Archäologische Zone und Jüdisches Museum

Michael Kellner

Wie Sie wissen, hat sich die Fraktion DIE LINKE. Köln von Anfang an ? übrigens entgegen der Zeitungsmeldung vom Montag dieser Woche ? für eine gemeinsame Planung und Realisierung der Archäologischen Zone und des Jüdischen Museums auf dem Rathausplatz ausgesprochen. Die Bebauung des Rathausplatzes ist mit dieser Vorlage, wie es heißt, als ?Schutzhülle unabdingbar und auf die Dauer vorgesehen? und kann damit nicht mehr in Frage gestellt werden.

Für die Planung und Realisierung der Archäologischen Zone und des Jüdischen Museums hat sich eine neue Situation ergeben, da es der Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur in NRW leider nicht gelungen ist, die notwendigen Fördermittel bereitzustellen. Insofern ist es verständlich, wenn die Verwaltung nun dem Rat eine neue Vorlage präsentiert, die von einem reduzierten Baukörper ausgeht.

Mit der baulichen Reduzierung kann meine Fraktion leben. Allerdings: eine kleinere bauliche Lösung muss nicht unbedingt auch eine kleine inhaltliche Lösung bedeuten. Die Verwaltung weist mit Recht darauf hin, ?dass das jüdische Leben Kölns in der europäischen Geschichte einen herausragenden Rang einnimmt.? Sie geht sogar soweit, der Stadt zu empfehlen, für die Fundstelle als dem ältesten Punkt des Judentums nördlich der Alpen den Status als Weltkulturerbe für das Jahr 2016 anzustreben. Sie hat deshalb ? trotz der Reduzierung ? ?parallel die Konzeption und räumliche Gliederung einer Abteilung zur jüdischen Geschichte Kölns in der Archäologischen Zone entwickelt.?

Neben der Inszenierung der Synagoge und der Mikwe ist also durchaus an eine Räumlichkeit gedacht, in der die Colonia Judaica dargestellt wird. Eine eigene Räumlichkeit bedingt aber nach Auffassung meiner Fraktion auch eine eigene Abteilungsleitung, die eng mit der Leitung der gesamten Archäologischen Zone zusammenarbeitet. Eine solche Lösung könnte einen guten Kompromiss darstellen zwischen einem ursprünglich geplanten eigenständigen Jüdischen Museum und einem Verzicht auf ein solches Museum. Die Vorlage spricht allerdings ? neben einer ?Basisinformation zum Judentum allgemein? ? nur von der ?Geschichte der Kölner Juden von den Anfängen bis zum Ende der Gemeinde 1424.?

Das halte ich für bedenklich, und die Vertreibung würde hier museal und geistig wiederholt. Tatsächlich hört die Geschichte der Kölner Juden ja nicht mit der Vertreibung auf. Die Kölner Juden durften tagsüber in die Stadt, betrieben dort ihre Geschäfte und ließen sich schließlich in Deutz nieder und bauten dort eine Synagoge, deren Exponate heute im Stadtmuseum zu besichtigen sind. Auch die vertriebenen Kölner Juden gehören zu Köln, und die Darstellung ihrer weiteren Geschichte gehört an diesen Ort.

Anders sieht meine Fraktion das mit der Darstellung der jüdischen Bürger und Bürgerinnen Kölns im Nationalsozialismus. Dieser Zeitraum wird im NS-DOK ausführlich und in immer wechselnden Ausstellungen dargestellt.  

Zum Schluss noch eine Anmerkung: Die Ratskappelle wurde nach der Vertreibung der Juden aus Köln in einem aggressiven Akt auf den geschleiften Grundmauern der Synagoge errichtet. Die Projektion des Lochner-Altars ausgerechnet an die Ostwand der alten Synagoge könnte als eine unsensible Würdigung des Ortes gedeutet werden. Meine Fraktion wünscht sich in dieser Frage einen sensiblen Umgang mit der Jüdischen Geschichte Kölns.