhofft man sich von ihnen häufig eine Stärkung der Stadtzentren gegenüber den Fachmärkten auf der Grünen Wiese. Aber, so das Weißbuch, sie können ?oft massive negative Auswirkungen auf Erscheinungsbild, Einzelhandelsstruktur, Mieten und Umsätze in umgehenden Geschäftsstraßen ? haben.? (S. 14)
Und weiter heißt es: ?Insbesondere größere Städte stehen vor der schwierigen Aufgabe ihre Ortsteilzentren zu stabilisieren und qualitativ weiterzuentwickeln.? (S. 16)

Diese Warnungen korrespondieren mit einem FAZ-Artikel vom letzten Freitag zum Thema Shoppingcenter. Dort ist zu lesen: ?Großflächige Einkaufszentren stehen auf der Einkaufsliste von Immobilieninvestoren derzeit ganz oben.? Die derzeitige Shopping-Center-Rendite liegt laut FAZ bei 5,25 % und bei Nebenlagen bei 6 % und ist deutlich höher als bei Büroobjekten. (FAZ 19.11.)

Eine solche Rendite kann Bauwens-Adenauer und die MFI AG nur erzielen, wenn sie ein großes, massives Einkaufszentrum auf dem Heliosgelände bauen, die Verkaufsstellen in der Venloer Str. ruinieren und auch der Innenstadt und anderen Einkaufzentren massiv Kunden abwerben.
Herr Bauwens-Adenauer hat das ja selber auf der letzten Veranstaltung angedeutet.
Er sollte sich überlegen, ob er dieses Risiko überhaupt eingeht. Denn die derzeitigen Ladenmieten auf der Venloer Str. liegen bei ca. 10 Euro. Da kann er auch landen.

Deshalb brauchen wir eine andere Nutzung auf dem Heliosgelände und brauchen eine Verdichtung in der Venloer Straße. Wenn wir nur ein oder zwei Baulücken auf der Venloer Straße schließen würden, würde das erheblich dazu beitragen dieses Gebiet zu stabilisieren.