Stadtentwicklungskonzept Wohnen: Kompakte, soziale Stadt statt Einfamilienhausbau

Michael Weisenstein
AUS StadtentwicklungRatRedenThema Wohnen

Rede zur Ratssitzung am 20.12.2016 • Top 10:37 "Umsetzung STEK Wohnen

hier: Neue Flächen für den Wohnungsbau"

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Jamaika-Bündnis hat aus dem Flächenpass zu viel raus genommen. Vor allem in Lindenthal hat das St. Floriansprinzip voll zugeschlagen. Von ursprünglich mehreren Tausend Wohnungen, die in Lindenthal entstehen sollten, haben Sie wie viele übrig gelassen? - Fünfzehn! - Das ist doch ein schlechter Witz!- "Je höher das Wahlergebnis der CDU, desto niedriger die Zahl an neuen Wohnungen" ist hier die Regel. Ihre Wählerklientel könnte sich ja von neuen Nachbarn gestört fühlen.

Offenbar kommt selbst Ihnen das zu dreist vor - also basteln Sie eine Attrappe: 70 ha in Lövenich. Sie wissen so gut wie jeder hier, dass dort in den nächsten Jahrzehnten nicht eine Wohnung entstehen wird. Damit dort irgendetwas passiert, müsste der Regionalplan geändert werden. Und das dauert. Als Stadt können wir da gar nichts beschließen.

Mehr Mut wäre aber auch in Nippes am Grüngürtel und in Weidenpesch an der Rennbahn angebracht gewesen. In den Bebauungsplanverfahren hätte die Möglichkeit bestanden, gute Lösungen zu finden, mit mehr öffentlichem Grün für die Bevölkerung an der Inneren Kanalstraße und besserer Durchwegung an Niehler Straße, dort wo heute ein Zaun die Grüne Lunge vor der Bevölkerung schützt.

Es ist schon ein bisschen überraschend, dass die FDP dabei ist, wenn so viele Wohnbaupotentiale versenkt werden. Offenbar ist es für Sie Belohnung genug, einmal bei Schwarz-Grün mitspielen zu dürfen.

Meine Damen und Herren, wenn wir die Herausforderung der wachsenden Stadt bewältigen wollen, brauchen wir die kompakte, hoch verdichtete Stadt. Die kompakte Stadt ist eine Stadt der kurzen Wege, sie ist eine Stadt des sparsamen Umgangs mit Flächen, sie ist eine Stadt des niedrigen Energieverbrauchs. Meine Damen und Herren, wir dürfen keine Flächen damit verschwenden, dass wir auf ein großes Grundstück ein Einfamilienhaus setzen. Solche Privatisierungen freier Flächen können wir uns nicht erlauben. Grün muss öffentliches Grün sein! Das Ziel, deutschlandweit nicht mehr als 30 ha Fläche täglich zu verbrauchen, wird nur erreicht, wenn auf Einfamilienhäuser verzichtet und wenn gleichzeitig dicht und hoch gebaut wird. Das sagen das Bundesumweltamt und das Bundesinstitut für Bau und Raumforschung. An diesem Grundsatz sollte sich der Wohnungsbaukompass der Stadt Köln orientieren.

Das vorliegende geänderte Flächenprogramm hat Unzulänglichkeiten, es folgt in Teilen dem St. Floriansprinzip und es sichert nur unzureichend die Bedarfe von alternativen Wohnprojekten. Aber die Maßnahmen sind noch nicht in Stein gemeißelt. Der Rat und seine Ausschüsse können aktiv in die Planungen eingreifen. Die Flächen haben ein Potential für circa 50.000 Wohnungen bis 2029. Deswegen sollten wir diesen Flächenpass heute beschließen.

Bei jeder Einzelplanung müssen wir uns fragen: Wie dicht können wir bauen? Wieviel öffentliches Grün können wir realisieren? Was ist zu tun, damit sich Menschen mit mittleren und kleinen Einkommen diese Wohnungen auch leisten können?