Das Autonome Zentrum ist ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement

HP Fischer

Rede in der Bezirksversammlung Kalk am 08.07.2010

Herr Bezirksbürgermeister meine Damen und Herren,

auch wenn die Besetzung nicht legal ist, so ist sie doch legitim. Den Unterschied kennen Sie Herr Schuiszill, Sie sind ja Rechtsanwalt.

Vielleicht sollten wir aber doch mal bei etwas grundsätzlichem anfangen. Was heißt eigentlich ?autonom?? Im politischen Bereich heißt es so viel wie ?verwaltungsmäßig selbstständig? und im Allgemeinen so viel wie unabhängig oder eigenständig. Und ist es nicht genau das worauf wir in der Erziehung unserer Kinder hinarbeiten, dass diese autonom Entscheidungen zur Planung und Gestaltung der eigenen Leben treffen können? Ein Kind oder Jugendlicher ohne Vorstellung von Autonomie wird es schwer haben, sich von seinen Erziehenden zu emanzipieren.

Nun zu einem augenscheinlichen Missverständnis. In der ehemaligen KHD-Kantine befindet sich kein ?Zentrum der Autonomen?, sondern ein ?autonomes Zentrum?. Deutsche Sprache ? schwere Sprache, - ja das ist so ? genau wie in das Wiener Steffie nicht nur Wiener dürfen oder in der Nationalmannschaft nicht nur Nationalisten spielen. Das macht einfach einen Unterschied für das Verständnis.

International werden ?autonome Zentren? als ?soziale Zentren? bezeichnet. Autonome Zentren sind selbstverwaltete und unabhängige kulturelle und soziopolitische Institutionen. Sie unterscheiden sich somit von staatlichen und städtischen Einrichtungen und das vor allem von deren Finanzierung.

Seit April hat es in diesem ? ich nehme mal einen synonymen Begriff ? ?selbstverwalteten Zentrum? knapp 200 Veranstaltungen meist kultureller Art gegeben. Es liegt ein Nutzungskonzept vor, dass einen Ausbau dieser Aktivitäten vorsieht. ? Ja auch Antifa-Treffen -  Wo in Kalk gibt es zum Beispiel sonst noch ein Kino?

Ich habe ein zum Thema passendes Zitat gefunden: "Die CDU will den Bürgerinnen und Bürgern alle Möglichkeiten zur Eigeninitiative und Selbstverwaltung eröffnen. Kann man nachlesen, es steht im Kommunalwahlprogramm 2009 der CDU Köln für den Stadtbezirk Kalk." ? und da steht noch mehr in die Richtung.

Was denn bitte fordern sie da anderes, als das, was gerade durch bürgerschaftliches Engagement ohne staatliche Einflussnahme in Kalk entsteht?

Die Betreiber des autonomen Zentrums haben ein Konzept und einen Finanzplan aufgestellt. Daraus geht hervor, dass es sich bei dem Projekt des ?autonomen Zentrums? ? Sie nennen das im Wirtschaftsdeutsch glaub ich  eine WinWin-Situation. Die Sparkasse hat nicht mehr die laufenden Kosten und die Bürger der Stadt haben die Angebote des Zentrums, ohne, dass die Stadt Köln dafür auch nur einen Euro rausrücken müsste.

Wissen Sie, in meinem Garten pflücke ich nicht alle Beeren. Ich lasse einen Teil den Vögeln. Die ja bekanntlich weder sähen noch ernten. Ich verjage sie nicht, sondern ich dulde sie. ?Duldung? ist nämlich eine Form des sozialen Handelns.

Und als Anregung in Richtung Eigentümerin, die als Finanzdienstleister sicher Verbindungen in die Schweiz hat: Schauen Sie da mal hin, dort gibt es so was wie einen ?Gebrauchsleihevertrag? der abgewandelt auch hier einsetzbar wäre.