Die Nord-Süd Stadtbahn ist und bleibt ein umstrittenes Projekt

Michael Weisenstein

In den letzten Wochen und Monaten war der Bau der U-Bahn immer wieder in den Schlagzeilen. Er ist wegen der enormen Kostensteigerung in die Kritik geraten.

Ursprünglich sollte die neue U-Bahn vom Breslauer Platz bis zur Marktstraße bzw. bis zum Rheinufer 550 Millionen Euro kosten. Mittlerweile geht man davon aus, dass die neue Strecke bis zu 1,1 Milliarden Euro verschlingen wird.

U-Bahn Kritiker verweisen darauf, dass mit dieser enormen Summe im Oberirdischen eine Vielzahl von Straßenbahnprojekten hätte verwirklicht werden können. Circa fünf bis sechs Kilometer U-Bahn kosten incl. neun Haltestellen Köln 1.100.000.000 Euro. Für dieses Geld hätte man 95 Kilometer Straßenbahn bauen können, denn oberirdisch kostet der Kilometer ca. 10 Mio. Euro, eine Straßenbahnhaltestelle kostet ungefähr 6 Mio. Euro.

Doch nicht nur wegen der hohen Kosten steht die Nord-Süd-Bahn in der Kritik, sondern auch wegen der Streckenführung. Die aktuelle Planung sieht vor, dass die Bahn kurz nach dem Bonner Wall unterirdisch abzweigt, um nach ca. 250 Metern, kurz vor der Südbrücke, oberirdisch weitergeführt zu werden. Um das Rheinufer zu erreichen, muss die Bahn die Rheinufer-Straße queren. Diese Querung bringt Schwierigkeiten mit sich, denn die Rheinufer-Straße ist stark befahren. Staus könnten die Folge sein.

Momentan fährt die Linie 16 alle 10 Minuten, ggf. soll der Takt verdichtet werden, wenn in einigen Jahren das Sürther Feld bebaut ist. Das heißt mindestens alle 5 Minuten wird die Schranke auf der Rheinufer-Straße geschlossen. Ein Horrorszenario für Autofreunde und ein ernst zu nehmendes Problem für Verkehrsplaner. Für Schlaumeier aller Parteien ein gefundenes Fressen. Jeder behauptet von sich, immer schon auf diese Fehlplanung hingewiesen zu haben. Es nutzt heute nichts mehr zu wissen, dass die Grünen vor Jahren eine andere Streckenführung gefordert hatten.

Tatsache ist, dass die Planungen so sind, wie sie nun vorliegen. Änderungen werden sehr kostspielig. Eine veränderte Streckenführung bei der Stadtbahn würde vom Land nicht mit finanziert und müsste somit aus dem städtischen Haushalt finanziert werden. Eine Weiterführung als U-Bahn ist technisch nicht machbar. Eine Straßenbahnbrücke über die Rheinuferstraße wäre technisch machbar, würde aber hunderte Millionen kosten, die die Stadt alleine zahlen müsste.

Zurzeit wird begutachtet, ob eine Tieferlegung der Rheinufer-Straße in Betracht kommt. Diese Variante würde ca. 40 bis 50 Mio. Euro kosten. Auch diese Kosten sind von der Stadt alleine zu tragen. Eine Tieferlegung der Rheinufer-Straße hätte den Reiz, dass der Friedenspark an das Rheinufer angeschlossen wäre. Tatsächlich kreuzt die Linie 16 bereits heute die Rheinufer-Straße am Ubierring. Zu extremen Staus kommt es nicht. Diese Querung ist künftig nicht mehr notwendig, da die neue Querung 700 Meter weiter südlich erfolgen wird.

Zurzeit ist noch unklar, wie das Problem gelöst wird. Linke Verkehrspolitik muss dem ÖPNV den Vorrang geben und sich gegen die Verbannung der Straßenbahn unter die Erde wehren. Überall, wo es geht, muss die Straßenbahn oberirdisch fahren: aus ökonomischen Gründen, aber auch weil es nicht einzusehen ist, dass die ÖPNV-Kunden unterirdisch fahren, damit oben genug Platz für Autos ist.

Auch wenn sich die Linke mit Recht dafür einsetzt, dass viel Geld in den öffentlichen Verkehr investiert wird, muss genau geprüft werden, welcher Mitteleinsatz verhältnismäßig ist.

Michael Weisenstein vertritt DIE LINKE. Köln im Verkehrsausschuss