DIE LINKE fragt nach: Hätten Covidtote in Altenheimen verhindert werden können?

Über 40 % aller Coronaopfer in Deutschland lebten in einem Altenheim, in Köln sogar mehr als 48 %.

Von 548 Kölner Coronatoten bis zum 11. März 2021 waren laut Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.3. allein 264 Bewohner*innen von Pflegeheimen. Das wirft Fragen über die Versorgung von an Covid erkrankten Menschen in Pflegeheimen auf.

Wenn Menschen nur leichte oder keine Symptome haben, bleiben sie zunächst im Heim. Ein/e Arzt/Ärztin entscheidet darüber, ob und wann Menschen in das Krankenhaus verlegt werden müssen. Weil der Arzt/die Ärztin natürlich nur punktuell im Heim anwesend ist, müssen Pflegekräfte die Patienten beobachten, und ihn bzw. sie bei einer großen Verschlechterung des Zustandes zur Wiederbegutachtung rufen.

Wir alle wissen, dass Altenheime schon unter normalen Umständen zu wenige Pflegekräfte haben. Der Pflegenotstand macht sich hier sowie im Krankenhaus bemerkbar. Wenn Heimbewohner*innen mit Corona infiziert sind, müssen die Pflegekräfte, die mit ihnen in Kontakt standen, zunächst ebenfalls in Quarantäne. Das bedeutet, dass noch weniger Pflegekräfte anwesend sind.

Es ist ein Skandal und kann unter keinen Umständen hingenommen werden, dass alte Menschen sterben müssen, einfach weil zu wenig Personal vorhanden ist! Deshalb wird DIE LINKE im kommenden Gesundheitsausschuss nachfragen, wo die toten Bewohner*innen der Altenheime starben, ob sie wegen Überlastung der Intensivstationen gar nicht erst ins Krankenhaus eingeliefert wurden, und welche Ausrüstung in den Altenheimen selbst zur Verfügung stand, um Beschwerden der Bewohner*innen zu lindern.

DIE LINKE weiß natürlich, dass es nicht richtig ist, die Heime selbst für diesen Zustand verantwortlich zu machen. Sie sind nicht ursächlich schuld an der mangelnden Wertschätzung der Pflegeberufe, die sich in einer angemessenen Bezahlung widerspiegeln muss. Ohne diese Wertschätzung wird sich nicht ausreichend Personal finden, um menschenwürdige Pflege zu betreiben.

Auch darf das Feld der Pflege nicht gewinnorientiert betrieben werden. Die Kosten für eine ordentliche Pflege müssen von der Gesellschaft übernommen werden.

Die Coronapandemie zeigt die Probleme unseres falsch, weil kapitalistisch organisierten Pflege-und Gesundheitssektors wie durch ein Brennglas. Wir können nicht hinnehmen, dass es nach diesem großen Sterben einfach weiterläuft wie bisher.

Deswegen müssen wir Licht in die Vorgänge in den Altenheimen bringen, die noch ziemlich im Dunkeln liegen. Nur so kann eine zielgerichtete Diskussion darüber geführt werden, was wir jetzt sofort verändern müssen. Unsere Anfrage solle einen Beitrag dazu leisten.

Uschi Röhrig

Ratsmitglied der LINKEN und ehemalige Betriebsrätin aus dem Gesundheitswesen

Hier geht es zur Anfrage im Gesundheitsausschuss am 20. April 2021