Dekolonialismus in Köln

Der abscheuliche Meuchelmord an George Floyd hat weltweit eine heftige Debatte über Rassismus ausgelöst und der „Black Lives Matter“ Bewegung ist es zu verdanken, dass die wenig aufgearbeitete Geschichte der Sklaverei und des Kolonialismus jetzt weltweit breiter diskutiert wird, so auch in Köln.

In unserer Stadt gab es Ende des 19. Jahrhunderts eine große Kolonialbegeisterung und sie galt in dieser Zeit als die „Kolonialmetropole des Westens“ mit zahlreichen Unternehmen und Profiteuren und eifrigen Akteuren, wie der Kirche und der Handelsschule.

Der Kolonialismus war ein strukturell-rassistisches Unrechtssystem, das sich historisch verankert hat, aber bis in die Gegenwart fortwirkt.

Der Prozeß der Aufarbeitung der Kölner Kolonialvergangenheit hat begonnen, wird aber von der Verwaltung nur halbherzig und unbudgetiert, quasi nebenbei angegangen.

Antiimperialismus und Antikolonialismus haben eine lange Tradition im linken politischen Spektrum und sind ein wichtiges Thema für DIE LINKE in Köln, mit der sie eine hohe Glaubwürdigkeit erreichen und mit relevanten, auch neuen Bürgerbewegungen zusammenarbeiten kann.

Unsere Initiativen:

Wissmann muss weg!

Die Wißmannstraße ist an diesem Morgen des 4. Septembers besonders idyllisch. Die Sonne scheint, engagierte Väter spielen mit ihren Kindern, kommunikative Mütter besprechen Stadtteilgeschichten. Interessierte Anwohner bleiben stehen und erkundigen sich über die Aktion.

Gleich zwei große Spielplätze liegen in dieser ruhigen Einbahnstraße. Sogar die Polizisten, die die Kundgebung der Linken anlässlich des 169. Geburtstags des Namensgebers der Straße kontrollieren sollen sind ausnehmend freundlich. Kurzum, nichts deutet auf die Hintergründe der Veranstaltung. Hermann von Wissmann war ein Kolonialoffizier, der Verbrechen im Namen des deutschen Kaisers beging, aber auch ein Abenteurer und der Schwiegersohn des Zuckerfabrikanten Eugen Langen, der ihm seine Tochter zur Frau gab und dafür sorgte, dass Wissmann nach einem Jagdunfall oder möglicherweise Selbstmord eine Grabstätte auf dem Melatenfriedhof bekam. Vor zwei Jahren hatten wir einen Gedenkmarsch initiiert vom Grab zur Straße nach Ehrenfeld. An diesem Morgen sprach zunächst Frau Prof. Dr. Bechhaus-Gerst über das Leben und Wirken Wissmanns und im Anschluss formulierte Jörg Kobel, kulturpolitischer Sprecher DIE LINKE die politischen Forderungen, die daraus erwachsen. Er wünscht sich eine baldige Umbenennung der Straße mit inhaltlichem Bezug zu Wissmann und verweist auf die langsame Gangart und fehlende Budgetierung der Stadt. Aus der Bezirksvertretung waren alle Parteien geladen, eine Vertreterin der Grünen und einer der SPD vor Ort und bekräftigten vor Ort Ihren Willen mitzuhelfen.

Am Ende zeigte sich Kobel hoffnungsvoll, dass man in einem Jahr keinen 170. Geburtstag an dieser Stelle begehen müsse.

Der WDR 5 wird später im Jahr in einem längeren Feature der Sendung „Neugier genügt“ darüber berichten.

Unter dem Motto „Dekolonialisiert Köln“ hat der Arbeitskreis Kunst Kultur und Medien einen Fraktionsschwerpunkt eingebracht. Weitere Aktionen sind geplant.

Bericht des WDR vom 31.10.2022