s.u.s gegen das S.O.S. der Wohnungsnot - Wohnungsgesellschaften sollen sozial und sensibel (s.u.s.) handeln!

Jörg Detjen

Die Diskussion und die Auseinandersetzungen um bezahlbaren Wohnraum entwickeln eine eigene Dynamik. Zwei Beispiele:  Am 3. Mai besetzte das Bündnis ?Wohnraum für alle? Wohnungen der Ehrenfelder Genossenschaft, die wegen Abriss und Neubau leer standen. Der Vorstand der Genossenschaft einigte sich mit den Besetzern darauf, zwei Wohnungen aus ihrem Bestand für notleidende Wohnungssuchende zur Verfügung zu stellen.

Dem runden Tisch für Flüchtlingsfragen liegen für Köln die aktuellen Zahlen der Zugereisten vor. Hatten wir am 31. August 2013 2.463 Flüchtlinge, so sind es am 31. März 2014 3.398. Das entspricht einem Anstieg von 935 Flüchtlingen. Die Verwaltung war von einem monatlichen Anstieg von 65 Flüchtlingen ausgegangen, wir sind jetzt bei 108 Menschen zusätzlich.

Die Verwaltung geht von einem weiteren Anstieg aus. Die Unterbringung in der Herkulesstr. platzt aus allen Nähten.   Der Prozess der Verknappung von Wohnraum führt dazu, dass alteingesessene Mieter verdrängt werden und wir inzwischen viele Menschen haben, die in sehr prekären Verhältnissen wohnen: Alleinerziehende mit vielen Kindern, von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen, Wanderarbeiter und Flüchtlinge. Diese Menschen dürfen wir nicht vergessen.

Demokratie und soziale Gerechtigkeit heißt für mich, dass alle einen Beitrag in der Gesellschaft leisten! Die ganze Stadt sollte sozial und sensibel (SuS) handeln! Deshalb fordere ich alle Kölner Wohnungsgesellschaften, aber auch private Wohneigentümer mit vielen Wohnungen, auf, sich sozial zu engagieren.

Im Grundgesetz Artikel 14, Absatz 2 heißt es: ?Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.? Wikipedia schreibt dazu: ?Aus dem Grundgesetz leitet sich beispielsweise eine soziale Verantwortung der Eigentümer von Häusern, Firmen, aber auch sehr wohlhabenden Privatpersonen ab. So sind Immobilienbesitzer verpflichtet, ihr Eigentum instand zu halten und nicht verkommen zu lassen. Mieten sollten dem Einkommen der Bevölkerung angepasst sein.?  

Dazu haben wir einen konkreten Vorschlag: Ich plädiere dafür, dass Wohnungsgesellschaften Wohnungspatenschaften eingehen sollen, z.B. in Zusammenarbeit mit dem Auszugsmanagement des Kölner Flüchtlingsrates oder für obdachlose Personen mit den Wohnversorgungsbetrieben.   Alleine in Köln gibt es 383 Wohnungsunternehmen. Die Arbeitsgemeinschaft der Kölner Genossenschaften zählen alleine 57 Unternehmen. Wenn jedes Unternehmen ein bis drei Familien und Einzelpersonen aufnimmt, könnten viele notleidende Menschen eine Bleibe finden.  

Ich fordere auch den Kölner Haus- und Grundbesitzerverein auf, sich dieses Themas anzunehmen. Meines Erachtens sollte er gerade deshalb Vorbild sein, weil er ja meint, der Markt kann alles richten - was ich nicht glaube! Er könnte sich dann sogar auf den Artikel 14, Absatz 2 berufen!

In Köln haben wir gute Erfahrungen mit Patenschaften und Mentoring zwischen Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen. Deshalb halte ich ein solches Projekt für vielversprechend: SuS Wohnungsgesellschaften, ?soziale und sensible Wohnungsgesellschaften? wäre auch ein Zeichen fair und sozial gerecht miteinander umzugehen!