Anwohner und Stadt Köln wehren sich gegen die Pläne der Bahn

Michael Weisenstein

Die Deutsche Bahn AG plant eine Erweiterung ihrer Abstellgleise im Bereich Nippes. Die Erweiterungen sind nach Angaben der Bahn notwendig um den Betriebsablauf zu optimieren. Geht es nach den Vorstellungen der Bahn sollen die S-Bahnen der Linien 6 und 11 in Nippes geparkt werden.

Um eine optimale Anbindung dieses S- Bahn-Parkplatzes zu erreichen, ist es notwendig, eine kreuzungsfreie Anbindung dieser Gleise zu erreichen. Die Bahnen sollen früh morgens  aus dem Depot und abends spät in das Depot fahren, ohne dass die Eisenbahnlinie  Köln - Krefeld gekreuzt wird.

Das ist nur mit einer Brücke oder einem Tunnel möglich. Ein solches Bauwerk kostet Geld. Eine alte, zurzeit ungenutzte Brücke ist vorhanden. Diese möchte die Bahn zu diesem Zweck reaktivieren.

Auf den ersten Blick  ist das Projekt nachvollziehbar. Bei genauerem Hinsehen ist aber festzustellen, dass sich die Situation in den letzten Jahren gewaltig geändert hat. Über 1.100 Wohnungen sind in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Gelände des ehemaligen Eisenbahn Ausbesserung Werkes (EAW) entstanden. Das Gelände gehörte früher der Bahn. Die Bahn hat das Gelände für sehr viel Geld an einen Investor verkauft.

Nun, wo die Wohnungen zu circa 70 % fertig gestellt und bezogen sind, rückt die Bahn mit ihren Plänen raus: Sie rückt den Bewohnern auf die Pelle. Nur wenige Meter liegen zwischen den Gleisen und den Schlafzimmern der Menschen die sich hier niedergelassen haben. Rangiert wird in erster Linie zwischen 3.00 und 6.00 Uhr morgens und abends bis circa 1.30 Uhr.

Die Nachtruhe ist gestört. Die Gutachten der Stadt Köln  belegen, dass die zumutbaren Grenzwerte erheblich überschritten werden. Großer Ärger bei den Anwohnern besteht auch, weil die Bahn vor Jahren zu viel Gelände verkauft hat. Hätte sich das Verkehrsunternehmen damals etwas Land behalten, bestünde nun ein Puffer zu den Häusern.

Es liegt auf der Hand, dass es der Bahn damals darum ging, möglichst viel Geld aus dem Gelände zu schlagen, deshalb hat man jede Ecke verkauft. Heute ist klar, man hätte Teile des Geländes gebraucht, um Betriebsabläufe für den S-Bahn-Betrieb zu optimieren. 

Anwohner und die Stadt Köln sind sich einig: Die jetzigen Planungen sind eine Zumutung für die neuen Einwohner in Nippes, deshalb wird die Bahn von verschiedenen Gremien der Stadt Köln aufgefordert, nach Alternativen zu schauen.

Eine liegt auf der Hand: Das Bahngelände in Longerich. Dort gibt es keine Anwohner die um ihren Schlaf gebracht werden. Auch diese alte Gleisanlage liegt an der S-Bahn-Strecke. Tunnel und Brücken sind hier freilich nicht vorhanden. Höhere Investitionskosten für die Bahn sind die logische Folge. Hierüber sollten die Verantwortlichen beim Verkehrskonzern aber nachdenken, denn auch genervte Anwohner sind potenzielle Kunden der Bahn.

Michael Weisenstein