„Die Menschen waren immer schlecht, nur die Welt war wunderschön“ - Soylent Green. „2022 … die überleben wollen“ in der Reihe Linkes Kino

Renate Alves

Soylent Green ist ein US-amerikanischer Science Fiction Film aus dem Jahre 1973. Der Film erschien ein Jahr nach dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome und gehört somit zu den ersten Ökodystopien, in der Hauptrolle ist Charlton Heston zu sehen.

Es ist das Jahr 2022. In New York leben 40 Millionen Menschen. Es mangelt an Wasser, Nahrung und Wohnraum. Lediglich einige Politiker und reiche Bürger können sich sauberes Wasser, natürliche Lebensmittel und angenehmen Wohnraum zu leisten. Inmitten dieses Chaos führen der Polizist Robert Thorn und sein älterer Mitbewohner Sol Roth ein trostloses Dasein. Roth kennt noch die Welt mit Tieren und richtiger Nahrung: Gemüse und Fleisch statt „Soylent Rot“ und „Soylent Gelb“. Roth recherchiert für Thorn als sogenanntes „Polizeibuch“. Thorn wird angewiesen, den Mord an dem wohlhabenden und einflussreichen William R. Simonson zu untersuchen, der für Soylent gearbeitet hat. Dieses Unternehmen kontrolliert die Lebensmittelversorgung der halben Welt und vertreibt die künstlich hergestellten Nahrungsmittel. Das neueste Produkt ist „Soylent Grün“, ein Konzentrat in Form grüner Täfelchen, das angeblich aus Plankton hergestellt wird und reißenden Absatz findet. Infolge von Lieferengpässen am „Soylent-Grün-Tag“ kommt es regelmäßig zu gewalttätigen Ausschreitungen der hungrigen Massen. Dem begegnet die Polizei mit schweren Schaufelladern und Containern, mit denen die Demonstranten brutal von der Straße entfernt werden. Als Sol die fürchterliche Wahrheit der Herstellung von Soylent green ermitteln kann, lässt er sich im assistierten Suizid in der öffentlichen Tötungsanstalt „einschläfern“. Thorn, dem er eine Nachricht hinterlassen hat, kann dem in einem Müllwagen abtransportierten Leichnam bis zur Müllverwertungsanlage folgen. Hier beobachtet er, wie die Leichen zu „Soylent Grün“ verarbeitet werden. In der Schlussszene schreit Thorn, schwerverletzt durch die Kämpfe in der Produktionsanlage, den Leuten um ihn herum die grausame Wahrheit zu: „Soylent Grün ist Menschenfleisch!“ („Soylent Green is people!“).

Obwohl fast 50 Jahre alt, besticht der Film durch seine erstaunlich moderne Ausstattung und seinen vielen zukunftsweisenden Anspielungen und Hinweisen. Dieses wurde auch in der anschließenden sehr lebhaften Diskussion immer wieder angesprochen.

Als Diskussionspartner hatte die AG Linkes Kino Lorenz Gösta Beutin (stellv. Parteivorsitzender DIE LINKE) gewinnen können, der einen Punkt besonders hervorhob: Wie kann auch DIE LINKE angesichts der unübersehbaren Fakten mehr Protest gegen die drohende Nichteinhaltung der Klimaziele erreichen und gleichzeitig die Soziale Frage im Focus behalten? Auch im Film fehlen letztendlich Utopien einer zukunftsweisenden Gesellschaft. Dabei sind gerade in den aktuellen Debatten etwa um die Kosten von nachhaltiger Energie und guten Lebensmitteln oder der Verteilung der Ressourcen weltweit und die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen Linke Positionen wichtiger denn je um wirkliche Alternativen umsetzen zu können. Denn eins ist nach diesem sehr gut besuchtem Kinoabend für alle klar: nochmal fünfzig Jahre haben wir nicht Zeit.