Ost-West-Achse: Mehrheit für einen oberirdischen Ausbau möglich

Michael Weisenstein, Wilfried Kossen

Im November 2017 stellten die Kölner Stadtverwaltung und die KVB mehrere Varianten für die Ertüchtigung der Ost-West-Achse der Kölner Stadtbahn vor. Vor allem von der Deutzer Brücke bis zum Neumarkt ist diese Strecke, auf der die Linien 1, 7 und 9 fahren, überlastet.

In allen Varianten würde die Ost-West-Achse durch eine Verlängerung der Haltestellen ertüchtigt. Dadurch können längere Bahnen fahren, die 50 % mehr Passagiere aufnehmen. Ein oberirdischer Ausbau, den DIE LINKE favorisiert, wäre mit Abstand am günstigsten (250 Mio. Euro) und am schnellsten umsetzbar. Teile der Grünen unterstützen einen oberirdischen Ausbau, während sich die grüne Fraktionsführung im Kölner Rat für einen Kurztunnel vom Heumarkt bis vor den Neumarkt ausgesprochen hatte. Diese Variante wird ansonsten allgemein als unsinniger „Stummeltunnel“ abgelehnt. Dass er überhaupt ins Spiel gebracht wurde, dürfte ein Versuch gewesen sein, einen Kompromiss im schwarz-grünen Bündnis zu erreichen.

Die CDU hat sich inzwischen jedoch, ebenso wie die FDP, für einen möglichst langen Tunnel ausgesprochen, obwohl gerade die langen, teuren Tunnel nicht von Land und Bund gefördert würden und die Stadt Köln alleine die Kosten tragen müsste. In der längsten Variante wären das bereits nach jetziger Schätzung über eine Milliarde Euro. (Ausführlich zu den Vorschlägen der Verwaltung im Platzjabbeck 10/2017: „Tunnel auf der Ost-West-Achse? Zweckentfremdung von ÖPNV-Mitteln!“)

Die SPD hatte lange Zeit nicht zu erkennen gegeben, welche Ausbauvariante sie bevorzugt. Ende März 2018 stellte sie dann ihren eigenen Vorschlag vor:

Demnach würden die Linien 1 und 9 nicht wie bislang zwischen Bahnhof Deutz und Deutzer Freiheit an die Oberfläche kommen, sondern in einem Tunnel unter dem Rhein hindurch und nach Westen hin bis hinter die Universitätsstraße geführt. Die Linie 7 verbliebe an der Oberfläche und würde vom Neumarkt aus den bisherigen Weg der Linie 9 über die Zülpicher Straße und Universität nehmen.

Der SPD-Vorschlag hat Vorteile gegenüber den Tunnelvarianten der Verwaltung. Er kommt ohne den schwierigen Abzweig in das Mauritiusviertel aus. Es gäbe nur einen Tunnelmund, an dessen Stelle der bisherige in Deutz wegfiele. Die Zahl der Gleise würde verdoppelt, wodurch eine deutliche Kapazitätssteigerung erreicht würde.

Auch der SPD-Tunnel würde jedoch immense Kosten bedeuten, über lange Zeit das städtische Fachpersonal binden und damit andere ÖPNV-Projekte verzögern und: er würde wohl erst in den 2040ern fertiggestellt. Die SPD selbst nennt noch zwei weitere Gründe, die gegen ihren Vorschlag sprechen: Es ist nicht sicher, dass ein Tunnel unter dem Rhein technisch durchführbar ist und ihr Vorschlag ist nach derzeitiger Gesetzeslage nicht förderfähig. DIE LINKE lehnt daher den Tunnelvorschlag der SPD ebenso ab wie die Tunnelvarianten der Stadtverwaltung.

Allerdings: Dass die Kapazitäten des ÖPNV auf der Ost-West-Achse schnell ausgebaut werden müssen, sieht auch die SPD. Daher plädieren sie in einem ersten, kurzfristig umsetzbaren Schritt für einen rein oberirdischen Ausbau.

Sollten sich nun auch die Kölner Grünen zu einer oberirdischen Lösung bekennen, dann wäre eine Mehrheit aus SPD, Grünen und LINKEN für diesen Ausbau möglich.