Die vergessenen Riesen: Industrie und Großunternehmen in der Region

Wolfgang Lindweiler

Auch wenn dank Betriebsrat und IG Metall der Super GAU-einer Schließung des Entwicklungszentrums bei Ford noch abgewendet werden konnte, trübt der vereinbarte Abbau von gut 2000 Stellen durch ein Abfindungsprogramm bis 2025 das Bild. Und auch bei andern Großunternehmen in Köln häufen sich die Einschläge: Bei GaleriaKaufhof stehen nach dem Umzug der Kaufhof-Zentrale nach Essen im Zuge der erneuten Sanierung sowohl im Einzelhandel wie im Bereich der Logistik wieder Arbeitsplätze auf dem Spiel. Die Lufthansa bereitet den endgültigen Abschied aus Köln vor.

Und etwas weiter entfernt vom Schatten der Domtürme sieht es in der Region nicht besser aus: Der Bayer-Betriebsrat warnt vor Umbrüchen und Arbeitsplatzverlusten durch eine Aufspaltung des Konzerns, die von aggressiven Hedge-Fonds in den Unternehmensgremien aktiv betrieben wird.

Mit dem Umbau bei Ford fürchten auch zahlreiche Zulieferer vor allem im Bergischen Land aus gutem Grund um ihre Zukunft. Und auf der anderen Rheinseite ist es alles andere als sicher, dass die Fördermittel des Bundes nach dem Braunkohleausstieg 2030 tatsächlich zu zukunftsfähigen Alternativen für Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Rheinischen Revier in der Region führen werden.

Lange Zeit hat kommunale Wirtschaftspolitik die Medienbranche als neues wirtschaftliches Standbein des postindustriellen Köln gehypt, doch auch RTL kündigt in der Medienstadt den Abbau von 300 Stellen an.

Die Frage, wie eine Abwärtsspirale in der Region verhindert werden kann, wenn es an fast allen bisher für die Produktion des Reichtums unter kapitalistischen Bedingungen maßgeblichen Ecken und Enden zu bröckeln anfängt, braucht jedoch auch eine praktische Antwort: Welche zukunftsfähigen Strategien können Stadtgesellschaft und kommunale Politik im Bündnis mit den Gewerkschaften den Konzernen abringen? Wie kann der Verlust von Folgeaufträgen für kleine und mittlere Unternehmen in der Region aufgefangen werden, und wie der mit dem Verlust tariflich geschützter Arbeitsplätze verbundene Verlust an Erwerbseinkommen und Kaufkraft?

Gemessen am Erfolg von Ford-Betriebsrat und IG Metall ist die Verweigerung des Rederechts für den Betriebsratsvorsitzenden Benjamin Gruschka im Rat nur noch peinlich. Und eine aktuelle Stunde, bei der die OB gute Miene zum bösen Spiel machen musste, sich auch nur für eine symbolische Solidarisierung mit den Beschäftigten zum Jagen tragen zu lassen, ist leider auch über den Tag hinaus symptomatisch. Sie steht  für eine überraschend weitreichende Blindheit der Wirtschaftspolitik des schwarz-grünen Gestaltungsbündnisses für die Entwicklungsperspektiven von industrieller Wertschöpfung und Wirtschaftsentwicklung zentraler Branchen und Unternehmen in der Region. Gemeinsam mit Gewerkschaften und Beschäftigten will DIE LINKE dafür sorgen, dass der sozial-ökologische Umbau der Industrie in Köln nicht länger ein blinder Fleck von OB und Stadtgesellschaft bleibt.